Grippeimpfstoff ausreichend vorhanden
In Zeiten von Covid-19 wird mehr als sonst über den Pieks debattiert – Was Mediziner sagen
Hannover/EK – Gesundheitsministerium und beispielsweise auch Ärzte rufen aktuell zum Impfen gegen die Grippe auf. Zusätzlich zu den 1,4 Millionen bestellten Impfdosen für ganz Niedersachsen stockt der Bund die Zahl um eine weitere Million auf. Damit stehen in dieser Saison doppelt so viele Impfdosen zur Verfügung wie in der vergangenen verabreicht wurden. „Grundsätzlich müsste der Impfstoff also ausreichen“, sagte ein Sprecher der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen auf Nachfrage der Ð. Trotzdem könne nicht ausgeschlossen werden, dass es lokale und regionale Engpässe gebe.
Regensburg/Berlin – Mit einer normalen Erkältung hat eine Grippe nichts zu tun. Eine Influenza kann schwer verlaufen und im schlimmsten Fall tödlich enden. Immerhin gibt es eine Impfung gegen die Krankheit – in Zeiten des Coronavirus steht diese im Fokus wie noch nie zuvor. Die einen raten, dass sich möglichst alle Menschen impfen lassen sollen, die anderen warnen vor Impfstoff-Engpässen als Folge solcher Empfehlungen. Soll ich mich also impfen lassen oder nicht? Wichtige Fragen und Antworten im Überblick:
Wem wird die Grippeschutzimpfung empfohlen
Die Gruppen mit einem erhöhten Risiko für einen schweren Influenza-Verlauf sind laut Robert Koch-Institut (RKI) ähnlich wie die Risikogruppen der vom Coronavirus ausgelösten Erkrankung Covid-19 – also ältere Menschen über 60 und Patienten mit Vorerkrankungen wie Diabetes, HIV oder Asthma. Empfohlen wird die Grippeschutzimpfung zudem für medizinisches Personal in Krankenhäusern, Pflege- und Senioreneinrichtungen und im Gesundheitswesen, für Schwangere, Bewohner von Alters-/ Pflegeheimen und für Pflegepersonen von Risikopatienten.
Ändert Corona etwas an diesen Empfehlungen
Ja und nein. Denn viele Mediziner plädieren dafür, dass sich in diesem Jahr nach Möglichkeit alle Menschen impfen lassen sollten – u.a., um die Zahl der Krankenhausaufenthalte wegen Grippe möglichst gering zu halten. Auch der Regensburger Infektiologe Prof.
Dr. Bernd Salzberger, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Infektiologie, sagt: „Jeder der kann, sollte das machen.“Dazu komme, dass Covid-19 und Grippe auch gleichzeitig auftreten könnten, „und das ist keine gute Situation“.
Sollten Kinder in der Corona-Pandemie gegen Grippe geimpft werden
Verschiedene Fachleute meinen Ja. Wenn sich auch junge Leute gegen Grippe impfen ließen, könne das zur Entlastung des Gesundheitssystems beitragen, sagte die Münchner Virologin Prof. Dr. Ulrike Protzer im August. „Wir wissen, dass Kinder das Influenza-Virus maßgeblich übertragen“, meinte der Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie, Prof. Dr. Johannes Hübner.
Aus Sicht von Salzberger spricht ebenfalls einiges dafür. Im Schulalter litten Kinder zwar nicht so stark unter der Grippe – doch in Schulen oder Kitas grassierten die Grippeviren gern, und mit einer Impfung würden die Kinder indirekt etwa ihre Großeltern schützen. Bei Kleinstkindern hält Salzberger die Impfung mit Blick auf die Schwere einer möglichen Infektion ohnehin für angebracht. Laut der Ständigen Impfkommission (Stiko) ist eine Impfung ab dem Alter von sechs Monaten möglich.
Droht eine Impfstoff-Knappheit
Es gibt Stimmen, die vor einer Unterversorgung der Risikogruppen mit Grippeimpfstoff warnen, wenn man der ganzen Bevölkerung die Impfung empfiehlt. Gesundheitsexperten im Bundestag rechneten zuletzt aber nicht mit einem Engpass. Längst nicht alle Personen aus den Risikogruppen lassen sich impfen. Mit einem Influenza-Impfstoff-Mangel rechnete das Paul-Ehrlich-Institut, das die Impfstoff-Chargen prüft, zum Start der neuen Grippesaison nicht. In den vergangenen Jahren waren laut Gesundheitsministerium die Impfstoffmengen in der jeweiligen Grippesaison nicht komplett verbraucht worden.
Wer zahlt die Impfung
Zählt man zu einer Gruppe, für welche die Stiko diese Impfung empfiehlt, muss die Krankenkasse dafür zahlen. Ansonsten gilt für gesetzlich Krankenversicherte: Es kommt auf die Kasse an. Denn manche zahlen allen Versicherten die Influenza-Impfung, andere nicht. Viele Betriebe bieten ihren Angestellten kostenlose Impfungen an.
Wann sollte man sich impfen lassen Allgemein lautet die Empfehlung:
Ende Oktober bis Anfang November. Denn die optimale Schutzwirkung beginnt rund zwei Wochen nach dem Stich und nimmt nach drei Monaten langsam ab. Meist beginnen die Grippewellen am Jahresanfang, dauern danach aber auch mal drei bis vier Monate. So könnte eine Impfung auch nach November noch sinnvoll sein, wenn bis dahin keine Gelegenheit war.
Welchen Schutz bringt die Grippe-Impfung
Das variiert, ganz sicher schützt sie aber nie. Salzberger erklärt es so: „Wenn man einigermaßen richtig geraten hat, welches Virus in der nächsten Saison unterwegs sein wird, ist der Schutz bei 80 Prozent.“Wenn man jedoch völlig danebenliege mit der ImpfstoffKomposition, schütze er um einiges schlechter – das sei zum Teil in den vergangenen Jahren auch vorgekommen.