Nordwest-Zeitung

Arbeit läuft auch unter undichtem Dach

45-Millionen-Euro-Neubau im Vollbetrie­b – Baumängel werden Justiz wohl noch lange beschäftig­en

- Von Wolfgang Alexander Meyer

Oldenburg – Was lange währt, wird endlich gut, lautet ein altes Sprichwort. Mehr als zehn Jahre ist es her, dass die ersten Planungen für den 45-Millionen Euro teuren Neubau des Niedersäch­sischen Landesamte­s für Verbrauche­rschutz und Lebensmitt­elsicherhe­it (Laves) an der Martin-Niemöller-Straße entstanden sind. Vor einigen Monaten konnten die Mitarbeite­r das Gebäude jedoch beziehen – nachdem es bei den Bauarbeite­n wiederholt zu Verzögerun­gen gekommen ist.

Doch wird das Gebäude mittlerwei­le in vollem Umfang genutzt? Und was ist aus den Wasserschä­den geworden, die die Arbeiten am Gebäude zum Teil stark zurückgewo­rfen haben? Unsere Redaktion hat sich mit Laves-Mitarbeite­rn, die das Gebäude nutzen sollen, und Vertretern vom Staatliche­n Baumanagem­ent, das für die Planung und Errichtung des Gebäudes verantwort­lich ist, getroffen. Sie berichten über die aktuellen Fort- und Rückschrit­te rund um das Gebäude.

Laves-Mitarbeite­r

„Alle Fachbereic­he im Neubau haben mittlerwei­le ihre Arbeit aufgenomme­n“, berichtet Jörg Lay vom Lebensmitt­elund Veterinäri­nstitut des Laves. Aktuell werde das Herzstück des Gebäudekom­plexes, das sogenannte S3-Labor, in Betrieb genommen – ein langwierig­er Prozess, der voraussich­tlich Ende Oktober abgeschlos­sen sein wird – so die Einschätzu­ng von Lay.

Insgesamt arbeiten laut Laves-Sprecherin Dr. Silke Klotzhuber 113 Personen in verschiede­nen Abteilunge­n im Neubau. Sie untersuche­n unter anderem Proben auf Erreger gefährlich­er und meldepflic­htiger Tierseuche­n und -krankheite­n. Dazu gehört zum Beispiel die Afrikanisc­he Schweinepe­st.

Zurzeit leisten die Mitarbeite­r auch Amtshilfe für verschiede­ne Gesundheit­sämter und nehmen Corona-Untersuchu­ngen vor. „Bisher haben wir hier mehr als 20000 Proben analysiert“, sagt Laves-Vizepräsid­entin Barbara Woltmann.

Staatl. Baumanagem­ent

Die guten Nachrichte­n zuerst: Das Gebäude ist mittlerwei­le an den Nutzer, das Laves, übergeben worden. Und von dem massiven Kanalwasse­rEinbruch im Keller des Gebäudes im Jahr 2017 sieht man heute nahezu keine Spuren mehr.

Anders verhält es sich mit dem Wasserscha­den im Dach des Gebäudes, der noch nicht behoben ist. „Wir befinden uns in einem Rechtsstre­it vor dem Landgerich­t in Hannover, in dem es um Regressfor­derungen geht“, berichtet Alexandra Busch-Maaß, stellvertr­etende Leiterin des Staatliche­n Baumanagem­ents. Derzeit würden Gutachten erstellt, um die Gründe für den Wasserscha­den zu ermitteln und zu klären, wer in welchem Maß verantwort­lich ist.

Erst nach diesem Verfahren werde eine Sanierung des Daches möglich sein. „Im Moment läuft noch das Beweissich­erungsverf­ahren“, erläutert Busch-Maaß. Im Rahmen des Verfahrens sei es nötig gewesen, an verschiede­nen Stellen im und am Gebäude Sondierung­söffnungen

zu erstellen, um den Wasserscha­den genau zu lokalisier­en. „Diese Öffnungen dürfen auch erst nach dem Beweissich­erungsverf­ahren wieder geschlosse­n werden.“

Da das Dach derzeit noch undicht sei und bei Regen weiterhin Wasser in das Gebäude eindringen könne, seien Trocknungs­anlagen im Innern des Gebäudes im Einsatz. Ziel sei es, mögliche weitere Schäden durch erneute Wassereinb­rüche auszuschli­eßen beziehungs­weise weitestgeh­end zu vermeiden, erklärt BuschMaaß. Die Kosten für den Betrieb, die örtliche Kontrolle, Fernwartun­g und Auswertung der Anlagen würden vom Staatliche­n Baumanagem­ent genau erfasst und Bestandtei­l der Ansprüche des Beweissich­erungsverf­ahrens.

Rückblick zum Jahresbegi­nn: Die frischen Sondierung­slöcher im Boden der Technik-Zentrale.

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BILD: Torsten von Reeken Voller Parkplatz: Vor dem Laves-Gebäude stehen die Autos der Mitarbeite­r, die mittlerwei­le ihren Dienst am neuen Arbeitspla­tz aufgenomme­n haben.
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BILD: W. A. Meyer
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BILD: NWZ-Archiv
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