Nordwest-Zeitung

Weniger Frauen in Dax-Führungset­agen

Gegen den internatio­nalen Trend sinkt der Anteil von Topmanager­innen erstmals seit Jahren

- Von Friederike Marx

Frankfurt – Der Frauenante­il in den Top-Etagen deutscher Börsenschw­ergewichte ist erstmals seit Jahren gegen den internatio­nalen Trend gesunken. Zum Stichtag 1. September 2020 saßen in den 30 DaxKonzern­en 23 Managerinn­en im Vorstand, wie aus einer Untersuchu­ng der gemeinnütz­igen Allbright Stiftung hervorgeht. Vor einem Jahr waren es noch 29.

„Kurzsichti­ger Reflex“

„Was auch immer Aufsichtsr­äte dazu veranlasst, in der Krise nun sogar noch verstärkt auf Männer in den Vorständen zu setzen – es ist ein kurzsichti­ger Reflex, der zeigt, wie wenig verankert die Vielfalt von Perspektiv­en an deutschen Unternehme­nsspitzen ist“, kritisiert­e Wiebke Ankersen, Co-Geschäftsf­ührerin der Allbright Stiftung.

Damit werde der dringend notwendige Modernisie­rungsschub an der Spitze der Unter„Nur nehmen blockiert, der im Ausland längst in vollem Gange sei, sagte Ankersen. Die Entwicklun­g im Top-Management deutscher Unternehme­n passe nicht zum Selbstvers­tändnis eines fortschrit­tlichen westlichen Industriel­andes, argumentie­rten Ankersen und ihr Co-Geschäftsf­ührer Christian Berg.

Im internatio­nalen Vergleich sind die deutschen Börsenschw­ergewichte weiter zurückgefa­llen. Der Anteil weiblicher Führungskr­äfte im Vorstand sank auf 12,8 Prozent. Es war der erste Rückgang seit der ersten Untersuchu­ng 2016. In den USA stieg der Frauenante­il in der Top-Etage von 30 Börsenschw­ergewichte­n dagegen auf 28,6 Prozent, in Schweden auf 24,9 Prozent, in Großbritan­nien auf 24,5 Prozent, in Frankreich auf 22,2 Prozent und in Polen auf 15,6 Prozent. Die Zuwächse lagen zwischen 0,8 Prozent (USA) und 2,6 Prozent (Polen). wenn Frauen und Männer gemeinsam Verantwort­ung übernehmen, können wir in diesen herausford­ernden Zeiten Erfolg haben“, schrieb EU-Kommission­spräsident­in Ursula von der Leyen in einem Schlusswor­t. Die Zahlen der deutschen Konzerne stünden im Gegensatz zu anderen europäisch­en Ländern, in denen der positive Trend anhalte und die Ergebnisse besser ausfielen.

Elf Mal gar keine Frau

Der Studie zufolge gab es zum Stichtag elf Dax-Konzerne ohne eine einzige weibliche Führungskr­aft im Vorstand. Ein Jahr zuvor waren es lediglich sechs Unternehme­n. In nur vier Unternehme­n sitzen mehrere Managerinn­en in der Topetage. Dazu zählen Allianz, Daimler, Deutsche Telekom und Fresenius Medical Care.

Die deutsch-schwedisch­e Allbright Stiftung setzt sich für mehr Frauen und Diversität in den Führungspo­sitionen der Wirtschaft ein.

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Dpa-BILD: Berg Frauen sind in den Führungset­agen von Dax-Konzernen weiter in der Minderheit.

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