Staulinie war einst eine beliebte Flaniermeile
Gärten der Häuser an der Achternstraße reichten an ehemaligen Stadtwall heran
1910: Die Staulinie verfügte wie heute über zwei Fahrbahnen, auf denen sich die Kutschen allerdings begegnen konnten. Die gegenüberliegende Straße Staugraben war längst nicht so gut ausgebaut.
Oldenburg – Kaum vorstellbar, aber die Staulinie zwischen Alter Hauptpost und Lappan gehörte einst zur Befestigungsanlage, die die Stadt vor Angriffen schützen sollte. Erst Peter Friedrich Ludwig ließ die Wälle 1789/97 schleifen, militärisch erfüllten sie ohnehin schon lange keinen Zweck mehr. Der Festungscharakter war 1764 aufgehoben worden.
Entlang der Haaren entstand mit dem Schleifen (Abtragen) des Walls kurz vor ihrer Mündung in den Stadthafen eine Promenade mit vier Ulmenreihen.
Sattlermeister Spieske hat als 90-Jähriger im Jahr 1875 seine Lebenserinnerungen aufgeschrieben, die bis ins 18. Jahrhundert zurückreichen. Von Norden kommend bis zum Stautor lief der Wall ohne Zwischenraum an den Grundstücken
entlang, die zu den Häusern an der Achternstraße gehörten, schreibt er. Dort stand auch ein Haus, das 1792 von dem damaligen Besitzer, Branntweinbrenner Gerhard Hullmann, als Brennhaus ganz nahe an die Ring- oder Stadtmauer gebaut wurde. Die erste Dachpfanne reichte unmittelbar auf den Grund des Walles. Als 1797 der Wall abgetragen und die Straße angelegt wurde, die jetzt Staulinie heißt, bekamen die Anlieger der Achternstraße unentgeltlich so viele Grundstücksflächen hinzu, dass die Straße gerade angeleget werden konnte. Hullmann nutzte die Gelegenheit, um sein Brennhaus zu vergrößern.
Auf den alten Fotos (oben) sieht man zwei Fahrbahnen. Zwischen den Bäumen befand sich der Weg für die Fußgänger, links waren zwei Fahrspuren für die Pferdedroschken,
Heute: Die Staulinie ist zu einer stark befahrenen Hauptverkehrsstraße geworden. die sich im Gegenverkehr begegnen konnten. An der Staulinie standen, so ist auf „alt-oldenburg.de“nachzulesen, auf Höhe des Gangs am Lappan noch im Jahr 1925 die Pferdedroschken und warteten auf Fahrgäste. Nach und nach wurden sie von den „Kleinkraftdroschken“(Taxis) verdrängt. „Vater Rempe mit seinem Pferd Fritz“betrieb die letzte Pferdekutsche in Oldenburg.
Und weiter: Dort wo sich heute an der Staulinie das City-Parkhaus befindet, stand in den 50er-Jahren das EdekaZentrallager. Bis zum Ausbau des Wallrings war die Staulinie in den 50er-Jahren noch keine Einbahnstraße, der Verkehr lief in beide Richtungen und die Parkplätze waren schräg angelegt. Wie am Staugraben sind auch hier mittlerweile eine ganze Reihe kleinerer Häuser verschwunden.