Der Zufall spielt mit
Dass die Deutsche Fußball Liga den kontrovers diskutierten Neustart der Bundesliga gut über die Bühne gebracht hat, beschert ihr weltweit Anerkennung. Er liefert aber noch immer keine eindeutige Antwort auf die provokante Frage: Ist es richtig, dass die Profis wieder kicken und somit ein MittelklasseBundesligaspieler – einen zehnprozentigen Gehaltsverzicht eingerechnet – nun nicht mehr 100 000 Euro, aber immerhin noch 90 000 Euro im Monat erhält, während viele Menschen mit KurzarbeiterGeld klarkommen müssen?
Unter moralischen Gesichtspunkten kann man bei so einem Vergleich nur die Hände über dem Kopf zusammenschlagen und die Fußballerei in Gänze ablehnen. Auf der anderen Seite bündelt die DFL die Interessen derer, die in und von der Branche „Profifußball“leben. Und in diesen Zeiten macht sich eben jede Branche Gedanken, wie sie ihr Geschäft betreiben kann – das ist legitim. Ob man das Produkt „Profifußball“zum Leben braucht, muss dabei jeder für sich entscheiden.
Der Neustart kam übrigens nur durch einen Zufall zustande. Denn in der 1. und 2. Bundesliga spielen keine Mannschaften aus Thüringen und Sachsen-Anhalt. Ansonsten wäre es zu einer Kraftprobe mit den Landesregierungen gekommen, die sowohl ein Mannschaftstraining als auch Spiele nicht erlaubt hätten. Dass die DFL sich über die Regeln hinweggesetzt und entsprechende Teams in andere Bundesländer verpflanzt hätte, ist kaum vorstellbar. Denn das hätte nicht zum (letztlich erfolgreichen) Plan gepasst, der Politik mit großer Demut zu begegnen und ihre Entscheidungen zu akzeptieren.
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