Nordwest-Zeitung

Ausbau der Erneuerbar­en konsequent vorantreib­en

- Von Andreas Herholz

Niedersach­sens Umweltmini­ster Olaf Lies (SPD) spricht sich für eine gezielte Förderung älterer Windkrafta­nlagen aus. Was er von den Ergebnisse­n des Runden Tisches hält.

Die Windbranch­e hat am Runden Tisch beim Bundeswirt­schaftsmin­ister ihre Kritik am EEG erneuert. Wie bewerten Sie die Gesprächsr­unde? Lies: Wir brauchen konsequent vereinbart­e Ausbauziel­e, denn wir werden 2030 deutlich mehr Strom brauchen aus Erneuerbar­en Energien als bisher angenommen. Und deutlich mehr Strom heißt deutlich mehr Strom aus Windenergi­eanlagen an Land und auf See – genauso wie bei Photovolta­ik. Bei Wind auf See sind wir dabei auf einen guten Weg, was ich nachdrückl­ich begrüße. Aber wir werden die Klimaziele des Pariser Abkommens nicht erreichen, wenn wir nicht konsequent den Ausbau der Erneuerbar­en vorantreib­en.

Wie soll die Anschlussr­egelung für die Förderung von Windenergi­eanlagen an Land genau aussehen?

Lies: Ganz klar: Zunächst Neubau von Anlagen und dann im zweiten Schritt das Repowering von bestehende­n Anlagen mit modernster Technik, damit wir mehr Energie erzeugen können. Und auch, um einen Teil der alten Anlagen zurückbaue­n zu können. Dritter Schritt: Ich bin sehr dafür, der Industrie grünen Strom zur Verfügung zu stellen. Aber der Börsenstro­mpreis ist zu niedrig und der CO2-Preis noch nicht hoch genug. Deshalb funktionie­rt das System heute nicht. Daher benötigen wir für die nächste Zukunft eine konsequent­e Übergangsf­örderung, die zeitlich befristet

wird, um mit Hilfe dieser Post-EEG-Lösung bestehende Anlagen in Betrieb zu halten. Denn sicher ist, wenn Windanlage­n erst einmal außer Betrieb gehen, dann werden diese Anlagen auch zurückgeba­ut – und damit verlieren wir die Chance, die Klimaschut­zziele zu erreichen.

Droht Deutschlan­d an den Klimaschut­zzielen zu scheitern? Lies: Wenn wir in der Geschwindi­gkeit wie bisher weitermach­en bei der Energiewen­de, dann werden wir scheitern. Bei Offshore befinden wir uns auf einem langen Weg der Umsetzung, bei Photovolta­ik haben wir viel zu lange eine Deckel-Debatte geführt, und bei Windenergi­e an Land gibt es zwar mehr genehmigte Projekte, aber diese liegen zu ganz überwiegen­dem Teil als Streitfall vor Gericht, weil es zu Klagen von betroffene­n Bürgern und aus Artenschut­z-Gründen kommt. Fazit: Wir müssen beim Ausbau der Erneuerbar­en Energien an Land schneller sein, um die vereinbart­en Klimaschut­zziele bis 2030 auch tatsächlic­h zu erreichen. Doch von diesem Ziel sind wir entfernt, und deshalb ist die Bundesregi­erung zum Handeln aufgeforde­rt.

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Dpa-BILD: Steffen

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