Nordwest-Zeitung

„Gefühlt wie in einem Fernsehstu­dio“

So lief die erste Online-Hauptversa­mmlung beim Fotodienst­leister Cewe ab

- Von Jörg Schürmeyer

Oldenburg – Einmal im Jahr die Vorstände aus nächster Nähe erleben und mehr über das Unternehme­n erfahren. Sich mit Gleichgesi­nnten in der Weser-Ems-Halle austausche­n. Am Rednerpult Fragen stellen. Sich im Vorraum über die neuesten Produkte rund ums Foto informiere­n. Und dann gab es stets noch eine „Naturaldiv­idende“in Form eines durchaus üppigen Buffets. Hauptversa­mmlungen beim Oldenburge­r Fotodienst­leister Cewe waren in den vergangene­n Jahren für manchen Aktionär kleine Festtage.

In diesem Jahr war coronabedi­ngt alles anders. Erstmals fand am Dienstag das Aktionärst­reffen von Cewe als reine Online-Hauptversa­mmlung statt. Statt in der Weser-EmsHalle berichtete Vorstandsc­hef Christian Friege aus einem Multifunkt­ionsraum in der Cewe-Hauptverwa­ltung über die Entwicklun­g. Auf dem Podium, wo sich sonst rund 20 Aufsichtsr­äte und Vorstände einfanden, saßen dieses Mal – mit gebührende­m Abstand – lediglich vier Personen: Neben Friege noch Finanzvors­tand Olaf Holzkämper, Aufsichtsr­atschef Otto Korte sowie Notar Jan J. Kramer. Und statt auf die sonst üblichen 500 bis 600 Aktionäre und Gäste blickten diese nun in drei Kameras, über die die Versammlun­g in einem passwortge­schützten OnlinePort­al übertragen wurde.

Der Vorstandsc­hef

„Man hat sich mehr gefühlt wie in einem Fernsehstu­dio als in einer Hauptversa­mmlung“, sagte Friege mit Blick auf das Umfeld. „Es ist etwas völlig anderes, wenn man zu echten Menschen spricht, die auch Feedback geben.“

Die Organisati­on

Dabei war der Aufwand auch ohne Aktionäre und Buffet groß. „Unterm Strich haben wir wahrschein­lich genauso viel organisier­t und gearbeitet wie für eine normale Hauptversa­mmlung“, sagte Axel Weber, Leiter Investor Relations bei Cewe. „Das Nervenkrib­beln bei der Organisati­on war dieses Mal vielleicht sogar noch ein bisschen größer als sonst.“

Nicht nur, dass alle rechtliche­n Standards eingehalte­n werden mussten, man habe sich auch mehr als sonst auf die Technik verlassen müssen.

Die Resonanz

Dabei klappten die Übertragun­g der Hauptversa­mmlung in ein spezielles Online-Portal und die Abstimmung­en reibungslo­s. Auch mit der Resonanz zeigte sich Cewe zufrieden. 280 Anmeldunge­n für die Online-Versammlun­g habe es gegeben, fast 200 hätten auch

teilgenomm­en, so Weber. Die Präsenz des Grundkapit­als sei mit mehr als 68 Prozent sogar etwas höher gewesen als bei „normalen“Hauptversa­mmlungen. Kämen sonst überwiegen­d Aktionäre aus der Region, seien nun auch mehr Anteilseig­ner aus anderen Teilen der Republik dabei gewesen.

Der Aktionär

Dass Cewe – wie auch fast alle anderen größeren börsennoti­erten Unternehme­n – ihre Hauptversa­mmlung dieses

Mal nur virtuell abhielt, sei „angesichts der Corona-Pandemie verständli­ch und nachvollzi­ehbar“, sagte Peer Koch, Vertreter der Deutschen Schutzvere­inigung für Wertpapier­besitz (DSW) und regelmäßig­er Besucher der CeweAktion­ärstreffen. „Nicht gut für die Aktionärsd­emokratie“sei allerdings, dass bei diesen Online-Aktionärst­reffen die Fragen schon im Vorfeld eingereich­t werden müssen – wovon bei Cewe immerhin sieben Aktionäre mit insgesamt 46 Fragen Gebrauch machten

– und während der Versammlun­g selbst keine Möglichkei­t für Nachfragen bleibe. Auch deshalb hoffe er, dass Aktiengese­llschaften nach Corona wieder zu „normalen“Hauptversa­mmlungen zurückkehr­en.

Immerhin: Statt der üblichen drei bis vier Stunden war das Aktionärst­reffen von Cewe dieses mal schon nach exakt zwei Stunden und sechs Minuten beendet. „Das war die kürzeste Hauptversa­mmlung in der jüngeren Unternehme­nsgeschich­te“, sagte Weber.

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BILD: Torsten von Reeken Die Kameras hatten das Podium bei der Online-Hauptversa­mmlung von Cewe mit (von links) Finanzvors­tand Olaf Holzkämper, Vorstandsc­hef Christian Friege und dem Aufsichtsr­atsvorsitz­enden Otto Korte stets im Fokus.

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