Darum bleibt das Eis noch leer
Kritik an erneut verschobenem Saisonstart – Fischtown Pinguins müssen warten
Neuss/Bremerhaven – In der Deutschen Eishockey Liga droht ein historisch negatives Szenario: Die Absage einer kompletten Spielzeit. DEL-Geschäftsführer Gernot Tripcke wehrt sich dagegen, ausschließen kann er dies angesichts der Coronakrise aber nicht. Bundestrainer Toni Söderholm sieht den Aufschwung des Nationalteams nach Olympia-Silber von 2018 in Gefahr und warnt vor „katastrophalen“Folgen. Auch DEBKapitän Moritz Müller „spürt einen großen Imageverlust“. Die Fischtown Pinguins Bremerhaven müssen nun weiter warten – und hoffen.
Warum wurde der geplante ? Starttermin abgesagt
Die DEL hatte den für den 13. November avisierten Saisonstart wegen der wirtschaftlichen Not vieler Clubs zum zweiten Mal verschoben – diesmal auf einen unbestimmten Termin. Laut einem Bericht der „Bild am Sonntag“hatten sich von den 14 DELTeams neben Bremerhaven leMonat diglich der EHC München und die Grizzlys Wolfsburg für einen Start am 13. November ausgesprochen. „Der Saisonstart wäre ein wirtschaftliches Risiko gewesen. Wir waren bereit, das einzugehen. Bei anderen Clubs waren die Bedingungen anders“, sagte PinguinsGeschäftsführer Hauke Hasselbring der „Nordsee-Zeitung“.
Wieso sind die Bedingungen ? der Pinguins anders
Bei vielen Clubs machen die Zuschauereinnahmen rund 80 Prozent des Umsatzes aus. Die Bundesregierung beschloss im September, dass die Clubs 20 Prozent der eigentlichen Zuschauer-Kapazität zulassen dürfen. 20 Prozent würden auch den Bremerhavenern für einen wirtschaftlichen Spielbetrieb nicht ausreichen. Bei einem entsprechenden Hygienekonzept erlaubt das Land Bremen aber mehr Zuschauer – darauf hoffen die Pinguins.
Eishockeyclubs sind noch mehr auf Ticket-Einnahmen angewiesen als die Handballer, die am Wochenende in die
Saison gestartet sind, und die Basketballer, die am Starttermin 6. November festhalten – unter anderem, weil die Kader größer und die Aufwendungen für den Betrieb der Eishallen höher sind. „Ein Start ohne verlässliche Perspektive auf Zuschauer ist fahrlässig und existenzbedrohend. Ab Saisonstart entstehen sofort hohe laufende Kosten. Wir haben dann fast hundertprozentige Ausgaben, aber kaum planbare Einnahmen“, sagte etwa der Geschäftsführer der Düsseldorfer EG, Stefan Adam.
Wann soll es jetzt ? weitergehen
Als mögliches neues Startdatum wabert unbestätigt der 18. Dezember umher. „Wir warten ab und hoffen, dass mehr Clubs bis dahin einen Spielbetrieb realisieren können“, sagte Hasselbring: „Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht und müssen nicht aktiv werden.“Die Spieler seien in Bremerhaven, sie seien negativ auf Corona getestet worden – und sie hätten am 1. Oktober ins Training starten sollen. Jetzt sind sie einen weiteren in Kurzarbeit – und in Wartestellung.
Wie ist die Stimmung bei ? den Clubs
Nicht gut. Bei den Pinguins will man endlich in die Saison starten. „Sportlich tut es mir sehr leid für die Mannschaft, die so gut ist wie keine Mannschaft in Bremerhaven zuvor. Dadurch, dass wir jetzt nicht spielen können, wird ja auch die sportliche Arbeit der vergangenen Jahre zunichtegemacht“, sagte Hasselbring.
Auch von anderer Seite gibt es Kritik, wie von der jüngst gegründeten Spielergewerkschaft SVE. „Ich hätte mir Alternativkonzepte gewünscht, auch mehr Innovation“, sagte SVE-Mitbegründer Müller, der den neuen Starttermin „vage“findet: „Ich wäre gerne abgeholt worden, wie man einen Spielbetrieb Mitte Dezember auf die Beine stellen möchte“, kritisierte der DEB-Kapitän.
DEL-Geschäftsführer Tripcke reagierte zuletzt genervt: „Letztlich ist es sehr leicht daher gesagt, denn an Corona gibt es keine Schuldigen und solche Äußerungen bringen uns nicht weiter.“