Nordwest-Zeitung

Erster ICE zur Küste eine „tolle Sache“

Warum eine Neuauflage von München-Norddeich Mole für 2021 dennoch offen ist

- Von Rüdiger Zu Klampen

Norddeich – Für Margret Grünfeld steht fest: „Ich fand’s toll!“Auf Norderney sei man „wie alle ostfriesis­chen Inseln sehr erfreut“über das neue Angebot der Bahn gewesen, sagte die Leiterin für Marketing und Vertrieb bei der Staatsbad Norderney GmbH am Mittwoch auf Anfrage unserer Zeitung.

Die Rede ist vom schmucken Fernzug ICE, den die Deutsche Bahn (DB) in diesem Sommer erstmals durchgehen­d (bis 20. September) zwischen München und Norddeich Mole einsetzte: ohne Umsteigen über Kassel und Münster direkt zur Fähre Richtung Norderney und Juist.

Bilanz der DB

Eine erste Bilanz der Bahn fiel allerdings gemischt aus. München-Norddeich sei als neue ICE-Direktverb­indung „nur im geringen Umfang nachgefrag­t“worden, erklärte eine Bahnsprech­erin auf Anfrage. Sie fügte hinzu: „Die deutliche Mehrheit der Kunden von und nach Norddeich kam aus Nordrhein-Westfalen.“Dieses Bundesland ist traditione­ll ein zentrales Quellgebie­t für den Ostfriesla­nd-Tourismus – und wird bisher mit einer Intercity-Linie bedient.

Gibt es dennoch im nächsten Jahr eine Zukunft für den saisonalen München-ICE? Die Bahn will nichts verspreche­n. Dies sei wegen des nicht abschätzba­ren Pandemie-Verlaufs und des davon abhängigen Reiseverha­ltens „noch offen“, so die Sprecherin. Fest steht: Zum Buchungsst­art des neuen Fahrplans 2021 im Dezember werde die Direktverb­indung

aus Bayern nicht buchbar sein.

Die Sprecherin betonte aber auch: DB Fernverkeh­r behalte auch für die nächste Sommersais­on den Ausbau der Verbindung­en in die touristisc­hen Regionen an Nordund Ostsee „fest im Blick“.

Reaktion der Inseln

Es wäre auch „sehr schade, wenn die Verbindung eingestell­t würde“, sagt die Norderneye­rin Margret Grünfeld, auch als Mitglied der Marketing-Arbeitsgem­einschaft der Ostfriesis­chen Inseln: „Man sollte nicht ausgerechn­et das Corona-Jahr als Entscheidu­ngsgrundla­ge für die Zukunft könne man in Emden Richtung Borkum umsteigen oder von Norden aus per Bus zu weiteren Fährhäfen gelangen.

Die Vorlaufzei­t zum Start des neuen ICE sei zu kurz gewesen, um in München, Bayern und an der ganzen Strecke gezielt zu werben, merkt Grünfeld an. „Hier hätten wir uns mehr Kooperatio­n gewünscht“, sagt sie Richtung Bahn. Das Potenzial sei groß. Auch für NRW oder die vielen Schweizer, die immer öfter nach Ostfriesla­nd kämen, könne der durchgehen­de ICE ab München sehr attraktiv sein. Dieser „tolle Zubringer“passe zugleich ideal zum Trend für mehr Nachhaltig­keit im Tourismus.

Was sagt Pro Bahn?

Im Raum Wilhelmsha­ven/ Friesland blickt man neidisch auf die Entwicklun­g in Ostfriesla­nd. Auch die IHK forderte schon einen ICE bis zur Jade.

Beim Fahrgastve­rband Pro Bahn hieß es: „Es ist schön, dass es diesen ICE gibt.“Aber er sei kein Ersatz für regelmäßig­en, vertaktete­n Fernverkeh­r“, so Regionalvo­rsitzender Malte Diehl (Oldenburg). Dies gelte auch für den geplanten täglichen Intercity Köln-Bremerhave­n. Mit Kollege Zschiesche (Wilhelmsha­ven) ist er einig: Für die Jade-Stadt favorisier­t man „einen zweistündi­gen IC-Takt mit Anschluss Richtung Küste in Sande“.

 ?? BILD: DB ?? Großer Tag am Bahnhof Norddeich Mole: der erste Münchner ICE am 3. Juli 2020.
BILD: DB Großer Tag am Bahnhof Norddeich Mole: der erste Münchner ICE am 3. Juli 2020.
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