Nordwest-Zeitung

Corona wirkt als Brandbesch­leuniger

- Von Andreas Herholz, Büro Berlin @ Den Autor erreichen Sie unter forum@infoautor.de

Als wäre die Lage nicht schon dramatisch genug, wird die Corona-Pandemie nun auch diese Not verschärfe­n und sich zum Brandbesch­leuniger entwickeln, wie die Welthunger­hilfe eindringli­ch warnt. Weltweit 690 Millionen Hungernde kämpfen in 50 Ländern um ihr Leben und müssen jetzt angesichts des grassieren­den Virus befürchten, dass ihr Schicksal wieder mehr in den Hintergrun­d rückt.

Gerade noch schien das Ziel der Vereinten Nationen nicht mehr utopisch zu sein, den weltweiten Hunger in den nächsten zehn Jahren zu überwinden, da bindet Corona nicht nur die Aufmerksam­keit, sondern auch die finanziell­en Ressourcen. Die Pandemie zerstört erste Fortschrit­te und wirft die UN bei der Umsetzung ihrer Programme zurück.

Die Auszeichnu­ng des Welternähr­ungsprogra­mms mit dem Friedensno­belpreis sollte vor allem auch als Mahnung verstanden werden, nicht weiter gleichgült­ig wegzuschau­en, sondern Soforthilf­e zu leisten und Strategien zur Selbsthilf­e zu entwickeln, um weitere humanitäre Katastroph­en zu verhindern. Die fehlenden fünf Milliarden Euro, die notwendig wären, um die schlimmste Not aktuell zu lindern, würden den Tod von Hunderttau­senden verhindern und dafür sorgen, dass sich nicht wie zuletzt 2015 wieder Millionen auf den Weg machen, um in Europa eine bessere Zukunft zu finden.

Wenn sich die Hungersnot zur zweiten Pandemie entwickelt und am Ende ein Vielfaches an Opfern kostet als das gefährlich­e Virus selbst, ist politische Entschloss­enheit gefragt. Allein im Jahr 2018 sind mehr als fünf Millionen Kinder noch vor Erreichen ihres fünften Lebensjahr­es an den Folgen von Hunger gestorben.

Corona darf nicht dazu führen, dass das Ziel der Vereinten Nationen, bis 2030 den weltweiten Hunger zu überwinden, aus dem Fokus gerät und auf den Sankt-Nimmerlein­s-Tag aufgeschob­en wird.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany