„Pfarrer und Waffe – das geht nicht“
Martin Roth ist seit Jahren als Pfarrer in Oldenburg stationiert – und aktuell im Einsatz in Mali
Der 53-Jährige war normaler Gemeindepfarrer, bis er eine neue Aufgabe suchte. Im Ausland ist er Ansprechpartner für die Soldaten – und verfolgt vor allem ein Ziel.
Herr Roth, wie würden Sie Ihre Aufgabe als Militärpfarrer beschreiben?
Roth: Wenn neue Soldaten kommen, stelle ich mich immer kurz vor. Unser aller und vor allem auch mein Ziel ist es, dass wir irgendwann nach Deutschland zurückkehren – rückwirkend betrachtet mit einer guten Zeit und gesund an Leib und Seele.
Seit April sind Sie in Mali im Camp Koulikoro stationiert. Wie ist dort Ihr Tagesablauf? Roth: Als Pfarrer ist jeder Tag immer ein bisschen anders, je nachdem, wie die Gespräche sind und die Situation ist. Vormittags bin ich teilweise im Büro oder lade mich bei Soldaten zum Kaffee ein. Dort komme ich dann ins Gespräch. Manchmal haben wir Besprechungen und ich bereite natürlich die Gebete und Gottesdienste vor.
Ich bin einfach ein Ansprechpartner für die Soldaten – sie können auf mich zukommen. Dadurch, dass ich als Schulterklappe ein Kreuz trage und keinen Dienstgrad, bin ich auch gut zu erkennen. Und: Ich bin der einzige im deutschen Kontingent, der prinzipiell keine Waffe trägt. Pfarrer und Waffe – das geht einfach nicht.
Mit welchen Fragen kommen die Soldaten zu Ihnen? Roth: Fast alle hier sind mehrere Monate weg von der Heimat, vom familiären Umfeld. Das kann zu Belastungen führen. Unter Umständen gibt es Trennungen, wobei mir viele Soldaten sagen, dass sie den Einsatz zu Hause abgestimmt haben. Manchmal kommt ein Soldat, wenn er ein Kreuz hat, das gesegnet werden soll, oder wenn er über eine Bibelstelle reden möchte. Manchmal kommen Soldaten auch an Jahrestagen von verstorbenen Kameraden zu mir. In diesem Einsatz kommt dazu, dass die Corona-Lage in Deutschland eine Rolle spielt. Wenn ich Soldaten etwa nach ihren Kindern frage, wissen sie gar nicht so genau, ob Schule oder Kindergarten stattfindet.