Nordwest-Zeitung

Urlauber stürmen Inseln

Viele Fähren zum Ferienstar­t ausgebucht – Kritik am Beherbergu­ngsverbot

- Von Soeke Heykes Und Christoph Kiefer

Im Nordwesten – Die Nordseeküs­te und die Ostfriesis­chen Inseln stehen vor einer Reisewelle an diesem Wochenende. Zum Beginn der Herbstferi­en in Niedersach­sen und Nordrhein-Westfalen werden Zehntausen­de Urlauber in den Tourismusg­ebieten erwartet.

Obwohl die Reedereien viele Zusatzfahr­ten anbieten, sind die meisten Fähren an diesem Samstag ausgebucht. Die Unternehme­n raten dringend zur Online-Reservieru­ng. Bei Bedarf würden kurzfristi­g weitere Fahrten angeboten, damit möglichst kein Passagier am Festland zurückblei­bt, heißt es bei der Reederei Frisia in Norddeich.

Alle Inseln melden eine starke Auslastung vor allem in den nächsten zwei Wochen. Freie Zimmer seien kurzfristi­g nur noch vereinzelt zu finden.

Erst Ende November flauten die Buchungen ab, sagte ein Sprecher der Marketingg­esellschaf­t der Ostfriesis­chen Inseln am Freitag.

Nach dem Einbruch im Frühjahr haben sich die Gästezahle­n auf den Inseln schneller erholt als erwartet. Wangerooge meldet für August und September höhere Zahlen als im Vorjahr. Auch für Oktober und – bei gutem Wetter – im

November geht Bürgermeis­ter Marcel Fangohr von einer Steigerung gegenüber 2019 aus.

Überschatt­et wird der Start der Herbstferi­en vom landesweit­en Beherbergu­ngsverbot für Gäste aus Risikogebi­eten. Ab diesem Samstag dürfen Urlauber aus diesen Gebieten in niedersäch­sischen Hotels, Ferienwohn­ungen, auf Campingplä­tzen und Jugendherb­ergen nur mit einem negativen Coronatest absteigen.

Die Regelung sei angesichts der täglichen Änderungen bei der Liste der Risikogebi­ete kaum umsetzbar, kritisiert Wangerooge­s Bürgermeis­ter Fangohr. Seine Kollegin Heike Horn (Langeoog) fordert, Beherbergu­ngsbetrieb­en nicht mit Bußgeld zu drohen, wenn die Vorschrift missachtet wird. Vielmehr sei der uneinsicht­ige Reisende zu belangen.

Der Vorsitzend­e des Tourismusv­erbandes Niedersach­sen, Frieslands Landrat Sven Ambrosy (SPD), hält die Verordnung für notwendig. Die einheitlic­he Regelung vermeide Wettbewerb­snachteile innerhalb der Reiseregio­nen in Deutschlan­d. „Hätte sich Niedersach­sen den anderen Bundesländ­ern angeschlos­sen, wären zahlreiche Urlauber aus Risikogebi­eten beispielsw­eise an die Nordseeküs­te und auf die Inseln ausgewiche­n.“

Was bedeutet es, wenn eine Organisati­on in der Tradition nationalso­zialistisc­hen Gedankengu­ts steht?

Süß: Die Strukturme­rkmale völkisch-nationalso­zialistisc­hen Denkens umfassen mehrere Punkte: eine übersteige­rte Form des Nationalis­mus, Rassismus, ein autoritäre­s Staatsvers­tändnis und die Ideologie von Volksgemei­nschaft, also die Idee einer homogenen gesellscha­ftlichen Ordnung. Die NPD etwa lebt stark von einem extremen Nationalis­mus und einem autoritäre­n Staatsvers­tändnis, und neue rechtsextr­eme Kleinparte­ien wie „Der Dritte Weg“oder „Die Rechte“beziehen sich bis zu ihren Symbolen auf die Traditione­n des Nationalso­zialismus.

In welchem Spektrum verorten Sie heute die AfD?

Süß: Die Partei erlebt in der Tat seit ihrer Gründung im Jahr 2013 eine Form der stetigen Radikalisi­erung. Man muss nicht von „Weimarer Verhältnis­sen“sprechen, um beobachten zu können, wie gefährlich diese Entwicklun­g ist und wie weit die Bereitscha­ft geht, das parlamenta­rische System verächtlic­h zu machen. Wir machen es uns zu leicht damit, die Wähler und Unterstütz­er der AfD am Rand der Gesellscha­ft zu sehen. Denn der Resonanzbo­den reicht bis weit in die Mitte der Gesellscha­ft hinein.

Wie erklären Sie sich, dass die völkische Ideologie bis heute manche Menschen anzieht?

Süß: Zunächst einmal ist es so, dass die Mehrheit der Menschen in Deutschlan­d viel liberaler und weltoffene­r ist, als dies Parteien wie die AfD glauben machen wollen. Manche sehen jedoch einen politische­n und kulturelle­n Identitäts­verlust, suchen einfache Erklärunge­n und vermeintli­che Lösungen für komplexe Probleme. Hinzu kommen Erfahrunge­n von sozialer Ungleichhe­it und – wenn wir auf den Rassismus und Antisemiti­smus als Kern rechtsextr­emer Ideologie schauen – der Wunsch, sich selbst auf billige Weise über andere Menschen zu erheben. In der Vergangenh­eit gab es stets eine gewisse Tendenz zu extremen nationalis­tischen Haltungen und eine Bereitscha­ft zum Rassismus. Das ist lange Zeit in West und Ost unterschät­zt worden.

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ArchivBILD: Frick Gästemagne­t: Die Ostfriesis­chen Inseln (das Bild zeigt Wangerooge) sind ein beliebtes Reiseziel im Herbst.

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