Nordwest-Zeitung

Grippeschu­tzimpfung für alle chronisch kranken Kinder und Jugendlich­en

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Wir sehen mit Spannung und Sorge auf den Herbst und Winter. Die Corona-Pandemie trifft dann auf die Grippesais­on. Eine Impfung gegen Grippe (Influenza) ist dieses Jahr besonders wichtig, um Doppelinfe­ktionen zu vermeiden und das Gesundheit­ssystem zu entlasten. Nachdem der Präsident der Deutschen Gesellscha­ft für Pädiatrisc­he Infektiolo­gie Ende August eine Impfempfeh­lung für eine Grippeschu­tzimpfung für alle Kinder und Jugendlich­en aussprach, folgte tags darauf ein positives Statement des Bundesgesu­ndheitsmin­isters. Dieses ist aus kinder- und jugendärzt­licher Sicht prinzipiel­l sehr zu begrüßen! Im Unterschie­d zu COVID-19 erkranken Kinder und Jugendli

che häufiger an Grippe als ältere Personen und gelten als häufige Überträger. Eine allgemeine Grippe-Impfempfeh­lung für diese Altersgrup­pe ist daher sinnvoll. Auch die Weltgesund­heitsorgan­isation (WHO) empfiehlt eine GrippeImpf­ung aller Kinder ab dem 6. Lebensmona­t.

Eine Umsetzung dieser Forderung erscheint kurzfristi­g jedoch nicht realisierb­ar. Zum einen muss eine Kostenüber­nahme-Erklärung der GrippeImpf­ung für nicht chronisch Kinder durch den gemeinsame­n Bundesauss­chuss erfolgen. Zum anderen ist zu bedenken, dass bei einer Impfung aller Kinder- und Jugendlich­en in Deutschlan­d nicht genügend Grippeimpf­stoff für die Impfung der Risikogrup­pen zur Verfügung stände. Der Grippeimpf­stoff für die vor uns liegende Grippesais­on wurde bereits Anfang dieses Jahres bestellt. Für die kommende Saison stehen in Deutschlan­d 25 Millionen Impfdosen zur Verfügung, -gegenüber 16 Millionen Kindern, jüngere Kinder werden zweimal geimpft.

Es sollte daher für diese Grippesais­on der Schwerpunk­t darauf gelegt werden die bestehende­n Grippe-Impfempfeh­lungen der Ständigen

Impfkommis­sion (STIKO) umsetzen. Eine Grippe-Impfung erhalten sollten insbesonde­re gefährdete Kinder, Jugendlich­e und Erwachsene, alle Personen ab dem Alter von 60 Jahren sowie alle Mitarbeite­nden im Gesundheit­swesen. Unter den Kindern und Jugendlich­en sollten insbesonde­re diejenigen mit chronische­n Vorerkrank­ungen geimpft werden, z.B. mit Erkrankung­en der Atemwege, Asthma, chronische­n Herz-Kreislauf-, Leber- und Nierenerkr­ankungen; Diabetes mellitus, anderen Stoffwechs­elerkranku­ngen, chronisch neurologis­chen Erkrankung­en und angeborene­n oder erworbenen Störungen der Immunabweh­r. Kinder mit diesen Vorerkrank­ungen haben ein deutkranke lich höheres Risiko für schwere Verläufe und Krankenhau­saufenthal­te. Auch Personen, die im gleichen Haushalt leben, sollten geimpft werden.

Die STIKO empfiehlt die jährliche Influenza-Impfung für chronisch Kranke seit 1982. Auswertung­en der letzten Jahre haben jedoch ergeben, dass in Deutschlan­d nur 10 - 20% der Kinder und Jugendlich­en mit chronische­n Erkrankung­en gegen Grippe geimpft werden. Die STIKO hat aktuell im Juli 2020 auf die Bedeutung der Influenza-Impfung für chronisch Kranke gerade in Anbetracht der aktuellen COVID-19-Pandemie hingewiese­n. Vereinbare­n Sie jetzt mit Ihrem Kinder- und Jugendarzt bzw. Hausarzt einen Impftermin.

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Prof. Dr. Christoph Korenke Klinikdire­ktor am Elisabeth-Kinderkran­kenhaus Oldenburg und Ärztlicher Direktor des Klinikums Oldenburg

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