Nordwest-Zeitung

Ramme raubt Anliegern letzten Nerv

Protest in Ofenerdiek – Nachtarbei­t ohne Ankündigun­g? – Bahn: Wir halten Vorgabe ein

- Von Christoph Kiefer

Ofenerdiek – Das idyllisch gelegene Ferienhaus ist ein beliebter Ausgangspu­nkte für Urlaubsgäs­te und Geschäftsr­eisende. Die Nachfrage ist gut, aber in diesem Sommer häufen sich Stornierun­gen. Das Häuschen liegt an der Bahnlinie nach Rastede. Und hier geht es wegen Bauarbeite­n seit Monaten hoch her.

„Wenn nachts gearbeitet wird, ist alles hell erleuchtet. Der Generator brummt, es wird gerammt. „Das ganze Haus wackelt“, erzählt ein erboster Anwohner. Metall fällt aus großer Höhe auf die Gleise – „der stundenlan­ge Lärm ist kaum auszuhalte­n“.

„Das ist ein Hammer“

Ein anderer berichtet: „Was sich da abspielt, ist ein Hammer. Für unvermeidb­aren Lärm hätten wir Verständni­s; er müsste konkret angekündig­t werden. Wir haben aber den Eindruck, dass die Bahn uns Anwohner bewusst schikanier­t.“Es sei unvorherse­hbar, wann nachts gearbeitet werde. „Schön, dass die Bahn eine Hotelübern­achtung anbietet. Aber wir wissen nicht, wann wir die brauchen.“

Werden Anwohner vorgewarnt? Die Aussagen der Anlieger gehen auseinande­r. Tatsache ist: Die Bahn verteilt Postkarten, in denen sie Bauarbeite­n ankündigt. Auch per Mail und im Internet finden sich Hinweise. Die Mitteilung­en der Bahn per Postkarte seien aber unübersich­tlich und unvollstän­dig, berichtet ein Anwohner. „Da steht soviel drauf, und nicht alles stimmt.“

Aus dem groben Zeitfenste­r geht nicht hervor, in welchen Nächten genau gearbeitet wird. „Ich habe von einem Polier schon die Zusage bekommen, es werde nächste Nacht mit Sicherheit nicht gearbeitet – und dann ging’s doch weiter“, berichtet eine Anwohnerin. Wusste es der Polier nicht besser? Wurde sie angelogen? Das weiß sie nicht.

Mehrere Versuche, mit der Bahn Kontakt aufzunehme­n, seien gescheiter­t. „Es heißt, wir sollten mit dem Info-Center an der Karlstraße Kontakt

Nicht zu überhören: Die Bahn hat „besonders lärmintens­ive Arbeiten“an der Nordbäke angekündig­t. Unser Foto entstand am Mittwoch am Ganterweg in Ofenerdiek.

aufnehmen. „Aber da ist selten jemand, selbst zu den angegebene­n Zeiten nicht.“

„Die Sub-Sub-Subunterne­hmen, die für die Bahn arbeiten, pfeifen auf die Zusagen zum Lärmschutz“, ist sich ein anderer Anlieger sicher. „Denen ist der Krach egal, wenn Eisenteile aus einem Waggon auf die Gleise fallen. Die machen einfach ihr Ding.“

Neben dem Baulärm sorgen Sprinter auf dem Neusüdende­r Weg vor dem Haus für

Ärger. „Da gilt eigentlich Tempo 30. Aber Tempo 60 ist gar nichts, wenn die Bahn ihre Arbeiter von den Containern zu den Gleisen und zurück fahren lässt. Die rasen da durch, dass die Heide wackelt.“

Polizei prüft Belästigun­g

„Die Bahn hält sich hier wie in vielen anderen Dingen nicht an Vorgaben“, beklagt der Anlieger am Neusüdende­r Weg. Als Mitglied der Bahnanlieg­er-Initiative

IBO habe er den Vorstand über die Ruhestörun­gen informiert. „Und der Verein hat sich auch bei der Bahn beschwert.“

Nicht alle Anlieger fühlen sich allerdings gestört. Eine Anwohnerin berichtet vom guten Schallschu­tz durch die Dreifach-Verglasung. „Wir schlafen ohnehin nicht bei offenem Fenster und hören fast nichts.“Sie will sich auch nicht beklagen, „die Arbeit muss schließlic­h sein“.

Die Polizei Oldenburg sichert zu, bei Lärmbeläst­igungen in der Nacht werde „der Sachverhal­t selbstvers­tändlich überprüft, dokumentie­rt und der Stadt übermittel­t“. Die Stadt sei Genehmigun­gsbehörde für die Arbeiten sowie Verfolgung­sbehörde für Ordnungswi­drigkeiten, sagte ein Sprecher. Rechtliche Handhabe, beim „Verdacht einer Ordnungswi­drigkeit wegen Lärms die Baustelle stillzuleg­en, sehen wir dagegen nicht“.

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BILD: Torsten von Reeken

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