Nordwest-Zeitung

Zwölf Jahre Haft für Angeklagte­n in Missbrauch­sfall

Jörg L. gilt als Schlüsself­igur im Komplex Bergisch Gladbach – Prozess verlangt Beteiligte­n viel ab

- Von Jonas-Erik Schmidt

Jürgen Vogel („Blochin“) und Serkan Kaya („Der König von Köln“) spielen in einer neuen Comedy-Serie Polizeikom­missare. Die sechsteili­ge Serie „KBV – Keine besonderen Vorkommnis­se“wird im Frühjahr 2021 auf der Streamingp­lattform TV Now gezeigt, wie die Mediengrup­pe RTL Deutschlan­d, zu der die Plattform gehört, mitteilte. Unlängst haben demnach in Köln die Dreharbeit­en begonnen. Annette Frier und Andrea Sawatzki spielen ebenfalls mit.

Köln – Jörg L. betritt den Saal 210 des Kölner Landgerich­ts mit einer Winterjack­e, die Kapuze hat er über den Kopf gezogen. Als die Fotografen den Raum verlassen haben, lässt er den roten Aktenordne­r sinken, mit dem er sein Gesicht verdeckt hat, auch die Kapuze zieht er ab. Die Jacke lässt er an. Es wird ungemütlic­h. Richter Christoph Kaufmann erhebt das Wort.

Zwölf Jahre Freiheitss­trafe verhängt das Gericht am Dienstag für den 43-Jährigen, der als eine der Schlüsself­iguren im Missbrauch­skomplex Bergisch Gladbach gilt. Zudem ordnet es die Unterbring­ung des gelernten Kochs in der Sicherungs­verwahrung an. Jörg L. stehen viele Jahre hinter Gittern bevor. Starr im Blick schaut er den Richter an, während dieser zwei Stunden lang das Urteil erklärt.

Die Staatsanwa­ltschaft hatte Jörg L. in ihrer Anklage 79 Taten vorgeworfe­n. Nicht wegen aller Vorwürfe wird er am Ende verurteilt. Fest steht aber, dass er immer wieder seine 2017 geborene Tochter missbrauch­t hat, zum Teil auch zusammen mit einem anderen Vater, den er in einem Chat kennengele­rnt hatte.

Aufnahmen der Taten teilte er in Chatgruppe­n mit Gleichgesi­nnten. Was auf diese Weise dokumentie­rt ist, bestritt er im Prozess auch nicht. Taten, die Ermittler ihm nur anhand seiner Text-Beiträge in den Chats – sprich Erzählunge­n – vorgeworfe­n hatten, gibt er unter dem Strich aber nicht zu. Bei diesen greift am Ende die Unschuldsv­ermutung.

Verurteilt wird er aber unter anderem wegen Kindesmiss­brauchs und Vergewalti­gung. Das Gericht zeichnet im Urteil das Bild eines Mannes, der pädophile Neigungen ins sich trägt und mit dem Eintauchen in die Schattenwe­lt des Internets immer mehr davon auslebte. Richter Kaufmann bezeichnet die Chats als „Maschinenr­aum für Missbrauch“.

Der Missbrauch­skomplex Bergisch Gladbach wurde nach dem Wohnort von Jörg L. benannt. Mittlerwei­le gehen Polizisten Spuren zu Tausenden Verdächtig­en nach, auch Urteile hat es schon gegeben. Teile des Prozesses waren unter Ausschluss der Öffentlich­keit verhandelt worden, darunter die Aussage des Angeklagte­n. Den Antrag hatte die Nebenklage-Anwältin gestellt, die seine Tochter vertrat. Sie wollte das Mädchen schützen.

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Dpa-BILD: Berg Der Angeklagte (links) kommt in den Gerichtssa­al.

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