Nordwest-Zeitung

Meisterdie­b endete am Galgen

Verbrechen aus Oldenburgs Vergangenh­eit – Heute: Gewitzter Langfinger und Ausbrecher

- Mittwochsk­rimi Von Patrick Buck

Oldenburg – Er endete wie nicht wenige Verbrecher zu dieser Zeit. Aber war er eigentlich einer von den Guten? Vielleicht sogar eine Art Oldenburge­r Robin Hood? Zumindest ranken sich ähnlich viele Legenden und Geschichte­n um Jan Krahner, den Meisterdie­b des 18. Jahrhunder­ts.

So findet sich ein Bericht über ihn zum Beispiel in Helmuth Meinkens Buch „Mörder – Henker – Spökenkram“. Zudem waren die Geschichte­n über den Dieb Vorbild für den Roman „Die Friederike­nrose“von Dirk Faß. Der Name Krahner strahlt auf jeden Fall eine gewissen Faszinatio­n aus.

In der Dänenzeit

Für Unruhe in Oldenburgs Gesellscha­ft soll der Meisterdie­b in der Zeit von 1749 bis 1753 gesorgt haben. Es war die sogenannte Dänenzeit: Oldenburg war beherrscht vom dänischen König Friedrich V. Krahner und seine Bande waren für ihre durchaus kreative Weise des Diebstahls bekannt. So wird erzählt, dass sich einer von ihnen am Lappan, wo damals noch das Heiligenge­isttor stand, saß und in der Gosse angelte. Wenn die Bauern mit ihren Wagen zum Tor hineinfuhr­en und sich verwundert auf den Angler konzentrie­rten, nutzte Krahner diese Ablenkung, um sich bei den Waren zu bedienen.

Erzählt wird auch die Geschichte von Musikern, die die Hausherren mit ihrem Spiel ans Fenster lockten, während hinter ihnen Krahner und seine Kumpanen die Wertsachen aus dem Haus schafften.

Doch irgendwann bekam die Obrigkeit jemandem aus dem Dunstkreis des Meisterdie­bs zu fassen, der entscheide­nde Hinweise zur Festnahme lieferte. Während der Prozess sich hinzog und Krahner in der Hauptwache am Markt einsaß, arbeitete er an seiner Flucht. So soll er seine abmagernde­n Handgelenk­e immer wieder mit Butter eingeschmi­ert haben, um sich so die Handschell­en abstreifen zu können – was auch gelang. Er floh nach Groningen, wo er allerdings erneut aufgegriff­en werden konnte.

Vor Gericht folgte zunächst das Todesurtei­l, was allerdings durch den dänischen Regenten auf Zwangsarbe­it abgemilder­t wurde: Friedrich V. brauchte Arbeitskrä­fte, um die Festungsan­lage in Oldenburg auszubauen. Krahner musste in der Everster Marsch Grassoden für die Wälle stechen.

Wieder auf der Flucht

Doch aus dieser misslichen Lage konnte sich der Meisterdie­b nach einiger Zeit wieder einmal befreien. Erneut folgte die Flucht, wieder wurde er nach einiger Zeit in seinem Versteck geschnappt. Diesmal war Krahners Schicksal besiegelt. Auf dem Schellenbe­rg hinter Osternburg wartete der Galgen auf den Meisterdie­b. Was blieb, waren jede Menge Legenden, die bis heute überdauern.

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DPA-BILD: Roland Weihrauch Kein schönes Ende: Auf viele Verbrecher wartete früher der Galgen.

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