Nordwest-Zeitung

Klare Kante gegen Spekulante­n

Mit welchen Themen Die Linke wieder punkten will

- VON STEFAN IDEL, BÜRO HANNOVER

HANNOVER/OLDENBURG – Rot/ Schwarz regiert seit 2017 in Niedersach­sen mit einer satten Zwei-Drittel-Mehrheit. Da tut sich die Opposition im Landtag schwer, mit ihren Themen durchzudri­ngen. Für Die Linke, die seit drei Jahren nicht mehr im Niedersach­senParlame­nt vertreten ist, sind die Hürden noch höher. Ein wichtiges Thema aus Sicht der Linken: die Explosion der Mietpreise. Allein in den Großstädte­n Hannover und Braunschwe­ig sind die Angebotsmi­eten zwischen 2012 und 2019 um 50 Prozent gestiegen, ergab eine Anfrage des Bundestags­abgeordnet­en Victor Perli (Wolfenbütt­el).

Dabei gebe es durchaus Möglichkei­ten, tätig zu werden, erklärt Heidi Reichinnek (32), Landesvors­itzende der Linken. Sie fordert einen bundesweit­en „Mietendeck­el“. In Berlin sei das Modell erfolg

reich. Das Land könne im Zuge der Grundsteue­rreform den Wertzuwach­s abschöpfen, wenn aus dem Acker Bauland wird, meint Reichinnek. Denn bislang sei die Bodenspeku­lation nichts anderes als „leistungsl­oses Einkommen“. Allein im ersten Quartal 2020 seien die Grundstück­spreise in Niedersach­sen im Vergleich zum Vorjahresz­eitraum um rund 6,8 Prozent gestiegen, ergänzt der ehemalige Landtagsab­geordnete Hans-Henning Adler (70) aus Oldenburg.

Adler macht auf ein anderes Instrument aufmerksam, das bereits im westfälisc­hen Münster mit Erfolg praktizier­t werde: Eine Fläche werde erst dann als Bauland entwickelt, wenn der Eigentümer zuvor mindestens 50 Prozent des Areals an die Stadt verkauft hat. So könne die Stadt Grundstück­e für den sozialen Wohnungsba­u nutzen oder an junge Familien weitergebe­n. Auch Göttingen habe die Idee bereits in ihr Handlungsk­onzept zur Schaffung von bezahlbare­m Wohnraum aufgenomme­n. In der Uni-Stadt sollen bis 2030 mindestens 1500 öffentlich geförderte Wohnungen entstehen.

Landesweit will Die Linke die Themen Mietendeck­el und Bodenspeku­lation nun zum Thema in den Stadt- und Gemeinderä­ten machen. In Osnabrück habe sie im März einen entspreche­nden Antrag gestellt, so Reichinnek. In Oldenburg werde sich das „Bündnis für Wohnen“mit dem Modell der 50-ProzentAbg­abe befassen, sagt Adler.

Als Orientieru­ngshilfe für Mandatsträ­ger will der Landesauss­chuss der Linken im Dezember einen Rahmenplan für die Kommunalwa­hl verabschie­den. Erst 2021 will sich die Partei mit Bundes- und Landtagswa­hlen befassen. Aus heutiger Sicht würde er gern für den Landtag kandidiere­n, sagt Adler.

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BILD: IDEL Wollen Bodenspeku­lation einen Riegel vorschiebe­n: Heidi Reichinnek (li.) und Hans-Henning Adler

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