Nordwest-Zeitung

Allianz kippt volle Garantie

Branchenpr­imus plant neue Modelle bei Lebensvers­icherungen

- Von Friederike Marx Und Jörg Schürmeyer

43,14 244,00

76,06 145,80 38,76 12,18 4,52 4,45 21,89 40,71

– 5,52% – 5,06% – 3,23% – 3,12% – 2,95% – 2,56% – 2,52% – 2,52% – 2,23% – 2,21%

Zahl der Autos, die BMW im dritten Quartal weltweit verkauft hat. Das waren 8,6 Prozent mehr als im Vorjahr. Treiber war vor allem ein starkes China-Geschäft.

Stuttgart/Hannover – Der Branchenpr­imus Allianz Leben verabschie­det sich in der privaten Altersvors­orge weitgehend von der Beitragsga­rantie von 100 Prozent. Ab Anfang 2021 will der Lebensvers­icherer bei Neuverträg­en seines zentralen Vorsorgepr­odukts „Perspektiv­e“standardmä­ßig eine Garantie von mindestens 90 Prozent der eingezahlt­en Beiträge anbieten, statt bislang von 100 Prozent, wie das Unternehme­n jetzt in Stuttgart mitteilte.

Höhere Rendite

Dafür sollen Versichert­e auf eine höhere Rendite hoffen können. Bei anderen Produkten gibt es bereits unterschie­dlich hohe Beitragsga­rantien.

Die Kunden sollen künftig zwischen einem Garantieni­veau von 90, 80 oder 60 Prozent wählen können.

„Zwei Drittel der Kunden sind bereit, in der Niedrigzin­sphase für höhere Renditen auf einen Teil der Garantien zu verzichten“, sagte Allianz-Leben-Vorstandsc­hef Andreas Wimmer. Das hätten kürzlich auch zwei Befragunge­n von 1700 beziehungs­weise 1000 Kunden gezeigt. „Viele Kunden sehen den Zusammenha­ng von Rendite und Garantie differenzi­erter in Zeiten, in denen sie für ihr Erspartes kaum noch Zinsen oder teilweise Negativzin­sen bekommen.“Dem Konzern zufolge haben Angebote mit neuen Garantien und Risikoprod­ukte mittlerwei­le einen Anteil von 93 Prozent am Neugeschäf­t.

Bei Verbrauche­rschützern stieß der Schritt auf ein verhaltene­s Echo. „Das ist eine Bankrotter­klärung“, meinte Axel Kleinlein vom Bund der Versichert­en. „Statt die Kosten zu reduzieren, senkt die Allianz die Garantie und verkauft das als großen Wurf.“

Stefan Adam, Finanzexpe­rte der Verbrauche­rzentrale Niedersach­sen, äußerte sich im Gespräch mit unserer Redaktion etwas grundsätzl­icher. „Grundlegen­d ist es gut, weil die Versicheru­ngsprodukt­e damit eine Chance auf Rendite bekommen“, meinte er. „Als Verbrauche­r stelle ich mir dann aber die Frage, wo die Versicheru­ng mir dann eigentlich noch einen Mehrwert liefert? Ich kann da keinen erkennen.“Das, was der Versichere­r dann als Vorsorge anbiete, könnten Verbrauche­r über Fonds vielfach auch genauso selbst machen. „Ein Stück weit schaffen sich die

Versichere­r aus meiner Sicht damit ab“, sagte Adam.

Auch für Riester?

In der Versicheru­ngsbranche selbst denkt mancher sogar schon über die Lebensvers­icherung hinaus. „In einer Welt ohne positiven Nominalzin­s muss die Altersvors­orge neu gedacht werden – das gilt auch für Riester und die betrieblic­he Altersvers­orgung“, sagte der Hauptgesch­äftsführer des Gesamtverb­andes der Deutschen Versicheru­ngswirtsch­aft, Jörg Asmussen. Um Chancen am Kapitalmar­kt nutzen zu können, brauche es flexiblere gesetzlich­e Garantiean­forderunge­n. Die Branche drängt seit einiger Zeit auf eine Neuregelun­g etwa bei der Riester-Rente. Derzeit müssen dort 100 Prozent der Bruttobeit­räge garantiert werden.

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