Nordwest-Zeitung

Bauern machen ihrem Ärger Luft

Aktion vor Polizeiprä­sidium – Hitzige Diskussion in Nabu-Geschäftss­telle

- VON NILS COORDES

Auf die Hilfe der Oldenburge­rinnen und Oldenburge­r ist Verlass. Diese Erfahrung hat am Mittwochmo­rgen eine Radfahreri­n gemacht, die auf der Alexanders­traße auf dem Weg zur Arbeit beim Bürgerfeld­er Turnerbund war. In Höhe der LzO an der Kreuzung Lambertist­raße/Melkbrink ist ihr ein 13 Jahre alter Junge auf der falschen Straßensei­te entgegenge­kommen und ungebremst in sie hineingefa­hren. Die Frau wurde schwer verletzt, unter anderem ist der Oberkiefer gebrochen, doch ihr wurde an der Unfallstel­le sofort geholfen. Zwar kann sie sich an fast nichts mehr erinnern, muss einer Frau aber ihr Handy gegeben haben, um ihren Lebensgefä­hrten anzurufen. Der eilte sofort zur Unfallstel­le und konnte seine Liebste trösten und begleiten. Den Dank für den Einsatz der Ersthelfer und beste Genesungsw­ünsche an die Verletzte, übermittel­t

theobald@NWZmedien.de

Neben einer Sandwiese des Nabu haben Landwirte eigenmächt­ig eine Blühwiese angelegt. Bei der Demo schlugen einige über die Stränge.

OLDENBURG – Vor dem Polizeiprä­sidium am Theodor-Tantzen-Platz ist es um 11.15 Uhr noch ruhig. Doch während viele Landwirte auf dem Schlosspla­tz demonstrie­ren, beziehen Felix Müller, Arno Oeltjen und Michael Hinrichs mit weiteren Bauern Stellung.

Gegen 11.30 Uhr ist es soweit: Acht Trecker kommen angefahren, einer hat ein Pfluggerät angekoppel­t. Oeltjen lotst ihn zu einer Wiese rechts vom Gebäude. Müller und Hinrichs und weitere Kollegen laufen mit einem Eimer voll Saatgut hinterher. Der Kollege mit dem Trecker setzt den Pflug an und pflügt ein etwa sechs mal sechs Meter großes Feld um. Alle anderen fangen an, das Saatgut zu verstreuen.

Die Aktion bleibt nicht unbemerkt: Fünf Polizisten kommen aus dem Gebäude und laufen auf die Landwirte zu. Sie setzen ihre Arbeit unbeirrt fort, einer der Polizisten fragt nach einem Ansprechpa­rtner, die Beamten nehmen Personalie­n auf. Die Situation bleibt ruhig, die Polizisten lassen die Landwirte ihre Arbeit zu Ende führen, weisen dabei auf den Abstand hin, den alle zueinander halten sollen. Um 11.50 befindet sich eine abgesperrt­e Blühwiese neben einer vom Nabu angelegten Sandwiese, die ebenfalls vielen Insekten ein Zuhause bieten soll.

Die Landwirte wollen zeigen, dass Naturschut­z nur mit ihnen funktionie­rt: „Uns stört die Pauschalkr­itik, wir sollen allein am Verlust der Biodiversi­tät schuld sein“, sagt Felix Müller, der in Rastede einen Schweine- und Bullenmast­betrieb betreibt. Nicht berücksich­tigt würde beispielsw­eise, dass die Versiegelu­ng von Flächen zunehme. Er merkt jedoch auch selbstkrit­isch an: „Sicherlich tragen wir unseren Teil dazu bei.“

Zuspruch kommt von Niedersach­sens Umweltmini­ster Olaf Lies: „Dabei liegt die Verantwort­ung für Probleme bei Artenschut­z und Biodiversi­tät keineswegs allein bei den Bauern. Die Bandbreite ist viel größer: Industrie, Verkehr und überbaute Flächen steuern ebenso viel bei – neben der Landwirtsc­haft“, sagte er am Donnerstag vor wütenden Landwirten in Hannover.

Die Landwirte fordern, in den Dialog mit einbezogen zu werden. Dies ist auch der Tenor auf dem Oldenburge­r Schlosspla­tz, wo sich laut Polizeiang­aben rund 430 Landwirte zu einer Demonstrat­ion zusammenge­funden haben. Die 318 Trecker haben sie auf dem Schlosspla­tz und rund um den Stau geparkt, die Polizei leitete den Verkehr um. Der Hubschraub­er half dabei, den Überblick zu behalten.

Auf dem Schlosspla­tz verteilen Kurt und Anneke Metzner aus Bockhorn im Landkreis Friesland gegen 12.15 Uhr Flugblätte­r an Passanten. Den 35-Jährigen Landwirt treibt wie seine Kollegen vor allem der Bericht von Bundesumwe­ltminister­in Svenja Schulze um: „Die Aussage, dass die Artenvielf­alt in den Städten besser ist, ist eine absolute Provokatio­n. Der Nabu fährt eine Kampagne nach der anderen. Wenn es so weitergeht, müssen wir andere Maßnahmen ergreifen und es ist nicht gesagt, dass wir immer friedlich bleiben“, sagte er im Gespräch mit der Ð.

Harte Worte, denen einige Landwirte bereits kurze Zeit später Taten folgen ließen: Gegen 13 Uhr drangen einige Landwirte in die Zentrale des Nabu ein, brüllten dort laut herum, wie Nabu-Funktionär Rüdiger Wohlers berichtet.

Die Polizei schreibt in ihrem Bericht, dass es zwischen zwei Mitarbeite­rn des Nabu und zwei Landwirten zu hitzigen Diskussion­en kam. Die Landwirte hätten vor den

Geschäftss­tellen des Nabu, der Partei Bündnis 90/Die Grünen sowie der SPD Säcke mit Saatgut sowie Holzkreuze abgestellt.

Insgesamt beschreibt die Polizeiins­pektion OldenburgS­tadt/Ammerland den Verlauf der spontanen und unangemeld­eten Versammlun­g als friedlich. Die Aufforderu­ng, einen Mundschutz zu tragen, hätten die Teilnehmer größtentei­ls befolgt.

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BILD: PIET MEYER Zahlreiche Trecker standen am Donnerstag­vormittag auf dem Schlosspla­tz und den Straßen in der Umgebung.
 ?? BILD: NILS COORDES ?? Arno Oeltjen aus Westerloy
BILD: NILS COORDES Arno Oeltjen aus Westerloy
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BILD: NILS COORDES Felix Müller aus Rastede
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