Immunsystem schützten
Die nächste Coronawelle läuft. Neue, regionale Lockdowns sind nicht ausgeschlossen. Ein landesweiter Stillstand muss unbedingt vermieden werden, da die Folgeschäden für die deutsche Wirtschaft irreparabel und unbezahlbar wären. Schon jetzt sind die staatlichen Rettungsmaßnahmen zum Billionenspiel geworden, in dem die Politik den Überblick über die Rechnung verloren hat.
Die Bürger werden sie irgendwann – wohl mit Steuererhöhungen und anderen Abgaben – bezahlen müssen. Dass der Staat in der Coronakrise rettet, ist dennoch notwendig. Die künftige Wertschöpfung und die Zukunftsfähigkeit unseres Landes hängen davon ab. Falsch daran ist die Verteilung der Gelder. Gerettet werden zuallererst Großkonzerne wie die Lufthansa und die Tui mit dem lapidaren Hinweis auf deren Systemrelevanz und die große Zahl der Arbeitsplätze. Es sind Konzerne mit veralteten Geschäftsmodellen, die das Geld niemals werden zurückzahlen können. So hat der Reisekonzern Tui mehr Geld erhalten als die gesamte deutsche Start-Up-Landschaft, die wir für unsere Zukunft brauchen.
Der Mittelstand, hier vor allem das Gastgewerbe, erlebt dagegen einen Aderlass. Staatliche Hilfen kommen nicht an. Dies weiht mittelständische Firmen dem Untergang. Wer noch kann, dem bleibt oft nur die Flucht nach vorn. Übernahmen, Fusionen werden zur nächsten Welle, die sich gerade aufbaut. Dabei ist der Mittelstand das Immunsystem unserer Wirtschaft! Die Politik muss ihre Fehljustierung sofort korrigieren! Mittelständler sitzen in Nischen, in die selbst die Facebooks und Googles dieser Welt nicht einfach werden vordringen können. Außer man lässt den Mittelstand fallen. Problem gelöst. Patient tot. Die Refinanzierungskraft ist nun entscheidend. Kleine Mittelständler müssen endlich den Zugang zu direkten, gegebenenfalls nicht rückzahlbaren Hilfen finden. Die Größeren müssen mithilfe der Politik und der Banken, die, wenn sie schon nur noch ausgewählt Kredite vergeben, ihnen zumindest den Zugang zum Kapitalmarkt ebnen können. Dort warten Negativzinsen und lange Laufzeiten, bekommen auch mittelständische Firmen bei der Kreditaufnahme Geld erlassen. Parallel braucht es für bedrohte Start-Ups Fondslösungen, denn Venture Capital gibt es in Deutschland zu wenig. Eine Folge der Internetkrise, die sich nun umso mehr rächt.
In den Fonds muss der Staat beispielhaft investieren, über Wahlen hinweg. Jetzt, mitten in der Coronakrise, braucht es einen Strategieplan „Zukunft“mit Unternehmungen, die allen Firmen offenstehen, nicht nur alten, künstlich fit gespritzten Großkonzernen. So wäre Steuerzahlergeld gut „angelegt“und würde sich nach der Krise auszahlen.