Übergewicht erhöht das Risiko
Prof. Dr. Michael Hummel (Bild) ist Sprecher der Arbeitsgemeinschaft Innere Medizin und Diabetologie in der Deutschen Diabetes Gesellschaft.
Kann ein Schwangerschaftsdiabetes lange Zeit unerkannt bleiben?
Hummel: Ja. Der Schwangerschaftsdiabetes bleibt oft unbemerkt, da die Erkrankung bereits bei relativ leicht erhöhten Blutzuckerwerten auftritt, ohne dass Beschwerden auftreten. Deshalb ist eine Screening-Untersuchung wichtig für die richtige Diagnosestellung.
Bringen die obligatorischen Voruntersuchungen beim Frauenarzt genug Sicherheit? Hummel: Der Frauenarzt führt einen Screeningtest mit einer 50 Gramm-Glukoselösung bei Schwangeren durch. Wenn hierbei nach einer Stunde ein definierter Blutglukosewert überschritten wird, folgt ein zweiter, aufwendigerer Zuckerbelastungstest über zwei Stunden. Die meisten Patientinnen werden mit diesem Testverfahren entdeckt. Schätzungsweise ein bis zwei Prozent der betroffenen Frauen werden durch diesen Testlauf aber nicht erkannt.
Wie lässt sich der Schutz verbessern?
Hummel: Neben einem initialen zweistündigen Zuckerbelastungstest für alle Schwangeren anstelle des 50 GrammScreeningtests wäre eine bessere Aufklärung junger Frauen wichtig. Übergewicht und Adipositas sind wichtige Risikofaktoren für das Entstehen von Schwangerschaftsdiabetes. Durch mehr Bewegung und verbesserte Ernährungsgewohnheiten schon vor der Schwangerschaft wäre viel gewonnen.