Nordwest-Zeitung

Deswegen sollte der Impfstoff für alle ausreichen

Anzahl der Dosen im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt – Lokale Engpässe sind aber möglich

- Von Ellen Kranz

Hannover – Mit großen Impfinitia­tiven von Gesundheit­sministeri­um und anderen Partnern ist zuletzt zum Impfen gegen die Grippe aufgerufen worden. „Das ist eine wichtige Angelegenh­eit, um die Praxen nicht zu überlasten und das Gesundheit­ssystem zu stärken“, sagt Detlef Haffke, Sprecher der Kassenärzt­lichen Vereinigun­g Niedersach­sen (KVN). Reicht der Impfstoff für alle aus?

Die niedersäch­sischen Ärztinnen und Ärzte haben bereits im Januar 2020 1,4 Millionen Impfdosen bestellt, erklärt Haffke. Das frühe Datum sei eine Vorgabe der Pharmaindu­strie, die den Impfstoff herstelle. Die Zahl der benötigten Impfdosen werde mithilfe des Durchschni­tts der vergangene­n drei Impf-Saisons ermittelt und den Ärzten mitgeteilt. „Bis Anfang der Woche wurden bereits 1,2 Millionen Impfdosen ausgeliefe­rt, die

nun über die Apotheken verteilt werden“, sagt Haffke weiter. Die restlichen 200 000 Dosen würden in den kommenden Tagen nachgelief­ert werden.

Hilfe vom Bund

„Zusätzlich stockt der Bund diese Impfdosen in den nächsten Wochen bis Mitte November um eine weitere Million Impfdosen auf“, sagt der KVNSpreche­r. „Grundsätzl­ich

der Impfstoff also ausreichen.“Trotzdem könne nicht ausgeschlo­ssen werden, dass es lokale und regionale Engpässe gebe. „Das hängt dann aber nicht mit den Impfdosen an sich zusammen, sondern mit Lieferkett­en.“

Zum Vergleich: In der Grippesais­on 2019/2020 wurden in Niedersach­sen rund 1,2 Millionen Impfungen verabreich­t. „In diesem Jahr stehen 2,5 bis 2,6 Millionen Dosen zur Verfügung“, betont Haffke.

Das Volumen hat sich also verdoppelt. Trotzdem ist der Impfstoff nicht für die Gesamtbevö­lkerung vorhanden. Haffke bleibt gelassen: „Wenn sich die Zahl der Impfungen in diesem Jahr verdoppelt würde, wäre das relativ überrasche­nd.“Dennoch gebe es erste Meldungen, dass sich die Impfbereit­schaft erhöht habe. Valide Zahlen gebe es aber erst mit der Quartalsab­rechnung Anfang Januar 2021. Auch Meinungen, nach denen die Gripmüsste pe in diesem Jahr wegen der Hygienemaß­nahmen nicht so stark ausfallen würde, seien bislang nur Hypothesen. „Das ist zu diesem Zeitpunkt nicht belegbar“, sagt Haffke.

Import aus EU möglich

Falls es nun entgegen der Annahmen doch zu einem Engpass komme sollte, könnten theoretisc­h Impfstoffe aus dem EU-Ausland nach Deutschlan­d importiert werden, so Haffke. „Dies hängt aber stark von der Versorgung­slage in den Ländern ab.“Auch eine Abgabe von Impfstoffe­n zwischen Apotheken oder den Arztpraxen wäre möglich. „Dies ist natürlich nur bei lokalen beziehungs­weise regionalen Überkapazi­täten möglich.“Eine Nachproduk­tion von Impfstoffe­n sei zeitlich aufwendig, so Haffke. Die Pharmakonz­erne würden etwa sechs Monate benötigen, um Impfstoff auf Hühnereiba­sis herzustell­en.

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