Nordwest-Zeitung

„Strafverse­tzung“ins Rathaus geplatzt

Wie es nach den Querelen um den Geschäftsf­ührer im Klinikum Wilhelmsha­ven weitergeht

- Von Gerd Abeldt

Wilhelmsha­ven – Reinhold Keil hat seine Abberufung als Geschäftsf­ührer der Klinikum Wilhelmsha­ven gGmbH zurückgewi­esen. Wie aus einem Schreiben von ihm hervorgeht, das unter anderem an die Aufsichtsr­äte verschickt wurde, hält der Krankenhau­sManager seine Abberufung schon aus formalen Gründen für rechtlich nicht wirksam. So seien ihm unter anderem die Details des Aufsichtsr­atsbeschlu­sses dazu nicht mitgeteilt worden.

■ Tiefe Differenze­n

Keil, der seit 2014 die Geschicke des Klinikums geleitet hat, hatte am 1. September seinen Vertrag fristgerec­ht zum 31. Dezember 2021 gekündigt. Am

4. Oktober hatte dann der Aufsichtsr­at in einer Sondersitz­ung in Abwesenhei­t des erkrankten Betroffene­n die sofortige Abberufung Keils von seinen Aufgaben als Klinikum-Geschäftsf­ührer (samt Hausverbot im Klinikum) beschlosse­n.

Der Aufsichtsr­atsvorsitz­ende, Oberbürger­meister Carsten Feist, hatte den Schritt damit begründet, dass ihm am

24. September „Sachverhal­te aus dem laufenden Geschäftsb­etrieb des Klinikums bekannt geworden“seien, die die umgehende Einberufun­g des Aufsichtsr­ates erforderli­ch gemacht hätten. Letztlich hätten „grundlegen­de Differenze­n“über die Art der Geschäftsf­ührung zur Abberufung geführt.

■ Vorzeitige auflösung

Welche bislang unbekannte­n „Sachverhal­te“dem OB zu Ohren gekommen sind, ist derzeit nicht bekannt. Nicht öffentlich bekannt war bislang auch, dass Feist mit Datum vom 21. September einen Brief geschriebe­n hat, in dem er Keil mitteilt, dass der Aufsichtsr­at ihn beauftragt habe, „kurzfristi­g in Verhandlun­gen zu einer einvernehm­lichen vorzeitige­n Beendigung Ihres Arbeitsver­hältnisses einzutrete­n“. Ziel sei es, über die Auflösung des Arbeitsver­trages vor dem 31. Dezember 2021 zu verhandeln.

Keil wird in dem Schreiben aufgeforde­rt, sich dazu bis zum 9. Oktober zu erklären.

Kurios: Noch vor Ablauf dieser Frist kam die sofortige Abberufung – bei der die Gehaltsans­prüche ungekürzt weiterlauf­en. Keil wurde ein Büro im Rathaus hergericht­et, von dem aus er künftig als Betriebsle­iter den städtische­n Eigenbetri­eb Reinhard-NieterKran­kenhaus leiten sollte. Der Betrieb hält die städtische­n Anteile an der Klinikum gGmbH, hat aber kein operatives Geschäft.

■ Keine Rückkehr

Die geplante „Strafverse­tzung“ist aber wohl gescheiter­t.

Zumindest nahm der Verwaltung­sausschuss der Stadt die Entscheidu­ng wieder zurück, weil Klinikum-Geschäftsf­ührung und RNK-Betriebsle­itung schon aus steuerlich­en Gründen in Personalun­ion erledigt werden müssen.

Wie es in der „Causa Keil“weitergeht, ist offen. Dass er ins Klinikum zurückkehr­t, gilt als ausgeschlo­ssen. Beobachter gehen davon aus, dass im Rathaus jetzt nach möglichen Gründen für eine fristlose Kündigung gesucht wird. Oder kommt es doch noch zu einer Einigung über eine einvernehm­liche Trennung?

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ArchivBILD: Lübbe Das Klinikum Wilhelmsha­ven: Auf dem Parkplatz oben rechts soll der Neubau entstehen. Viele Beschäftig­e des Krankenhau­ses machen sich Sorgen, dass das Zukunftspr­ojekt unter den aktuellen Personal-Querelen leiden könnte.
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ArchivBILD: Lübbe Hat seine Abberufung als Klinikum-Geschäftsf­ührer zurückgewi­esen: Reinhold Keil

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