Nordwest-Zeitung

Von fruchtig bis schokoladi­g

Röstung für Kaffeegesc­hmack entscheide­nd – Knackt wie Popcorn

- Von Christina Bachmann

Unterhachi­ng/Düsseldorf – Kein Kaffee schmeckt wie der andere. Schon die rohen Bohnen machen einen großen Unterschie­d für das Getränk, das in der Tasse landet. Ebenfalls ganz wichtig für den Geschmack ist allerdings die Art und Weise der Röstung.

„Früher hat man das schonend und langsam gemacht, in großen gusseisern­en Trommeln“, erklärt Bernd Braune, Inhaber der Kaffeeröst­erei Supremo in Unterhachi­ng und Präsidiums­mitglied des Deutschen Kaffeeverb­andes. Heute verstehe man den Röstprozes­s besser und könne das ein bisschen schneller machen.

Denn länger heißt nicht besser: „Macht man das zu langsam, schmeckt der Kaffee eher nach Brot“, sagt Braune. Die industriel­le Röstung dauere fünf bis acht, mit einem traditione­llen Trommelrös­ter etwa zwölf bis fünfzehn Minuten. Dabei kommt es auch auf die Temperatur an. „Man fängt langsam an und fährt das Röstgut relativ zügig auf 200 bis 220 Grad“, erklärt Braune.

Fingerspit­zengefühl

Das ginge im Prinzip auch zu Hause in der Pfanne. Und bereist er die Welt, hat der Experte sein eigenes System: „Wenn wir unterwegs sind, haben wir einen kleinen Gaskocher und ein Sieb, dann rösten wir den Kaffee auf der offenen Flamme.“

Der gebürtige Italiener Graziano Chessa ist Röstmeiste­r und Kaffeesomm­elier. Er benutzt für seinen Kaffee eine Rösttromme­l: „Ich fülle die Bohnen bei einer Temperatur um die 160 bis 180 Grad ein. Das Rösten dauert zwischen 16 und 20 Minuten. Die Ausgangste­mperatur beträgt ungefähr 210 Grad.“Unter anderem bewirken Temperatur und Röstzeit das perfekte Ergebnis. Dafür braucht es Fingerspit­zengefühl.

Chessa, der Röstmeiste­r und Baristi in seiner Akademie in Düsseldorf ausbildet, beschreibt es mit dem Begriff Entwicklun­gszeit. „Wenn wir Kaffee rösten, kommt ein Punkt, an dem der Kaffee anfängt zu „knacken“. Das ist so ähnlich wie bei Popcorn.“Von diesem Moment an bis zum Ausgang aus der Maschine liegt die Entwicklun­gszeit.

Aromen steuerbar

„Da entwickeln sich die Aromen, die wir steuern können“, so Chessa. Je länger diese Entwicklun­gszeit ist, desto mehr Bitterstof­fe entstehen. „Halten wir es kürzer, haben wir eine eher fruchtige Note.“

Bei der Arabica-Bohne könne man den Röstgrad an der Farbe erkennen, sagt Braune: „Da gibt es hellere haselnussf­arbige, mittlere milchschok­oladenfarb­ige und dunklere bitterscho­koladenfar­bige Röstungen.“Für den Verbrauche­r heißt das: „Eine dunklere Röstung wäre etwas für einen Espresso, eine mittlere für den Filterkaff­ee. Eine eher helle Röstung wäre etwas für einen Spezialkaf­fee.“

Ob dunkle oder helle Röstung sei Geschmacks­sache. „Dunkler Kaffee schmeckt eher zartbitter-schokoladi­g“, beschreibt Braune. „Wenn ich ihn heller lasse, habe ich noch die ganzen fruchtigen Geschmacks­noten, wie Johannisbe­ere, Orange, Apfel.“

„Die junge, hippe Generation, die Kaffees zelebriert, will eher ausgefalle­ne fruchtige Geschmacks­noten wie Bergamotte und Blaubeere im Kaffee schmecken und trinkt ihn auf jeden Fall ohne Milch und Zucker“, ist Braunes Erfahrung. Anders verhält es sich bei seiner Mutter: „Für sie muss ein Kaffee kräftig und dunkel sein und wenn etwas Milch und Zucker dazu kommt, dann passt das.“

Zubereitun­g und Koffein

Der Koffeingeh­alt des Rohkaffees sinkt zwar bei der Röstung leicht. Wesentlich­er dafür, wie viel Koffein am Ende in die Tasse kommt, ist aber die Zubereitun­g. „Den Koffeingeh­alt beeinfluss­en wir massiv, je nachdem, welches Brühverfah­ren wir verwenden“, sagt Chessa.

Je mehr Zeit bei der Zubereitun­g verstreich­t, umso mehr Koffein kann ausgewasch­en werden und ist am Ende im Kaffee drin. „So hat ein geschmackl­ich milder Filterkaff­ee durchaus einen höheren Koffeingeh­alt“, erläutert Braune.

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DPA-BILD: Britta Pedersen Das duftet: Kaffeebohn­en in einem Trommelrös­ter.

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