Arbeit läuft auch unter undichtem Dach
45-Millionen-Euro-Neubau im Vollbetrieb – Baumängel werden Justiz wohl noch lange beschäftigen
Oldenburg – Was lange währt, wird endlich gut, lautet ein altes Sprichwort. Mehr als zehn Jahre ist es her, dass die ersten Planungen für den 45-Millionen Euro teuren Neubau des Niedersächsischen Landesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (Laves) an der Martin-Niemöller-Straße entstanden sind. Vor einigen Monaten konnten die Mitarbeiter das Gebäude jedoch beziehen – nachdem es bei den Bauarbeiten wiederholt zu Verzögerungen gekommen ist.
Doch wird das Gebäude mittlerweile in vollem Umfang genutzt? Und was ist aus den Wasserschäden geworden, die die Arbeiten am Gebäude zum Teil stark zurückgeworfen haben? Unsere Redaktion hat sich mit Laves-Mitarbeitern, die das Gebäude nutzen sollen, und Vertretern vom Staatlichen Baumanagement, das für die Planung und Errichtung des Gebäudes verantwortlich ist, getroffen. Sie berichten über die aktuellen Fort- und Rückschritte rund um das Gebäude.
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Laves-Mitarbeiter
„Alle Fachbereiche im Neubau haben mittlerweile ihre Arbeit aufgenommen“, berichtet Jörg Lay vom Lebensmittelund Veterinärinstitut des Laves. Aktuell werde das Herzstück des Gebäudekomplexes, das sogenannte S3-Labor, in Betrieb genommen – ein langwieriger Prozess, der voraussichtlich Ende Oktober abgeschlossen sein wird – so die Einschätzung von Lay.
Insgesamt arbeiten laut Laves-Sprecherin Dr. Silke Klotzhuber 113 Personen in verschiedenen Abteilungen im Neubau. Sie untersuchen unter anderem Proben auf Erreger gefährlicher und meldepflichtiger Tierseuchen und -krankheiten. Dazu gehört zum Beispiel die Afrikanische Schweinepest.
Zurzeit leisten die Mitarbeiter auch Amtshilfe für verschiedene Gesundheitsämter und nehmen Corona-Untersuchungen vor. „Bisher haben wir hier mehr als 20000 Proben analysiert“, sagt Laves-Vizepräsidentin Barbara Woltmann.
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Staatl. Baumanagement
Die guten Nachrichten zuerst: Das Gebäude ist mittlerweile an den Nutzer, das Laves, übergeben worden. Und von dem massiven KanalwasserEinbruch im Keller des Gebäudes im Jahr 2017 sieht man heute nahezu keine Spuren mehr.
Anders verhält es sich mit dem Wasserschaden im Dach des Gebäudes, der noch nicht behoben ist. „Wir befinden uns in einem Rechtsstreit vor dem Landgericht in Hannover, in dem es um Regressforderungen geht“, berichtet Alexandra Busch-Maaß, stellvertretende Leiterin des Staatlichen Baumanagements. Derzeit würden Gutachten erstellt, um die Gründe für den Wasserschaden zu ermitteln und zu klären, wer in welchem Maß verantwortlich ist.
Erst nach diesem Verfahren werde eine Sanierung des Daches möglich sein. „Im Moment läuft noch das Beweissicherungsverfahren“, erläutert Busch-Maaß. Im Rahmen des Verfahrens sei es nötig gewesen, an verschiedenen Stellen im und am Gebäude Sondierungsöffnungen
zu erstellen, um den Wasserschaden genau zu lokalisieren. „Diese Öffnungen dürfen auch erst nach dem Beweissicherungsverfahren wieder geschlossen werden.“
Da das Dach derzeit noch undicht sei und bei Regen weiterhin Wasser in das Gebäude eindringen könne, seien Trocknungsanlagen im Innern des Gebäudes im Einsatz. Ziel sei es, mögliche weitere Schäden durch erneute Wassereinbrüche auszuschließen beziehungsweise weitestgehend zu vermeiden, erklärt BuschMaaß. Die Kosten für den Betrieb, die örtliche Kontrolle, Fernwartung und Auswertung der Anlagen würden vom Staatlichen Baumanagement genau erfasst und Bestandteil der Ansprüche des Beweissicherungsverfahrens.
Rückblick zum Jahresbeginn: Die frischen Sondierungslöcher im Boden der Technik-Zentrale.