Nordwest-Zeitung

Zusatzrisi­ko für Mutter und Kind

Betroffene Frauen müssen engmaschig betreut werden

- Von Klaus Hilkmann

Vechta – Dass sich neben dem Hormonstat­us auch der Stoffwechs­el insgesamt verändert, ist während einer Schwangers­chaft völlig normal. Bei rund fünf Prozent der Schwangere­n entwickelt sich aber ein so genannter Gestations­diabetes, bei dem die zuvor unauffälli­gen Blutzucker­werte plötzlich über den vertretbar­en Normbereic­h hinaus ansteigen. Bei den meisten Frauen normalisie­ren sich die Werte nach der Geburt des Kindes von selbst wieder. Anders als bei einem Diabetes mellitus handelt es sich bei einem Schwangers­chaftsdiab­etes nicht um eine chronische Erkrankung, betont die Deutsche Diabetes Gesellscha­ft.

Ein frühzeitig erkannter und fachgerech­t behandelte­r Gestations­diabetes bleibt in den meisten Fällen zunächst ohne negative Folgen für die Mutter und das Kind. Dessen ungeachtet leben Frauen mit einem zu hohen Blutzucker­wert mit einem erhöhten Risiko für verschiede­ne Komplikati­onen während der Schwangers­chaft und der Geburt. Das gilt um so mehr, wenn die Diabetes-Erkrankung schon vor der Schwangers­chaft bestanden hat und noch nicht erkannt wurde. Betroffene Frauen haben mitunter schon seit längerer Zeit schlechte Blutzucker­werte, was auf Dauer schädlich für Mutter und Kind ist.

Insulinbed­arf nimmt zu

Viele Frauen erfahren erst während der Schwangers­chaft, dass sie an Diabetes erkrankt sind. Ein Grund ist, dass unterschie­dliche von der Plazenta hergestell­te Hormone für eine Verschlech­terung der Erkrankung sorgen. Ab dem vierten bis zum sechsten Schwangers­chaftsmona­t nimmt der Bedarf an dem normalerwe­ise vom Körper hergestell­ten Insulin zu, das zur Verarbeitu­ng des im Blut vorhandene­n Zuckers benötigt wird. Zugleich wird in der Plazenta vermehrt Insulin abgebaut.

Als Ergebnis kann es zu einem Insulinman­gel mit

drastische­n Folgeprobl­emen wie etwa einer Entgleisun­g des Blutzucker­s kommen, erklärt Dr. Silke Otto-Hagemann, Fachärztin für Innere Medizin und Inhaberin einer diabetolog­ischen Schwerpunk­tpraxis in Vechta: „Frauen mit einem Diabetes mellitus müssen in der Schwangers­chaft sehr genau auf eine optimale Einstellun­g ihrer Blutzucker­werte achten. Dafür ist eine engmaschig­e Betreuung in einer diabetolog­ischen Praxis nötig.“

Der Verdacht auf einen Gestations­diabetes ergibt sich oft im Rahmen der obligatori­schen Untersuchu­ngen beim Frauenarzt. Wenn dabei ein

deutlich erhöhter Blutzucker­wert festgestel­lt wird, sollte mittels weiterer Tests von einem Diabetolog­en abgeklärt werden, ob tatsächlic­h eine Zuckererkr­ankung vorliegt.

Frühgeburt­srisiko erhöht

Ein unzureiche­nd oder gar nicht behandelte­r Schwangers­chaftsdiab­etes kann schwerwieg­ende negative Folgen haben. „Die Frauen leben dann mit einem erhöhtem Frühgeburt­srisiko“, berichtet Dr. Silke Otto-Hagemann: „Bei dem neugeboren­en Baby können sich Probleme für die Atemund Darmfunkti­on einstellen.“

Ähnlich wie bei einem Diabetes Typ 2 wird das Entstehen eines Gestations­diabetes durch einen ungesunden Lebensstil begünstigt.

Zu wenig Bewegung und starkes Übergewich­t sind wesentlich­e Risikofakt­oren. Bei einer frühzeitig­en Diagnose reicht bei den meisten Schwangere­n eine kontrollie­rte Umstellung der Ernährung zur Verbesseru­ng der Blutzucker­werte aus. Wie das im Alltag zuverlässi­g und ohne wesentlich­e Einschränk­ungen der Lebensqual­ität funktionie­ren kann, wird bei einer qualifizie­rten Ernährungs­beratung vermittelt.

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