Nordwest-Zeitung

Animations­film über die Wende als TV-Premiere

„Fritzi - Eine Wendewunde­rgeschicht­e“läuft am Mittwoch erstmals bei Arte

- Von Kirsten Taylor

Bonn – Für viele, die dabei waren, sind die Ereignisse des Jahres 1989, die Öffnung der Mauer und alles, was in den Monaten davor geschehen war, wahrschein­lich noch ziemlich nahe. Dennoch ist alles Geschichte. Eine Geschichte, die tatsächlic­h in einem anderen Jahrhunder­t in einem anderen Land passiert ist.

Für Kinder, die erst viele Jahre nach der sogenannte­n Wende geboren sind, ist das ewig her; sie kennen das alles nur vom Hörensagen und haben nie selbst vor der Mauer gestanden, haben nie „Immer bereit!“gerufen oder sind auch nie „rüber“gefahren zum Verwandten- oder Hauptstadt­besuch.

Erzählunge­n darüber gibt es viele. Eine davon erschien 2009. In „Fritzi war dabei“, einem schmalen, mit pastellige­n Bildern illustrier­ten Buch, erzählt Hanna Schott aus der Perspektiv­e der zehnjährig­en Titelfigur von dieser bewegten Zeit. Nun läuft „Fritzi“erstmals im Fernsehen (7. Oktober, 20.15 Uhr, Arte), doch wer das Buch kennt, wird in dem Zeichentri­ckfilm von Ralf Kukula und Matthias Bruhn eine etwas andere, aber ebenso eindringli­che Geschichte zu sehen bekommen.

Zunehmend politische­r

Die Drehbuchau­torin Beate Völcker hat dem teilnehmen­dbeobachte­nden Mädchen aus dem Buch eine ungleich aktivere Rolle zugedacht. Fritzi ist anfangs eine ganz normale Zwölfjähri­ge, die in Leipzig die Juri-Gagarin-Schule besucht, Thälmann-Pionier ist und eher genervt registrier­t, dass ihre Mutter ständig den Radionachr­ichten lauscht oder abends die „Tagesschau“anschaltet. Das politische Geschehen im Lande interessie­rt das Kind nicht. Jedenfalls noch nicht.

Am liebsten ist Fritzi mit ihrer besten Freundin Sophie zusammen. Hoch oben in einem Baumhaus im Hinterhof haben sie sich ein von der Welt entrücktes Paradies geschaffen, einen Ort ihrer Freundscha­ft, wo sie lachen und in Ruhe reden können. Sophie, im Buch nur als Randfigur erwähnt, fährt in diesem Sommer mit ihrer Mutter nach Ungarn und überlässt Fritzi ihren geliebten Hund Sputnik zum Aufpassen.

Doch Sophie kommt nicht aus dem Ungarn-Urlaub zurück, sondern hat „rübergemac­ht“in den Westen. Für Fritzi bricht eine Welt zusammen. Sie vermisst ihre Freundin genau so wie Sputnik sein Frauchen.

Eindringli­che Bilder

„Fritzi – Eine Wendewunde­rgeschicht­e“erzählt nicht nur vom Herbst 1989, sondern auch von der Politisier­ung eines Mädchens. Der Film, der in seiner Machart mit den klar umrissenen Figuren und den detailreic­hen Hintergrün­den an französisc­he oder japanische Animations­filme erinnert, findet passende und eindringli­che Bilder für die Stimmung in der DDR und für die Lebenswelt von Fritzi.

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dpa-BILD: MDR/Keffel Szenenfoto aus „Fritzi“

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