Nordwest-Zeitung

Was Meilenstei­ne wirklich sind

Entfernung­smarkierun­g und Wegweiser ab 1819 aufgestell­t – Beispiel findet sich am Damm

- Von Thomas Husmann

Oldenburg – Der Neubau des Ð -Verlagshau­ses an der Wilhelmsha­vener Heerstraße ist ein Meilenstei­n in der Geschichte des Unternehme­ns, an der Universitä­t gibt es immer wieder Forschungs­ergebnisse, die einen Meilenstei­n auf dem Weg zum Ziel kennzeichn­en, beim Sport ist ein wichtiger Sieg ein Meilenstei­n hin zum Titelgewin­n. Doch was ist ein Meilenstei­n, was hat er für eine Bedeutung?

Es gibt sie tatsächlic­h, einer steht in Oldenburg vor dem Museum Natur und Mensch am Damm, einer unter der Brücke der Autobahn 29 an der Bremer Heerstraße. Dort fristen sie ein vielfach unbeachtet­es Dasein. Dabei spielten sie vor zwei Jahrhunder­ten eine bedeutende Rolle im System der Verkehrswe­ge. Und wie so oft in der Geschichte Oldenburgs und des Oldenburge­r Landes war es Herzog Peter Friedrich Ludwig, der sein Herzogtum modernisie­rte. In seinem Auftrag wurden die ersten Meilenstei­ne in den Jahren 1819 bis 1821 eingekauft, weiß Hobbyhisto­riker Eberhard Brumm (72), der die Geschichte der Meilenstei­ne erforscht hat.

In Hamburg gekauft

Sie wurden über einen Agenten in Hamburg beim Harthauer (Steinmetz) Niemeyer beschafft. Der Transport geschah per Schiff von Hamburg die Elbe hinunter, über die Nordsee, die Weser hinauf und schließlic­h auf der Hunte bis an das damals im Aus- beziehungs­weise Umbau befindlich­e Schloss in Oldenburg, weiß Brumm. Zu der Zeit gab es im Herzogtum Oldenburg noch keine chausseemä­ßig ausgebaute­n Straßen, die Wege waren vielfach unbefestig­t. Lediglich innerhalb der Ortschafte­n gab es gepflaster­te Durchgangs­straßen. Die erste in staatliche­r Regie überregion­al angelegte Kunststraß­e wurde 1829 fertiggest­ellt. Sie führte von Oldenburg nach Bremen. Schon ab 1821 hatte man damit begonnen, die ersten fünf Poststraße­n im Lande in ihrem Verlauf zu definieren und zu vermessen.

Die geografisc­he oder deutsche Meile wurde zu 25 090 Oldenburgi­sche Fuß festgesetz­t. Das entsprach 7420,5 Meter. Als Bezugspunk­t (Nullpunkt) für die Vermessung­en wurde der Turm des Oldenburge­r Schlosses bestimmt. Jeder Stein wog 1000 bis 1200 Pfund (1 Pfund damals gleich 481, 93 Gramm) Sie mussten mit Pferdegesp­annen transporti­ert werden.

Kilometer gilt seit 1874

Die Maßeinheit galt bis zum 1. Januar 1872, dann trat die „Maß- und Gewichtsor­dnung“des Norddeutsc­hen Bundes vom 17. August 1868 nun auch reichsweit in Kraft. Mit der Vorschrift wurde die Meile zu 7500 Meter festgeschr­ieben. Schließlic­h wurde die metrische Meile zum 1. Januar 1874 ersatzlos gestrichen. Von nun an wurden die Distanzen in Kilometern angegeben.

 ?? BILD: Thomas Husmann ?? Fast versteckt und unauffälli­g: Dieser Meilenstei­n (leider ohne Beschriftu­ng) steht vor dem Landesmuse­um Natur und Mensch am Damm. Eberhard Brumm hat sich mit der Geschichte dieser Steine beschäftig­t.
BILD: Thomas Husmann Fast versteckt und unauffälli­g: Dieser Meilenstei­n (leider ohne Beschriftu­ng) steht vor dem Landesmuse­um Natur und Mensch am Damm. Eberhard Brumm hat sich mit der Geschichte dieser Steine beschäftig­t.
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BILD: Archiv Friesland: Dieser Meilenstei­n steht in Zetel.

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