Animationsfilm über die Wende als TV-Premiere
„Fritzi - Eine Wendewundergeschichte“läuft am Mittwoch erstmals bei Arte
Bonn – Für viele, die dabei waren, sind die Ereignisse des Jahres 1989, die Öffnung der Mauer und alles, was in den Monaten davor geschehen war, wahrscheinlich noch ziemlich nahe. Dennoch ist alles Geschichte. Eine Geschichte, die tatsächlich in einem anderen Jahrhundert in einem anderen Land passiert ist.
Für Kinder, die erst viele Jahre nach der sogenannten Wende geboren sind, ist das ewig her; sie kennen das alles nur vom Hörensagen und haben nie selbst vor der Mauer gestanden, haben nie „Immer bereit!“gerufen oder sind auch nie „rüber“gefahren zum Verwandten- oder Hauptstadtbesuch.
Erzählungen darüber gibt es viele. Eine davon erschien 2009. In „Fritzi war dabei“, einem schmalen, mit pastelligen Bildern illustrierten Buch, erzählt Hanna Schott aus der Perspektive der zehnjährigen Titelfigur von dieser bewegten Zeit. Nun läuft „Fritzi“erstmals im Fernsehen (7. Oktober, 20.15 Uhr, Arte), doch wer das Buch kennt, wird in dem Zeichentrickfilm von Ralf Kukula und Matthias Bruhn eine etwas andere, aber ebenso eindringliche Geschichte zu sehen bekommen.
Zunehmend politischer
Die Drehbuchautorin Beate Völcker hat dem teilnehmendbeobachtenden Mädchen aus dem Buch eine ungleich aktivere Rolle zugedacht. Fritzi ist anfangs eine ganz normale Zwölfjährige, die in Leipzig die Juri-Gagarin-Schule besucht, Thälmann-Pionier ist und eher genervt registriert, dass ihre Mutter ständig den Radionachrichten lauscht oder abends die „Tagesschau“anschaltet. Das politische Geschehen im Lande interessiert das Kind nicht. Jedenfalls noch nicht.
Am liebsten ist Fritzi mit ihrer besten Freundin Sophie zusammen. Hoch oben in einem Baumhaus im Hinterhof haben sie sich ein von der Welt entrücktes Paradies geschaffen, einen Ort ihrer Freundschaft, wo sie lachen und in Ruhe reden können. Sophie, im Buch nur als Randfigur erwähnt, fährt in diesem Sommer mit ihrer Mutter nach Ungarn und überlässt Fritzi ihren geliebten Hund Sputnik zum Aufpassen.
Doch Sophie kommt nicht aus dem Ungarn-Urlaub zurück, sondern hat „rübergemacht“in den Westen. Für Fritzi bricht eine Welt zusammen. Sie vermisst ihre Freundin genau so wie Sputnik sein Frauchen.
Eindringliche Bilder
„Fritzi – Eine Wendewundergeschichte“erzählt nicht nur vom Herbst 1989, sondern auch von der Politisierung eines Mädchens. Der Film, der in seiner Machart mit den klar umrissenen Figuren und den detailreichen Hintergründen an französische oder japanische Animationsfilme erinnert, findet passende und eindringliche Bilder für die Stimmung in der DDR und für die Lebenswelt von Fritzi.