Der Boss und sein Juniorchef
Gegen Schweiz feiern Toni Kroos und Joshua Kimmich doppeltes Jubiläum
Köln – Der Rahmen passt nicht. Auch wenn Toni Kroos nicht der Typ ist, der auf dem Fußballplatz zu Gefühlsausbrüchen neigt, hätte sich der 30-Jährige aus MecklenburgVorpommern zum 100. Länderspiel ein volles Kölner Stadion gewünscht. Doch statt 50 000 dürfen an diesem Dienstag (20.45 Uhr/ARD) beim Nations-League-Spiel gegen die Schweiz wegen zu hoher Corona-Zahlen in der Domstadt keine Zuschauer im Stadion dabei sein. Geisterspiel statt Jubiläumsgala – das wird auch den zweiten Jubilar des Abends ärgern: BayernProfi Joshua Kimmich (25) wird zum 50. Mal für Deutschland auflaufen.
„Man hat sich schon an die ganzen Umstände gewöhnt“, sagte Kroos jüngst zu den Einschränkungen, die das Leben mit dem Virus mit sicht bringt. Der Aufstieg als 15. Spieler in den elitären Club der Hunderter, der von Rekord-Nationalspieler Lothar Matthäus (150 Länderspiele) angeführt wird, ist auch für Kroos eine besondere Wegmarke in seiner Karriere. „Es ist eine schöne Zahl, eine runde Zahl. Trotzdem werde ich mich damit nicht lange aufhalten. Denn im Kopf ist die Europameisterschaft“, sagte Kroos am Montag zur „Bild“.
EM-Titel fehlt Kroos noch
Das Hundertste ist für ihn nicht Endpunkt, sondern Durchgangsstation. Kroos zählt eher nicht die Spiele, sondern Erfolge und Titelgewinne. Und da fehlt dem Weltmeister von 2014 und viermaligem Gewinner der Champions League mit dem FC Bayern (2013) und Real Madrid (2016-2018) noch etwas. „Das Hauptziel ist die Europameisterschaft“, sagte er zur Spielzeit 2020/21.
Die EM-Mission verbindet Kroos auch mit Kimmich, seinem Partner im Zentrum des deutschen Spiels seit dem Desaster bei der WM 2018 in Russland. Das veranlasste Bundestrainer Joachim Löw am sportlichen Tiefpunkt zur Sofortmaßnahme, den Außenverteidiger ins Mittelfeld zu versetzen. „Die beiden haben sich von Anfang an sehr gut verstanden“, sagte Löw am Montag über seine „wichtigen Verbindungsspieler“zwischen Abwehr und Angriff.
Kroos bewertet Kimmichs Rochade ebenfalls als gelungen, gerade mit dem Blick voraus auf die EM: „Der Wechsel von Jo von außen nach innen hat uns eine andere Komponente gebracht. Ein Mannschaftsteil gewinnt keine Titel. Aber wir brauchen ein starkes Mittelfeld, um Spiele auf hohem Niveau zu gewinnen.“
Kimmich will nacheifern
Kroos ist der Boss, Kimmich der Juniorchef – noch! Der Münchner ist der ehrgeizige Anführer der Generation 1995, die bei Bayern München und auch in der Nationalmannschaft in die erste Reihe drängt. Kimmich will DFBPartner Kroos gerade beim Sammeln internationaler Titel nacheifern. Nach dem erstmaligen Gewinn der Champions League sagte er selbstbewusst: „Wir wollen eine Ära prägen – auch mit der Nationalmannschaft. Da hat meine Generation mit Blick auf Titel ja noch einiges vor sich.“