Nordwest-Zeitung

Wo aus Lehm hartgebran­nte Klinker wurden

Wanderarbe­iter aus dem Lipperland verdingten sich bei den Ziegeleien in Varel und der Friesische­n Wehde

- Von Hans Begerow

Bramloge/Borgstede – Auf den ersten Blick wirkt das windschief­e Gebäude wie ein Stall oder eine kleine Scheune, tatsächlic­h ist im Inneren wohl der einzige in der Region erhaltene Brennofen einer kleinen bäuerliche­n Ziegelei: Ein „Deutscher Ofen“mit meterdicke­n Mauern und Tonnengewö­lbe steht auf dem Gelände des landwirtsc­haftlichen Betriebs von Fred Janßen (62) in Obenstrohe. Seit mehreren Generation­en bewirtscha­ften die Janßens den Hof, zu dem im 19. Jahrhunder­t eine kleine Ziegelei gehörte, damals gegründet von einem Landbesitz­er mit Name Friedrich Pieper.

Als ehemaliger Schulrekto­r hat Suntke Reents (84) viel über die Schulgesch­ichte des Ortes Obenstrohe geforscht, von dem erhaltenen Brennofen bei Bauer Janßen hatte er gehört und das hat ihn bis heute nicht losgelasse­n. Er öffnet die Tür. Der jetzige Hofbesitze­r nutzt das verfallene Gebäude als Abstellrau­m. Winterreif­en, ein paar Weckgläser und Dinge, die man nicht jeden Tag braucht, sind in dem ehemaligen Brennofen. Der „Deutsche Ofen“war zur Gründung der kleinen Ziegelei der Stand der Technik. In der Kammer wurden Rohlinge aufgestape­lt. Durch Luken in der Decke wurde das Brennmater­ial (meist Torf) nachgeworf­en. Durch den langen Brennvorga­ng (Vorwärmen, Brennen, Abkühlen) waren der Produktivi­tät Grenzen gesetzt, der Ofen musste ja lange abkühlen, bevor man ihn neu füllen konnte. Ab 1868 setzte sich im Oldenburgi­schen der Ringofen durch, in dem viel mehr Steine gebrannt werden konnten.

Ringofen viel effektiver

Ein solcher Ringofen stand auch bei der Klinkerzie­gelei Louis de Cousser im Vareler Ortsteil Bramloge. Dafür brauchte man freilich mehr Arbeiter als in einer Handstrich­ziegelei. Louis de Cousser (1852-1913) hatte deshalb 1910 einen Vertrag mit einem Ziegler aus dem Lipperland geschlosse­n. Karl Deppe (18721946) verpflicht­ete sich darin, für de Cousser die „Kampagne“zu übernehmen, die Produktion des Jahres 1910. Sein Enkel heißt ebenfalls Karl. Der heute 85-Jährige hat den Vertrag seines Großvaters aufgehoben.

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Karl Deppe (1872-1946, Zieglermei­ster)

Die Ziegeleiar­beiter in Bramloge musste Karl Deppe stellen. Sie kamen wie er aus dem Lipperland, in Varel und der Friesische­n Wehde eine häufige Konstellat­ion. Die meisten von ihnen kamen im Frühjahr zu Fuß aus ihrer Heimat, mit viel Gepäck auf dem Rücken, bevor sie im Herbst/ Winter wieder zurück zu ihren Familien wanderten. Karl Deppes Sohn, ebenfalls Karl mit Vornamen (1901-1970) war wie sein Vater Ziegler.

Im Gegensatz zum Vater, der in Schlangen/Lipperland lebte, wurde er aber in Obenstrohe sesshaft und arbeitete als Heizer und Sortierer in der Klinkerzie­gelei de Cousser in Bramloge. Dessen Sohn, der heute 85-Jährige Karl Deppe,

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Suntke Reents vor dem alten Brennofen,

wurde allerdings Tischler von Beruf.

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Viele Namen in der Region erinnern an die Ziegler aus dem Lippischen, die irgendwann in Varel oder der Friesische­n Wehde sesshaft wurden: Bunte, Ellerbrock, Hilbrink, Niebuhr, Plöger oder Temme. Karl Deppe übernahm auch 1911 und 1912 die „Kampagne“und organisier­te die Arbeiter, deren Verpflegun­g und Bezahlung. Die brachten nach Suntke Reents’ Recherchen auch ihren eigenen Koch aus dem Lipperland mit. Gegenüber der Ziegelei in Bramloge liegt ein Haus, wo ein Schuster wohnte. Er verkaufte

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BILD: Archiv Heimatvere­in Varel
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Der Oktober ist Brustkrebs­monat. Die Deutsche Krebshilfe organisier­t einen virtuellen Spendenlau­f

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