Nordwest-Zeitung

Warnstreik­s legen Nahverkehr lahm

Pendler in Niedersach­sen können zunächst aufatmen – Polizei verzeichne­t mehr Unfälle

- Von Helen Hoffmann

Hannover/Bremen – Rund 3500 Beschäftig­te der Nahverkehr­sbetriebe in Niedersach­sen und Bremen haben sich am Mittwoch nach Angaben der Gewerkscha­ft Verdi an einem Warnstreik beteiligt. Demnach blieben viele Busse und Bahnen stehen – etwa in Hannover, Bremen, Braunschwe­ig, Wolfsburg, Göttingen und Goslar. Die Gewerkscha­ft will damit im Tarifkonfl­ikt mit den kommunalen Arbeitgebe­rn Druck ausüben. Kundgebung­en gab es nicht.

■ Das fordert Verdi

Ziel der Gewerkscha­ft ist ein bundesweit­er Tarifvertr­ag für die rund 87 000 Beschäftig­ten der 130 ÖPNV-Unternehme­n. Derzeit werden die Verträge in den 16 Bundesländ­ern einzeln ausgehande­lt. „Die Zukunft des öffentlich­en Nahverkehr­s in Niedersach­sen und Bremen steht auf dem Spiel“, sagte Gewerkscha­ftssekretä­r Hermann Hane. Mit Blick auf den drohenden Fachkräfte­mangel seien einheitlic­he Regelungen wichtig.

■ Das sagen die Betriebe

Die Vereinigun­g der kommunalen Arbeitgebe­rverbände (VKA) lehnt indes Verhandlun­gen über einen bundesweit­en Tarifvertr­ag ab. Sie verwies darauf, dass die 16 kommunalen Arbeitgebe­rverbände für die Tarifverha­ndlungen zuständig seien. Der Spitzenver­band sei dazu nicht befugt.

Die Streiks in Zeiten der Corona-Pandemie sieht die Vereinigun­g kritisch: „Die Warnstreik­s sind nicht nur eine Zumutung für die Bevölkerun­g, sondern auch für die krisengepl­agten Nahverkehr­sunternehm­en, die enorme Einnahmeve­rluste im Zuge der Corona-Krise zu verkraften haben“, sagte Thomas Wissgott von der VKA.

■ So wurde Informiert

Die Verkehrsbe­triebe informiert­en ihre Kunden vorab über die Ausfälle. So schrieb etwa die Bremer Straßenbah­n AG (BSAG) auf ihrer Homepage, dass der Betrieb auf den BSAG-Linien bis Donnerstag um 3 Uhr ruhe. Beim Hannoveran­er Verkehrsun­ternehmen Üstra wurden die Verbindung­en bis Donnerstag um 1 Uhr abgesagt. Ähnliches galt für Braunschwe­ig: „Im gesamten Netz wird es keinen Linienverk­ehr geben“, teilten die Verkehrsbe­triebe vorab mit.

■ Die Auswirkung­en

In Hannover war das erhöhte Verkehrsau­fkommen durch Autos und Radfahrer vor allem am Morgen spürbar, wie eine Polizeispr­echerin sagte. Es habe deutlich mehr Verkehr und auch mehrere Unfälle mit Verletzten gegeben. Aus Sicht der Bremer Polizei wirkten viele Pendler gut vorbereite­t auf die Warnstreik­s. Chaotische Szenen im Stadtgebie­t waren den Beamten nicht bekannt.

Nach Niedersach­sen, Bremen und Hessen sind an diesem Donnerstag Streiks in NRW und Baden-Württember­g geplant. Freitag folgen Berlin, Bayern und Brandenbur­g.

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Imago-BILD: Dziadek In Corona-Zeiten müssen die Papp-Kollegen auf die Straße: Bei Warnstreik­s der Beschäftig­ten im Nahverkehr wurde wie hier in Hannover auf Kundgebung­en verzichtet.

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