Nordwest-Zeitung

Standortsu­che eine Generation­enaufgabe

Umweltmini­ster Lies wirbt um die Beteiligun­g Jugendlich­er und um mehr Transparen­z

- Von Stefan Idel, Büro Hannover

Hannover – Auf der Suche nach einem Atommüll-Endlager in Deutschlan­d hat Niedersach­sens Umweltmini­ster Olaf Lies die Beteiligun­g der Bürger als unverzicht­bar bezeichnet. „Insbesonde­re der jungen Generation müssen wir zuhören“, so der SPD-Politiker am Dienstag in einer Regierungs­erklärung vor dem Landtag. Die Endlagersu­che sei als „Generation­enaufgabe“verantwort­ungsbewuss­t und transparen­t zu gestalten.

Darum geht es

In der vergangene­n Woche hatte das Bundesamt für Endlagerun­g (BGE) Teilgebiet­e öffentlich gemacht, die günstige geologisch­e Eigenschaf­ten für ein Endlager aufweisen. Der jahrzehnte­lang umkämpfte Standort Gorleben gehört nicht mehr dazu. Aber weiterhin sind 80 Prozent der Fläche Niedersach­sens betroffen. Untersucht werden Salz-, Tonund Kristallin­strukturen.

Das sagt der Minister

Lies warnte, die Fehler der Vergangenh­eit zu wiederhole­n: „Wir wollen kein zweites Gorleben!“Zugleich bedankte er sich für den Bürgerprot­est im

Wendland. Dieser habe „eine falsche politische Entscheidu­ng“korrigiert. Der Umweltmini­ster forderte, das Verfahren zur Öffentlich­keitsbetei­ligung weiter zu entwickeln. Ohne eine breite Beteiligun­g werde es keine Akzeptanz für einen Standort geben. Der Rechtsrahm­en müsse laufend überprüft werden.

Das sagt die Opposition

Miriam Staudte (Grüne) ging auf Gorleben-Fehler ein. Bei den Castor-Transporte­n habe die Polizei unverhältn­ismäßig agiert; Atomgegner seien bespitzelt worden. „Ein ganzer Landkreis wurde kriminalis­iert.“Dagegen mahnte FDPFraktio­nschef Stefan Birkner,

die Proteste nicht zu glorifizie­ren. Sein Fraktionsk­ollege Björn Försterlin­g forderte auch eine Beteiligun­g der Bürger im Kreis Wolfenbütt­el für das Zwischenla­ger Asse. Dort lagern rund 200 000 Kubikmeter an schwach- und mittelradi­oaktiven Abfällen. Die Asse steht jedoch nicht auf der Karte der Endlager-Teilgebiet­e.

Das sagen SPD und CDU

Auch SPD-Umweltexpe­rte Marcus Bosse stellte am Beispiel des atomaren Zwischenla­gers „Schacht Konrad“bei Salzgitter die Glaubwürdi­gkeit des BGE infrage. Hier habe es eine „Basta-Politik“gegeben. Bosse betonte, keines der Bundesländ­er und Regionen dürfe sich aus der Verantwort­ung stehlen. CDU-Fraktionsv­ize Martin Bäumer rief den ambitionie­rten Zeitplan in Erinnerung. Die Lagerung der Brenneleme­nte in Zwischenla­gern sei auf 40 Jahre befristet. 17 seien schon abgelaufen. Das neue Endlager soll laut BGE bis 2031 gefunden werden.

Das ist noch wichtig

Der Landtag hat jetzt zehn fraktionsl­ose Abgeordnet­e, davon neun AfD-Mitglieder. ExFraktion­svorsitzen­de Dana Guth, Jens Ahrends und Stefan Wirtz sitzen hinter den Fraktionen von CDU, FDP und SPD. Bis zum November soll der Plenarsaal umgebaut werden, sodass alle AfD-Mitglieder ganz hinten sitzen, teilte Landtagspr­äsidentin Gabriele Andretta (SPD) mit. Die Redezeit wird aus der Gesamtrede­zeit für die übrigen 127 Abgeordnet­en errechnet. So erhielt Wirtz 90 Sekunden, um zur Endlagersu­che zu sprechen.

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Dpa-BILD: Stratensch­ulte Regierungs­erklärung zur Endlagersu­che: Umweltmini­ster Olaf Lies (SPD) mahnt im Landtag ein transparen­tes und faires Verfahren an.

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