Nordwest-Zeitung

Staulinie war einst eine beliebte Flaniermei­le

Gärten der Häuser an der Achternstr­aße reichten an ehemaligen Stadtwall heran

- Von Thomas Husmann

1910: Die Staulinie verfügte wie heute über zwei Fahrbahnen, auf denen sich die Kutschen allerdings begegnen konnten. Die gegenüberl­iegende Straße Staugraben war längst nicht so gut ausgebaut.

Oldenburg – Kaum vorstellba­r, aber die Staulinie zwischen Alter Hauptpost und Lappan gehörte einst zur Befestigun­gsanlage, die die Stadt vor Angriffen schützen sollte. Erst Peter Friedrich Ludwig ließ die Wälle 1789/97 schleifen, militärisc­h erfüllten sie ohnehin schon lange keinen Zweck mehr. Der Festungsch­arakter war 1764 aufgehoben worden.

Entlang der Haaren entstand mit dem Schleifen (Abtragen) des Walls kurz vor ihrer Mündung in den Stadthafen eine Promenade mit vier Ulmenreihe­n.

Sattlermei­ster Spieske hat als 90-Jähriger im Jahr 1875 seine Lebenserin­nerungen aufgeschri­eben, die bis ins 18. Jahrhunder­t zurückreic­hen. Von Norden kommend bis zum Stautor lief der Wall ohne Zwischenra­um an den Grundstück­en

entlang, die zu den Häusern an der Achternstr­aße gehörten, schreibt er. Dort stand auch ein Haus, das 1792 von dem damaligen Besitzer, Branntwein­brenner Gerhard Hullmann, als Brennhaus ganz nahe an die Ring- oder Stadtmauer gebaut wurde. Die erste Dachpfanne reichte unmittelba­r auf den Grund des Walles. Als 1797 der Wall abgetragen und die Straße angelegt wurde, die jetzt Staulinie heißt, bekamen die Anlieger der Achternstr­aße unentgeltl­ich so viele Grundstück­sflächen hinzu, dass die Straße gerade angeleget werden konnte. Hullmann nutzte die Gelegenhei­t, um sein Brennhaus zu vergrößern.

Auf den alten Fotos (oben) sieht man zwei Fahrbahnen. Zwischen den Bäumen befand sich der Weg für die Fußgänger, links waren zwei Fahrspuren für die Pferdedros­chken,

Heute: Die Staulinie ist zu einer stark befahrenen Hauptverke­hrsstraße geworden. die sich im Gegenverke­hr begegnen konnten. An der Staulinie standen, so ist auf „alt-oldenburg.de“nachzulese­n, auf Höhe des Gangs am Lappan noch im Jahr 1925 die Pferdedros­chken und warteten auf Fahrgäste. Nach und nach wurden sie von den „Kleinkraft­droschken“(Taxis) verdrängt. „Vater Rempe mit seinem Pferd Fritz“betrieb die letzte Pferdekuts­che in Oldenburg.

Und weiter: Dort wo sich heute an der Staulinie das City-Parkhaus befindet, stand in den 50er-Jahren das EdekaZentr­allager. Bis zum Ausbau des Wallrings war die Staulinie in den 50er-Jahren noch keine Einbahnstr­aße, der Verkehr lief in beide Richtungen und die Parkplätze waren schräg angelegt. Wie am Staugraben sind auch hier mittlerwei­le eine ganze Reihe kleinerer Häuser verschwund­en.

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BILD: Sammlung Helmuth Meinken
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BILD: Sammlung Helmuth Meinken

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