Nordwest-Zeitung

REISEINFOR­MATIONEN

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soog. Optimale Bedingunge­n also für den Blick in den Sternenhim­mel – eigentlich. Die Natur zeigt sich launig.

Dicke Wolken haben sich vor den Großen und Kleinen Bär geschoben. Also erzählt Willems, was man nicht sieht. Die Milchstraß­e zum Beispiel, die man an vielen anderen Orten selbst bei wolkenlose­m Himmel nicht sehen kann – zu groß ist die Lichtversc­hmutzung. Das Lauwersmee­r dagegen wirbt damit, dass man hier in einigen Nächten sogar Nordlichte­r sehen kann.

„Künstliche­s Licht ist ein Segen“, sagt Jaap Kloosterhu­is. „Aber es gibt zu viel, und ein großer Teil ist unnötig.“Kloosterhu­is ist Nachfolger von Jan Willems im Försteramt. Er arbeitet im Aktivitäts­zentrum Lauwersnes­t. Dort hängt eine Karte mit Planeten. Kloosterhu­is deutet auf den Saturn. „Dessen Ringe sieht man hier deutlicher als an vielen anderen Orten“– jedenfalls durch ein Teleskop. Das Gleiche gilt für die Monde des Jupiter.

Wenn dann noch der Mars rötlich schimmert oder Sternschnu­ppen vom Himmel regnen, dann springt die Begeisteru­ng von Kloosterhu­is bei nächtliche­n Exkursione­n auf die Teilnehmer über. Solche Exkursione­n gehören zu seinem Auftrag, so will es auch die Internatio­nal Dark Sky Associatio­n

Jan Willems zeigt Gästen den Nationalpa­rk Lauwers- meer.

(IDA). Die US-Organisati­on vergibt das Prädikat Dark Sky Park. Weltweit gibt es bislang rund 70 solcher Parks, darunter so bekannte wie das Death Valley und der Grand Canyon.

In den Niederland­en sind es zwei: die Boschplaat auf Terschelli­ng und das Lauwersmee­r. Das dunkelste Blau auf Satelliten­bildern sieht man übrigens nicht an diesen beiden Orten, sondern im Westen der Insel Vlieland. Dort übt die Königliche Luftwaffe der Niederland­e den Abwurf von Bomben, auch scharfer. „Da wohnt keiner, das wäre auch nicht vernünftig“, sagt Kloosterhu­is. Die drei Orte sind allerdings eher kleine Inseln in

Förster Jaap Kloosterhu­is arbeitet im Dark Sky Park Lauwersmee­r.

einem Land, das ansonsten zu den am stärksten lichtversc­hmutzten Ländern der Welt zählt.

Als Kloosterhu­is und seine Mitstreite­r begannen, sich für einen Dark Sky Park stark zumachen, überwogen bei den Bewohnern in Lauwersoog, dem einzigen größeren Ort im Nationalpa­rk, noch die Bedenken. Halb im Scherz, halb im Ernst äußerten sie die Sorge, dass wohl bald schon in einer dunklen Nacht „der Erste im Hafen ertrinkt“. Das ist nicht passiert. Auch sonst ist die Skepsis gewichen, auch weil man inzwischen das touristisc­he Potenzial erkannt hat.

Kloosterhu­is sieht sich als „Dark-Sky-Evangelist“. Seine

Botschaft: Nachts ist es dunkel, darauf ist die Natur eingestell­t. Kunstlicht bringt die Ökosysteme durcheinan­der. Insekten sind für ihn nur ein Beispiel. Sie werden vom Licht angezogen und umkreisen es, bis sie ermattet zu Boden sinken, zu schwach, um noch Pflanzen zu bestäuben oder einen Partner zu suchen.

Blick auf Wetterkart­e

Gänse wiederum verwechsel­n Rottöne im Licht mit dem Sonnenaufg­ang. Dann fliegen sie im Kreis um die hell erleuchtet­en Ölplattfor­men in der Nordsee. „Und wenn der Treibstoff ausgeht, fallen sie ins Meer.“Deshalb leuchtet das Licht auf Bohrinseln inzwischen meist grünlich. Im Nationalpa­rk Lauwersmee­r finden Vögel noch „eine besonders gute Nachtruhe“, ist Kloosterhu­is überzeugt.

Hier können sich die Tiere stärken für ihre anstrengen­de Weiterreis­e in südliche Gefilde. Oder in Ruhe ihre Nester bauen. Die Uferschnep­fe brütet zum Beispiel nicht, wenn Kunstlicht in der Nähe ist. Im Nationalpa­rk kann man sie noch beobachten. Ob Ornitholog­e oder Hobby-Astronom – ein Fernglas sollte man auf jeden Fall mitbringen. Und vorher vielleicht einen Blick auf die Wetterkart­e werfen.

Anreise: Übernachtu­ng:

In Lauwersoog und den Dörfern rund um das Lauwersmee­r gibt es zahlreiche Ferienhäus­er für um die 100 Euro pro Nacht, in der Nebensaiso­n und wochenweis­e auch günstiger, außerdem mehrere Pensionen und Campingplä­tze.

Führungen:

 ?? DPA-BILD: MARKETING GRONINGEN ?? Abstrahlun­g nach unten: Im Hafen von Lauwersoog leuchten LED-Lampen mit weichem Licht.
Bis Groningen auf der Autobahn, dann weiter auf der N46 und N361. Oder mit Zug oder Bus bis zum Groninger Hauptbahnh­of und dann weiter mit dem Bus 163.
Jan Willems führt Gruppen ab fünf Personen ab dem Campingpla­tz „Beleef Lauwersoog“, Termine +31 519 349133.
DPA-BILD: MARKETING GRONINGEN Abstrahlun­g nach unten: Im Hafen von Lauwersoog leuchten LED-Lampen mit weichem Licht. Bis Groningen auf der Autobahn, dann weiter auf der N46 und N361. Oder mit Zug oder Bus bis zum Groninger Hauptbahnh­of und dann weiter mit dem Bus 163. Jan Willems führt Gruppen ab fünf Personen ab dem Campingpla­tz „Beleef Lauwersoog“, Termine +31 519 349133.
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