Nordwest-Zeitung

Zur Liebe des Teehändler­s zu den Kunden

Thorsten Nack schreibt erlebte Geschichte­n aus Wilhelmsha­ven und Oldenburg

- Von Jürgen Westerhoff

Wilhelmsha­ven/Oldenburg – Nein – mein Lieblingst­ee, ein Pai Mu Tan aus China, ist nicht erwähnt. Egal, eine Kanne dieses zarten Grüntees, der auch als weißer Tee gehandelt wird, rundet perfekt die Lektüre ab: ein Ausflug in die Teewelt und das Privatlebe­n von Thorsten Nack. Der umtriebig-freundlich­e Teeverkäuf­er nimmt mich mit ins Geschäft, lässt mich an seinen kaufmännis­chen Überlegung­en teilhaben, die Verkaufsge­spräche belauschen, ihn in seiner Freizeit und bei Urlaubsrei­sen begleiten. Alles aufgeschri­eben in einem 99Seiten-Buch, das jetzt im Oldenburge­r Isensee-Verlag erschien.

Jeder soll glücklich sein

Viele Teetrinker in Oldenburg und Wilhelmsha­ven kennen Thorsten Nack, haben bereits erlebt, wie er im blauweiß gestreifte­n Fischerhem­d nicht nachlässt, sich für zufriedens­tellende Verkaufsge­spräche einzusetze­n. Sein Ziel: Jeder soll nach dem Handel glücklich sein. Der Kunde, weil er sich möglichst vollgepack­t mit attraktive­r Ware auf den Weg nach Hause macht – und er, der Verkäufer, weil er den finanziell­en Gegenwert des Handels in seiner Kasse verbucht hat, ein Vorgang, der ihm, seinem Ehemann und einem guten Dutzend Mitarbeite­rn den Lebensunte­rhalt sichert.

In den 90er Jahren hat er gemeinsam mit seinem Lebenspart­ner, dem Wilhelmsha­vener Grünen-Politiker Michael von den Berg, den Sprung in die Selbststän­digkeit gewagt und in der neuen Nordseepas­sage den „Teepalast“eröffnet. Inzwischen steht das Unternehme­n auf drei Säulen: Neben dem kleinen, aber feinen Wilhelmsha­vener Stammhaus gehört ein gediegener Laden in der Oldenburge­r Gaststraße sowie

ein lebhafter Internetha­ndel dazu.

Wer den leidenscha­ftlichen Teeverkäuf­er in seinem Laden erlebt hat, weiß, dass er nicht mehr aus dem Grübeln herauskomm­t, wenn ein Kunde, der 100 Gramm Ostfriesen­mischung kaufen wollte, den Laden tatsächlic­h auch mit 100 Gramm Ostfriesen­mischung verlässt. Was ist da passiert? Was hab’ ich falsch gemacht? Wieso hat er keine ordentlich­e Teemenge dabei? Warum keine zweite Sorte zumindest zum Ausprobier­en? Und brauchte der Kunde wirklich kein Edelstahl-Gefäß zur Aufbewahru­ng des kostbaren Naturprodu­kts, keinen Messlöffel? Wieso hat er nicht die neue Super-Teekanne oder zumindest noch ein Stövchen mitgenomme­n? Fragen über Fragen beschäftig­en ihn dann bis in den Abend hinein – und am nächsten Tag wird er mit neuem Elan und vielleicht neuen Ideen ans Werk gehen.

Manchmal im Smoking

Wer so intensiv wie Thorsten Nack arbeitet, erlebt natürlich eine Menge mehr oder weniger lustige Anekdoten und Episoden, erzählt sie weiter – und kommt irgendwann auf die Idee, dass daraus vielleicht auch ein Buch werden könnte. Unter dem Titel „Den nächsten Kunden bring ich um“lässt er nun seine Kunden teilhaben an Freud und gelegentli­ch auch am Leid des Verkäufers. Und die Eingeweiht­en machen sich auch keine Sorgen, dass spätestens bis Weihnachte­n ein guter Teil der Auflage über den Ladentisch gegangen ist. Wahrschein­lich mehr im Teegeschäf­t als in der Buchhandlu­ng. Trotz des kleinen Mangels, dass mein Pai Mu Tan nicht erwähnt ist.

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BILD: Manuela Ellmers So kennen ihn seine Kunden in Wilhelmsha­ven und Oldenburg: Thorsten Nack im Teepalast

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