Typen 940 und 960 waren typisch Volvo
Letzte Modelle mit Hinterradantrieb und Ziegelsteinform kamen vor 30 Jahren auf den Markt
Riesige Kombis und repräsentative Limousinen, wie sie die Volvo-Community seit Generationen liebte. Die Typen 940 und 960 erfüllten einfach alle Klischees, von cleveren Sicherheitstechniken bis zu unkaputtbarer Langlebigkeit.
GÖTEBORG – Als sie vor 30 Jahren auf den Markt kamen, waren sie die letzten Volvo-Modelle mit klassischem Hinterradantrieb und in kantiger Ziegelsteinform. Klassiker waren diese kultigen Schweden schon als Neuwagen.
Denn bereits damals, im Sommer 1990, verkörperten die im Format von BMW 7er oder Audi V8 dimensionierten Oberklasse-Volvo keineswegs skandinavische Jugendfrische. Eigentlich handelte es sich um altgediente Wikinger, deren Entwicklung schon 1975 begonnen hatte und die seit 1982 als Volvo 740/760 vor allem dank eines fast schon verschwenderisch großzügigen Raumangebots und mit kräftiden
Unter der langen Haube der 940er kommen vor allem Vierzylinder zum Einsatz.
Die Volvo-Typen 940 und 960 erfüllten alle Volvo-Qualitäten – von cleveren Sicherheitstechniken bis zu „unkaputtbarer“Langlebigkeit.
ger Turbo-Power verblüffende Verkaufsresultate erzielten. Wozu neben den Volvo-typischen Sicherheitsfeatures auch unverschämt freche Vollgas-Werbung beitrug, die etwa den 740 Turbo mit Lamborghini Countach und Ferrari Testarossa verglich. Tatsächlich genügte den erfolgsverwöhnten 700ern deshalb lediglich etwas Kosmetik, um 1990 als nominell größeres Volvo-Doppel 940 und 960
Erfolgreicher Schwede: Volvos 900er-Serie verkaufte sich trotz relativ hoher Preise hervorragend.
Der moderne Nachfolger der 900er-Reihe bleibt der „9“treu und firmiert unter V90.
aufzuspielen, und in einigen Versionen erstmals die FünfMeter-Längenmarke zu übertreffen.
Ob als extralange sechstürige
Hotel-Limousine, glamourös ausstaffierte Staatskutsche der dänischen und schwedischen Royals, inoffizieller nordischer Driftchampion auf Eis und Schnee oder als mit Abstand größter Kombi (2130 Liter Kofferraumvolumen ließen andere Lademeister wie Ford Scorpio Turnier oder BMW 5er Touring geradezu winzig wirken): Die 900er Serie erwies sich für den damals finanziell klammen Göteborger Autobauer als vielleicht lebensrettender Bestseller.
Schließlich konnte Volvo in weltwirtschaftlich turbulenten frühen 1990ern die Entwicklungskosten für die künftigen Frontantriebs-Reihen 850 und S80 kaum alleine stemmen und die von VolvoChef Pehr Gyllenhammar angestrebte Fusion mit Renault scheiterte. Da kamen die satten Gewinne aus dem teuer eingepreisten 900 gerade recht.
Tatsächlich kostete der mit einem neu konstruierten, 204 PS starken Vierventil-Sechszylinder aufwartende Volvo 960 Executive fast ebenso viel ein S-Klasse-Mercedes, und auch der Volvo 940 Turbo nahm beim Preis Maß an PremiumKonkurrenten wie BMW 5er oder Audi 100/200. Andererseits blieb der größte Volvo Schwedens Volkswagen und deshalb gab es die Schnäppchen-Version 940 GL Business Edition mit 112 PS-Vierzylinder zu billigeren Preisen als entsprechende Ford oder Opel. So wurden in gut achtjähriger Bauzeit rund 670.000 Einheiten der Volvo Serie 900 und der 1996 vorgestellten finalen Faceliftversion S90/V90 ausgeliefert, für den damals kleinen skandinavischen Player im Konzert der globalen Giganten ein stolzes Ergebnis.