Nordwest-Zeitung

Series 6: Apple Watch will immer höher hinaus

Apple geht gleich mit zwei neuen Watch-Modellen an den Start – Weitere Messungen sind möglich

- Von Christoph Dernbach

Berlin – Am Handgelenk kann man die verschiede­nen Modelle der Apple Watch auf den ersten Blick kaum auseinande­rhalten. Die Unterschie­de zwischen der neuen Apple Watch Series 6, dem neuen Einsteiger­modell SE und dem Vorgängerm­odell 5 werden allerdings nach einigen Sekunden sichtbar: Während das Display der Apple Watch SE abschaltet, um Strom zu sparen, bleibt der Bildschirm bei der Series 5 und 6 ständig an – wenn auch etwas weniger hell als normal.

Wer dann doch noch etwas genauer hinschaut, wird auch zwischen den beiden „Always on“-Uhren einen kleinen Unterschie­d erkennen. Apple sagt, die Series 6 habe im passiven Modus einen zweieinhal­b Mal helleren Bildschirm als das Vorjahresm­odell. Im Alltag bemerkt man das schon, auch wenn die höhere Helligkeit nicht so krass spürbar ist, wie der Wert von 250 Prozent eigentlich vermuten lässt.

Nimmt man die Uhren vom Handgelenk und schaut sich die Rückseite an, erkennt man einen weiteren Unterschie­d. Neue Sensoren und vier LED-Cluster ermögliche­n es, mit der Series 6 den Anteil von roten Blutkörper­chen zu erkennen, die Sauerstoff im Blut transporti­eren. Damit kann die Sauerstoff­sättigung (SpO2) des Blutes gemessen werden.

Sauerstoff im Blick

Dieser Wert sagt aus, wie gut der Körper mit Sauerstoff versorgt ist. Er spielt auch bei chronische­n Lungenerkr­ankungen, Asthma oder beim Schlafapno­e-Syndrom eine Rolle, ebenso bei der neuen Lungenkran­kheit Covid-19. Manche Sportler, die im Training ihre Vitalwerte überwachen, haben diesen Wert ebenfalls im Blick.

Herkömmlic­he Pulsoxymet­er in der Medizin ermitteln den SpO2-Wert an der Fingerkupp­e oder am Ohrläppche­n, die neue Apple Watch – wie Smartwatch­es anderer Hersteller – dagegen am Handgelenk. Dabei leuchten die LEDCluster in die Haut, die Sensoren registrier­en die Farbe des Blutes und schließen auf den SpO2-Wert.

Das Verfahren nutzt den Umstand, dass Blut je nach Zustand verschiede­ne Färbungen zeigt: Gesättigte­s, mit Sauerstoff beladenes Hämoglobin ist hellrot und absorbiert vor allem rotes Licht. Ungesättig­tes Hämoglobin erscheint dunkelrot bis bläulich und nimmt vor allem Licht im infraroten Bereich auf. Im Praxistest liefert die Apple Watch 6 quasi identische Werte wie ein Spezial-Pulsoximet­er an der Fingerkupp­e.

Kein Medizinger­ät

Bei Werten zwischen 93 und 100 Prozent ist alles in Ordnung, sagen Mediziner. Sollten dauerhaft niedrigere Werte erscheinen, sollte man ärztlichen Rat suchen. Apple selbst preist die Funktion nur als reines Fitness- und Wellness-Feature an und warnt davor, von diesen Werten auf die Gesundheit zu schließen. Das hat auch damit zu tun, dass die Watch unter viel strengere rechtliche Rahmenbedi­ngungen fallen würde, wenn Apple die Uhr als Medizinger­ät deklariere­n würde.

Im Gegensatz zum Ein-Kanal-EKG, das mit der Apple Watch 4 eingeführt wurde, muss man für die Blutsauers­toffmessun­g nicht unbedingt eine eigene App starten, sondern kann die Werte auch im Hintergrun­d erfassen lassen, etwa in der Nacht zur Schlafanal­yse.

Neu in der Apple Watch Series 6 ist auch ein anderer Höhenmesse­r, der nun im Normalbetr­ieb ständig im Hintergrun­d läuft und viel präziser ist als in den älteren Modellen. Anhand der ermittelte­n Höhenmeter können nicht nur Berg- oder Radsportle­r ihr Training besser planen. Auch die Alltagsakt­ivität etwa beim Treppenste­igen lässt sich so besser vermessen.

Nachgebess­ert hat Apple beim Hauptproze­ssor S6, der 20 Prozent schneller sein soll. Im Alltag ist im Vergleich zur Series 5 kein Performanc­eUnterschi­ed spürbar. Nur der Sprachassi­stent Siri meldete sich gefühlt etwas flotter zu Wort. Der neue Chip soll aber auch effiziente­r mit dem Strom umgehen. Doch auch hier waren in der Praxis kaum Unterschie­de zu spüren. Die Bewährungs­probe steht dem neuen Prozessor wohl erst in ein oder zwei Jahren bevor, wenn WatchOS 9 oder 10 installier­t wird.

Die Apple Watch Series 6 ist mit dem 40-Millimeter-Aluminiumg­ehäuse ab 418 Euro zu haben, die größere 44-Millimeter-Version kostet 447 Euro. Die Watch SE ist ab 291 Euro erhältlich.

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BILD: Christoph Der/dpa-tmnnbach Die Apple Watch Series 6 kann Puls und Blutsauers­toff messen und auch ein EKG erstellen. Im Praxistest stimmten die Messergebn­isse weitgehend mit medizinisc­hen Pulsoximet­ern überein.
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BILD: Christoph Dernbach/dpa-tmn Sie haben unterschie­dlichste Funktionen – sind optisch aber kaum zu unterschei­den.

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