Wohin mit den Schweinen?
In der Branche sind auch Nottötungen bald kein Tabu mehr
Bakum – Die Notlage der Schweinemäster und in der Folge auch der Züchter wird täglich größer: Die Schweine stauen sich im System.
Bernd Terhalle, Geschäftsführer einer Erzeugergemeinschaft (EZG) in Lorup wusste kaum noch einen Ausweg, als er von der jetzt erfolgten Schließung des größten niedersächsischen Schlachthofes in Sögel hörte. „Dann müssen wir über die Nottötung nachdenken – allein schon aus Tierschutzaspekten“.
„Wir benötigen dringend die Vereinbarung einer Regionalisierung mit China“, fordert Christoph Hüsing, Geschäftsführer der Erzeugergemeinschaft für Qualitätsvieh im Oldenburger Münsterland (Bakum). Dann wäre der Export aus seuchengefährdeten Gebieten bei ASP-Befall (Afrikanischer Schweinepest) von Wildschweinen untersagt, andere Regionen – wie der Nordwesten – könnten weiter nach Ostasien
exportieren. Und Jürgen Wendt, Geschäftsführer der gleichnamigen Viehhandelsgesellschaft in Löningen, erinnert an ein Versprechen der Schlachter, im Gegenzug zum niedrigen Preis künftig alle Schweine abzunehmen.
Die länger gehaltenen Schweine werden derweil schwerer – in der vorigen Woche schon in Niedersachsen zwei Kilo über das Maß, wie es in der Branche heißt. „Es müssen jetzt alle gesetzlichen Möglichkeiten (...) geprüft werden“, so beide Vermarkter. Und sie schieben hinterher: „Sonst haben wir schon bald amerikanische Verhältnisse.“
Was ist gemeint? Viele Schweine wurden dort notgeschlachtet und mussten entsorgt werden. Der JBS-Konzern hat einen geschlossenen Schlachthof in Minnesota in eine Art „Sterbehilfe-Fabrik“umgewandelt. Für die Farmer ist dies kostenlos, sie zahlen lediglich die Entsorgung der Tierkörper auf der Deponie.
Wie ginge es bei uns weiter, wenn die Schlachtereien ihre Kapazitäten verringern? Letztlich müsste wohl eine Nottötung erfolgen. Für die Entsorgung wäre die Fleischmehlfabrik in Kampe am Küstenkanal zuständig. Bei massenhaften Nottötungen auf den Höfen, so Geschäftsführer Thomas Groß, wäre „die Kapazitätsgrenze schnell erreicht“.
Das Emsland hat bereits Wasenplätze (Orte zur Entsorgung von Tierkadavern) ausgewiesen. „Für einen eventuellen Katastrophenfall sind mögliche Wasenplätze im Emsland vorerkundet“, teilt Sprecher Udo Mäsker mit, ohne konkreter zu werden. Nach Informationen dieser Zeitung liegen diese Plätze zwischen Sögel und Papenburg.
Agrarministerin Barbara Otte-Kinast (CDU) appellierte: Aus Tierschutzgründen sei es geboten, weniger Sauen besamen zu lassen, damit weniger Ferkel nachwachsen.