Kernkraftwerk-Plan sorgt für Reibereien
„Atomkraftwerk vor der Haustür? – Energie: Niederländische Regierungspartei erwägt Bau eines Meilers in Eemshaven“, Titelseite, 1. Oktober
Nach Jahren skandalöser Annäherung an rechtspopulistische Kräfte im eigenen Land und fortgesetzten Querulantentums auf EU-Ebene – etwa in Flüchtlingsfragen oder durch fragwürdige Steueranreize für ausländische Unternehmen – ist die niederländische Regierung nun endgültig in der parteipolitischen Steinzeit angekommen: In einem Land von der Größe Niedersachsens sollen (...) zehn Atomkraftwerke die Energieversorgung übernehmen, obwohl kaum irgendwo sonst mehr Wind- und Solarstrom erzeugt werden könnte. Dies ist an Absurdität nur schwer zu überbieten. Es sollte ein dringliches Anliegen der deutschen EU-Ratspräsidentschaft sein, Herrn Rutte mitzuteilen, dass die größte europäische Wirtschaftsnation nicht nur aus der Atomkraft, sondern auch aus der Kohleverstromung aussteigt, ohne dabei in vorindustrielle Zustände zurückzufallen.
Martin Dürkop
Oldenburg
Die Niederlande planen also den Bau von weiteren Atomkraftwerken, bravo. Wind und Solarenergie werden nicht reichen, bei uns in Deutschland auch nicht. Die Niederlande machen es richtig (...). Vielleicht rechnen sie auch damit, wenn bei uns der Strom knapp wird, dass man den Deutschen teuer Strom verkaufen kann. Dumm sind die Holländer ja nicht...
Dieter Broeker
Oldenburg
In diesem Artikel wird erwähnt, dass man in Holland offenbar bemüht ist, die „Atomenergie“von ihrem schlechten Image zu befreien. Dabei stolpere ich als naturwissenschaftlich geschulter Techniker immer wieder über einen sachlichen Widerspruch: Aus politischen Gründen haben bestimmte Gruppierungen ganz bewusst das Wort „Atom“im Zusammenhang mit dieser Form der Energieerzeugung benutzt, um die Assoziation zur furchterregenden Hiroshima-Bombe herzustellen, die aber auch fälschlich mit dem Wort „Atom“belegt ist: Im militärischen Bereich spricht man richtig von Nuklearsprengköpfen.
Zur Erläuterung (...): Bei der Energieumwandlung durch Verbrennung fossiler Stoffe entsteht die Energie aus der Veränderung von Atombindungen, nämlich aus den Kräften zwischen Atomen (Sauerstoff, Kohlenstoff etc.). Bei der Energiegewinnung in einem Kernkraftwerk werden die Kernbindungskräfte freigesetzt, also die Kräfte, die einen einzelnen Atom-Kern im Inneren zusammenhalten, daher Kernenergie. So gesehen ist also jedes Kohle-, Öl- und Gaskraftwerk ein Atomkraftwerk und eben die nuklearen Kraftwerke sind Kernkraftwerke. Hier sollte sprachliche Korrektheit greifen, gerade im Journalismus. Nebenbei wird auch mit schöner Regelmäßigkeit dann, wenn es um Umweltfragen und Kraftwerke geht, ein gigantischer Kühlturm eingeblendet, aus dem gewaltige Wolken von Wasserdampf in die Atmosphäre steigen: sehr eindrucksvoll, aber am Thema total vorbei!
Gerhart Krutschinna
Oldenburg