Zur Liebe des Teehändlers zu den Kunden
Thorsten Nack schreibt erlebte Geschichten aus Wilhelmshaven und Oldenburg
Wilhelmshaven/Oldenburg – Nein – mein Lieblingstee, ein Pai Mu Tan aus China, ist nicht erwähnt. Egal, eine Kanne dieses zarten Grüntees, der auch als weißer Tee gehandelt wird, rundet perfekt die Lektüre ab: ein Ausflug in die Teewelt und das Privatleben von Thorsten Nack. Der umtriebig-freundliche Teeverkäufer nimmt mich mit ins Geschäft, lässt mich an seinen kaufmännischen Überlegungen teilhaben, die Verkaufsgespräche belauschen, ihn in seiner Freizeit und bei Urlaubsreisen begleiten. Alles aufgeschrieben in einem 99Seiten-Buch, das jetzt im Oldenburger Isensee-Verlag erschien.
Jeder soll glücklich sein
Viele Teetrinker in Oldenburg und Wilhelmshaven kennen Thorsten Nack, haben bereits erlebt, wie er im blauweiß gestreiften Fischerhemd nicht nachlässt, sich für zufriedenstellende Verkaufsgespräche einzusetzen. Sein Ziel: Jeder soll nach dem Handel glücklich sein. Der Kunde, weil er sich möglichst vollgepackt mit attraktiver Ware auf den Weg nach Hause macht – und er, der Verkäufer, weil er den finanziellen Gegenwert des Handels in seiner Kasse verbucht hat, ein Vorgang, der ihm, seinem Ehemann und einem guten Dutzend Mitarbeitern den Lebensunterhalt sichert.
In den 90er Jahren hat er gemeinsam mit seinem Lebenspartner, dem Wilhelmshavener Grünen-Politiker Michael von den Berg, den Sprung in die Selbstständigkeit gewagt und in der neuen Nordseepassage den „Teepalast“eröffnet. Inzwischen steht das Unternehmen auf drei Säulen: Neben dem kleinen, aber feinen Wilhelmshavener Stammhaus gehört ein gediegener Laden in der Oldenburger Gaststraße sowie
ein lebhafter Internethandel dazu.
Wer den leidenschaftlichen Teeverkäufer in seinem Laden erlebt hat, weiß, dass er nicht mehr aus dem Grübeln herauskommt, wenn ein Kunde, der 100 Gramm Ostfriesenmischung kaufen wollte, den Laden tatsächlich auch mit 100 Gramm Ostfriesenmischung verlässt. Was ist da passiert? Was hab’ ich falsch gemacht? Wieso hat er keine ordentliche Teemenge dabei? Warum keine zweite Sorte zumindest zum Ausprobieren? Und brauchte der Kunde wirklich kein Edelstahl-Gefäß zur Aufbewahrung des kostbaren Naturprodukts, keinen Messlöffel? Wieso hat er nicht die neue Super-Teekanne oder zumindest noch ein Stövchen mitgenommen? Fragen über Fragen beschäftigen ihn dann bis in den Abend hinein – und am nächsten Tag wird er mit neuem Elan und vielleicht neuen Ideen ans Werk gehen.
Manchmal im Smoking
Wer so intensiv wie Thorsten Nack arbeitet, erlebt natürlich eine Menge mehr oder weniger lustige Anekdoten und Episoden, erzählt sie weiter – und kommt irgendwann auf die Idee, dass daraus vielleicht auch ein Buch werden könnte. Unter dem Titel „Den nächsten Kunden bring ich um“lässt er nun seine Kunden teilhaben an Freud und gelegentlich auch am Leid des Verkäufers. Und die Eingeweihten machen sich auch keine Sorgen, dass spätestens bis Weihnachten ein guter Teil der Auflage über den Ladentisch gegangen ist. Wahrscheinlich mehr im Teegeschäft als in der Buchhandlung. Trotz des kleinen Mangels, dass mein Pai Mu Tan nicht erwähnt ist.