Als Chance begreifen
Vor der Sitzung im PFL: Iris Kasper (links) von der Bürgerinitiative „Rettet das Haarentorviertel!“überreichte 639 Unterschriften gegen das geplante Schützenweg-Bauprojekt an Ursula Burdiek (SPD).
Rat zustimmen muss. Für das Areal gibt es keinen Bebauungsplan und die Arbeiten könnten unter bestimmten Voraussetzungen schon beginnen – auf den Grundrissen der bestehenden Häuser. Im Flächennutzungsplan sei das Gelände als Baugebiet ausgewiesen. In einer weiter wachsenden Stadt müsse Wohnraum geschaffen werden, waren sich Adler und Uhrhan weiter einig. Aus Sicht von Liane Ehlers, eine der Sprecherinnen
der Initiative, könne das auch auf dem Fliegerhorst geschehen – durchaus in Hochhäusern.
Uhrhan lobte die Dialogbereitschaft der Investoren, die mit den Anwohnern in Workshops und Treffen in engem Kontakt stünden. Der Baudezernent wies auf die obligatorische Prüfung der Umweltverträglichkeit hin. Mit dem Aufstellungsbeschluss starte man nun in das Bauverfahren. Er sei im Übrigen froh, dass
die Diakonie an dieser Stelle 80 stationäre Pflegeplätze und 15 Tagespflegeplätze plane. Die Stadt sei dazu im Sinne der Daseinsfürsorge verpflichtet.
Peter Forch von „Linden Projekt“ergänzte, dass im Umfeld der Universität ein Technologiepark aufgebaut werde, der zahlreiche Arbeitsplätze schaffe. Autos spielten im Mobilitätskonzept eine untergeordnete Rolle, die Wege zur Innenstadt, zu den beiden Universitätsstandorten,
Supermärkten und dem neuen Technologiestandort am Pophankenweg seien schnell und bequem mit dem Rad zu erreichen. Architekt Alexis Angelis fügte hinzu, dass kein Hochhausviertel geplant sei. Familien, Seniorinnen und Senioren, Singles und Studenten ergäben eine muntere Mischung – in jeder Beziehung.
Der Aufstellungsbeschluss wurde bei drei Enthaltungen (Grüne und Nicole Piechotta, SPD) gefasst.
Thomas Husmann über das Bauprojekt am Schützenweg
Wer A sagt muss auch B sagen. Wer sich über den Ausbau der European Medical School (EMS) und die üppigen finanziellen Zusagen des Landes Niedersachsen freut, muss für die Beschäftigten an den neu entstehenden Arbeitsplätzen auch Wohnungen bereithalten. In der Pflicht ist die Stadt, also Politik und Verwaltung. Und Oldenburg wird weiter wachsen, bis zu 8000 Neu-Bürger wird es in Oldenburg in den nächsten Jahren geben, heißt es.
Auf der anderen Seite sind Frust und Ärger der Nachbarn am Schützenweg zu verstehen, die eine liebgewonnene Grünfläche verlieren. Wer aber von einem monströsen Bauvorhaben spricht und ein trübes Regenrückhaltebecken als Biotop bezeichnet, wird schnell unglaubwürdig.
Das Bauprojekt sollte als Chance begriffen werden, die Lebensqualität im Viertel zu erhöhen. Es entstehen neue Wege zum Botanischen Garten, Gemeinschaftsräume, ein Café und öffentliche Flächen. Über die Größe der Gebäude wird aber noch zu reden sein – auch in den Ratsgremien.
@ Den Autor erreichen Sie unter Husmann@infoautor.de