Ramme raubt Anliegern letzten Nerv
Protest in Ofenerdiek – Nachtarbeit ohne Ankündigung? – Bahn: Wir halten Vorgabe ein
Ofenerdiek – Das idyllisch gelegene Ferienhaus ist ein beliebter Ausgangspunkte für Urlaubsgäste und Geschäftsreisende. Die Nachfrage ist gut, aber in diesem Sommer häufen sich Stornierungen. Das Häuschen liegt an der Bahnlinie nach Rastede. Und hier geht es wegen Bauarbeiten seit Monaten hoch her.
„Wenn nachts gearbeitet wird, ist alles hell erleuchtet. Der Generator brummt, es wird gerammt. „Das ganze Haus wackelt“, erzählt ein erboster Anwohner. Metall fällt aus großer Höhe auf die Gleise – „der stundenlange Lärm ist kaum auszuhalten“.
„Das ist ein Hammer“
Ein anderer berichtet: „Was sich da abspielt, ist ein Hammer. Für unvermeidbaren Lärm hätten wir Verständnis; er müsste konkret angekündigt werden. Wir haben aber den Eindruck, dass die Bahn uns Anwohner bewusst schikaniert.“Es sei unvorhersehbar, wann nachts gearbeitet werde. „Schön, dass die Bahn eine Hotelübernachtung anbietet. Aber wir wissen nicht, wann wir die brauchen.“
Werden Anwohner vorgewarnt? Die Aussagen der Anlieger gehen auseinander. Tatsache ist: Die Bahn verteilt Postkarten, in denen sie Bauarbeiten ankündigt. Auch per Mail und im Internet finden sich Hinweise. Die Mitteilungen der Bahn per Postkarte seien aber unübersichtlich und unvollständig, berichtet ein Anwohner. „Da steht soviel drauf, und nicht alles stimmt.“
Aus dem groben Zeitfenster geht nicht hervor, in welchen Nächten genau gearbeitet wird. „Ich habe von einem Polier schon die Zusage bekommen, es werde nächste Nacht mit Sicherheit nicht gearbeitet – und dann ging’s doch weiter“, berichtet eine Anwohnerin. Wusste es der Polier nicht besser? Wurde sie angelogen? Das weiß sie nicht.
Mehrere Versuche, mit der Bahn Kontakt aufzunehmen, seien gescheitert. „Es heißt, wir sollten mit dem Info-Center an der Karlstraße Kontakt
Nicht zu überhören: Die Bahn hat „besonders lärmintensive Arbeiten“an der Nordbäke angekündigt. Unser Foto entstand am Mittwoch am Ganterweg in Ofenerdiek.
aufnehmen. „Aber da ist selten jemand, selbst zu den angegebenen Zeiten nicht.“
„Die Sub-Sub-Subunternehmen, die für die Bahn arbeiten, pfeifen auf die Zusagen zum Lärmschutz“, ist sich ein anderer Anlieger sicher. „Denen ist der Krach egal, wenn Eisenteile aus einem Waggon auf die Gleise fallen. Die machen einfach ihr Ding.“
Neben dem Baulärm sorgen Sprinter auf dem Neusüdender Weg vor dem Haus für
Ärger. „Da gilt eigentlich Tempo 30. Aber Tempo 60 ist gar nichts, wenn die Bahn ihre Arbeiter von den Containern zu den Gleisen und zurück fahren lässt. Die rasen da durch, dass die Heide wackelt.“
Polizei prüft Belästigung
„Die Bahn hält sich hier wie in vielen anderen Dingen nicht an Vorgaben“, beklagt der Anlieger am Neusüdender Weg. Als Mitglied der Bahnanlieger-Initiative
IBO habe er den Vorstand über die Ruhestörungen informiert. „Und der Verein hat sich auch bei der Bahn beschwert.“
Nicht alle Anlieger fühlen sich allerdings gestört. Eine Anwohnerin berichtet vom guten Schallschutz durch die Dreifach-Verglasung. „Wir schlafen ohnehin nicht bei offenem Fenster und hören fast nichts.“Sie will sich auch nicht beklagen, „die Arbeit muss schließlich sein“.
Die Polizei Oldenburg sichert zu, bei Lärmbelästigungen in der Nacht werde „der Sachverhalt selbstverständlich überprüft, dokumentiert und der Stadt übermittelt“. Die Stadt sei Genehmigungsbehörde für die Arbeiten sowie Verfolgungsbehörde für Ordnungswidrigkeiten, sagte ein Sprecher. Rechtliche Handhabe, beim „Verdacht einer Ordnungswidrigkeit wegen Lärms die Baustelle stillzulegen, sehen wir dagegen nicht“.