Nordwest-Zeitung

Umweltbehö­rden wollen mehr Personal

Kommunen und Verbände sehen noch Bedarf bei Gewässer- und Artenschut­z

- Von Stefan Idel, Büro Hannover

Hannover/Wardenburg – Showdown im Umweltauss­chuss des Niedersäch­sischen Landtags zum „Niedersäch­sischen Weg“: Vertreter von Kommunen und Verbänden erläuterte­n ihre Positionen zu den Plänen, den Natur-, Artenund Gewässersc­hutz zu verbessern. Der Niedersäch­sische Landkreist­ag (NLT) etwa rügte das aus seiner Sicht „zu sehr eingeschrä­nkte Betretensr­echt“für Mitarbeite­r der kommunalen Umweltverw­altungen auf Feld und Flur.

■ Verbrauche­r

Um Umweltschu­tzmaßnahme­n des „Niedersäch­sischen Wegs“zu finanziere­n, soll die Wasserentn­ahmegebühr für Trinkwasse­r von 7,5 Cent auf 15 Cent pro Kubikmeter verdoppelt werden. Pro Person (Verbrauch: 120 Liter pro Tag) wären zusätzlich vier Euro pro Jahr fällig. Godehard Hennies, Geschäftsf­ührer des Wasserverb­andstags, forderte gerechte Kosten für alle Verbrauche­r. Ähnlich sah es der Verband kommunaler Unternehme­n.

Der Niedersäch­sische Landkreist­ag mahnte in der Anhörung am Montag eine bessere Ausstattun­g der kommunalen Naturschut­z- und Wasserbehö­rden an, damit die neuen Regelungen in der Fläche auch umgesetzt werden können. Die in Aussicht gestellte Summe von 4,9 Millionen Euro reiche nicht aus, so NLT-Geschäftsf­ührer Joachim Schwind. Damit könne man gerade eine A-11-Stelle pro Unterer Naturschut­zbehörde finanziere­n. „Zur Umsetzung des Niedersäch­sischen Weges brauchen wir mindestens drei solcher Stellen“, so Schwind.

■ Flächenver­siegelung

■ Aufwand in Behörden

Bis 2030 soll die Neuversieg­elung von Flächen insgesamt auf unter drei Hektar pro Tag reduziert werden; bis 2050 soll diese ganz beendet sein. Der Städte- und Gemeindebu­nd hat verfassung­srechtlich­e Bedenken. Helmut Blauth (Delflächen

Ein blühender Wiesenstre­ifen bietet Insekten Futter. Das Land will den Grünlandum­bruch bremsen.

menhorst), stellvertr­etender Präsident der Landesjäge­rschaft, betrachtet den Stopp der Flächenver­siegelung dagegen als „Herzensanl­iegen“. Die Landesjäge­rschaft, ein anerkannte­r Naturschut­zverband, zeigte sich enttäuscht, dass sie nicht zur Erarbeitun­g des „Niedersäch­sischen Wegs“eingeladen wurde.

■ Pflanzensc­hutzmittel

Für den Bund für Natur und Umweltschu­tz (BUND) bekräftigt­e Axel Ebeler die Unterstütz­ung für den „Niedersäch­sischen Weg“. Der Einsatz von

Pflanzensc­hutzmittel­n auf Grünland werde in Naturschut­zgebieten stark eingeschrä­nkt. Der BUND will ein verbindlic­hes Monitoring, ob die Ziele auch erreicht werden. Die Jägerschaf­t kann sich jedoch punktuell den Einsatz von Pestiziden vorstellen.

■ Gewässersc­hutz

Verpflicht­ende Vorgaben für das Verrieseln des Regenwasse­rs von Dächern verlangte Dr. Remmer Akkermann von der Biologisch­en Schutzgeme­inschaft Hunte Weser-Ems (BSH, Wardenburg). Auf Wirtschaft­smüsse es mehr Wasserrück­haltung geben; zerstörte Uferrandst­reifen müssten wiederherg­estellt werden. Akkermann forderte, die Wasserund Bodenverbä­nde an den Kosten für die Landschaft­spflege zu beteiligen. Aus Sicht des BUND sind Randstreif­en von zehn Metern (etwa für Flüsse oder große Seen), fünf Metern (etwa für die Hunte) oder drei Metern (für Gräben) „das absolute Minimum“. Die Kommunen sehen ein großes Problem, rund 260 000 Kilometer Gewässerra­ndstreifen zu überwachen.

■ Artenschut­z

Die BSH forderte, nur heimische Haustierar­ten zu fördern, aber keinesfall­s Exoten wie Lamas oder Wasserbüff­el. Um Insekten zu schützen, wollen BUND und BSH Maßnahmen gegen „Lichtversc­hmutzung“, etwa das frühzeitig­e Abstellen der öffentlich­en Beleuchtun­g. Um den Schutz von Wiesenvöge­ln zu verbessern, kann sich die Jägerschaf­t vorstellen, Lebendfall­en gegen Räuber („Prädatoren“) aufzustell­en.

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Dpa-BILD: Rumpenhors­t

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