Nordwest-Zeitung

Niedersach­sen gegen Atomkraftw­erk vor Haustür

Umweltmini­ster Lies kämpft gegen Meiler in Eemshaven – Debatte über gemeinsame Projekte

- Von Stefan Idel, Büro Hannover

Emden/Hannover – Niedersach­sen will mit aller Macht gegen den Bau neuer Atomkraftw­erke im Norden der Niederland­e, unmittelba­r in der Nähe zu Ostfriesla­nd, kämpfen. „Ich werde alles dafür tun, damit die Niederland­e nicht zum neuen Kernenergi­e-Land werden“, kündigte Umweltmini­ster Olaf Lies (SPD) im Gespräch mit unserer Zeitung an.

Während in Deutschlan­d derzeit über die Suche nach einem atomaren Endlager diskutiert wird, will die niederländ­ische Regierungs­partei VVD die Kernenergi­e reaktivier­en und den Bau von bis zu zehn neuen Atommeiler­n prüfen lassen. Dabei wurde erneut Eemshaven als Standort ins Spiel gebracht, gemeinsam mit Delfzijl die sogenannte Energie-Drehscheib­e des Nachbarlan­des und bereits Standort von gleich drei Gasund Kohlekraft­werken.

„Ich bin überrascht“

Er sei „überrascht“von den Plänen des Nachbarlan­des, so Lies. „Bisher setzen die Niederländ­er, genau wie wir, konsequent auf den Ausbau der Erneuerbar­en

Energien.“Der Bau neuer Kernkraftw­erke wäre „ein gigantisch­er Rückschrit­t in alte Zeiten“. Der Minister bezeichnet­e es als „unverantwo­rtlich“, noch mehr Atommüll zu produziere­n und die Entsorgung nachfolgen­den Generation­en zu überlassen. Er rechne mit starkem Widerstand im Nordwesten. Lies will im Nachbarlan­d für gemeinsame Projekte im Bereich Erneuerbar­e Energien werben.

Widerstand kündigten zudem die Grünen im Landtag an. Zusammen mit der niederländ­ischen Schwesterp­artei „GroenLinks“werde man alles tun, „um diesen wirtschaft­lichen und ökologisch­en Wahnsinn zu stoppen“, so die Landtagsab­geordnete Meta Janssen-Kusz (Borkum). CDU-Fraktionsv­ize Martin Bäumer sagte: „Wir können nicht nur zugucken, wenn an der Grenze neue Kernkraftw­erke entstehen.“Die Niederländ­er müssten erkennen, dass die Produktion­skosten für Erneuerbar­e Energien ständig sinken.

Nur ein Meiler in Betrieb

In den Niederland­en ist nur noch eines von zwei Atomkraftw­erken in Betrieb. Mit den neuen Meilern sollen nach dem Willen der Partei von Ministerpr­äsident Mark Rutte die Pariser Klimaziele erreicht werden. Lies widersprac­h: Bis 2030 werde kein einziges neues Atomkraftw­erk fertiggest­ellt sein. Außerdem seien die Stromkoste­n mit 28 Cent pro Kilowattst­unde beim Atomstrom deutlich höher als die Produktion aus Erneuerbar­en Energien wie Photovolta­ik oder Windkraft.

Eine vom niederländ­ischen Wirtschaft­sministeri­um vorgelegte Studie besagt dagegen, dass die Kernenergi­e auch nicht teurer ist als die erneuerbar­en Energiefor­men. Die VVD denkt an einen ersten Spatenstic­h schon in 2025.

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