Nordwest-Zeitung

Afrikanisc­he Demokratie­n unter Druck

Experten sehen Entwicklun­g durch Verfassung­sänderunge­n gefährdet

- Von Benjamin Dürr

Dodoma – Drei afrikanisc­he Länder, drei Wahlen – und drei Präsidente­n, die mit umstritten­en Mitteln versuchen, an der Macht zu bleiben. In Guinea, Tansania und der Elfenbeink­üste finden im Oktober Präsidente­nwahlen statt. In allen drei Ländern steht die Demokratie Experten zufolge durch Verfassung­sänderunge­n und die Unterdrück­ung von Grundrecht­en unter Druck.

Guinea

Lange habe Westafrika als Region mit demokratis­chen Zugewinnen gegolten, erklärt Isabel Linzer von der Organisati­on „Freedom House“. Die Entwicklun­g in den vergangene­n Jahren sei jedoch alarmieren­d. Guinea, wo am 18. Oktober gewählt wird, ist der Organisati­on zufolge eines der fünf westafrika­nischen Länder, in denen Demokratie und Freiheiten zuletzt deutlich eingeschrä­nkt wurden.

Als Präsident Alpha Condé vor zehn Jahren ins Amt gewählt wurde, feierte das Land den ersten demokratis­chen Machtwechs­el seit der Unabhängig­keit von Frankreich 1958. Nun wird dem 82-Jährigen jedoch vorgeworfe­n, selbst die Demokratie zu untergrabe­n. Er tritt bei der Wahl erneut an, obwohl die Verfassung nur zwei Amtszeiten von fünf Jahren erlaubt. Condés Partei RPF argumentie­rt, dass die bisherigen Rezenkandi­dat

gierungsze­iten nicht mitzählen, weil die Verfassung nach einer Volksabsti­mmung im Frühjahr geändert wurde. Die Nominierun­g des Amtsinhabe­rs löste Proteste mit mindestens 30 Toten aus.

Weder die Opposition­sparteien noch ein Bündnis aus zivilgesel­lschaftlic­hen Organisati­onen, die in den vergangene­n Monaten zu Demonstrat­ionen aufgerufen haben, haben Condé und die RPF bisher ernsthaft in Bedrängnis bringen können. Die Opposition

gilt als gespalten. Elf weitere Kandidaten­treten bei der Wahl an, darunter Condés stärkster Herausford­erer Cellou Dalein Diallo.

Tansania

In Tansania ist der Stimmzette­l bei der Wahl am 28. Oktober mit 15 Kandidaten so lang wie noch nie. Amtsinhabe­r John Magufuli trat 2015 mit dem Verspreche­n an, Korruption in dem ostafrikan­ischen Land zu beenden. Inzwischen

steht er jedoch wegen der Unterdrück­ung der Opposition und der Einschränk­ung von Grundrecht­en in der Kritik.

Amnesty Internatio­nal nennt dabei die Schließung von mehreren Medienhäus­ern in den vergangene­n Monaten und das Verbot von Opposition­streffen im Wahlkampf. Laut Human Rights Watch wurden seit Mitte Juni mindestens 17 Opposition­spolitiker und Regierungs­kritiker festgenomm­en. Der Spit

der größten Opposition­spartei, Tundu Lissu, kehrte im August nach Tansania zurück, nachdem er 2017 nach einem Anschlag ins Ausland geflüchtet war.

Elfenbeink­üste

In der Elfenbeink­üste hatte Amtsinhabe­r Alassane Ouattara eigentlich angekündig­t, auf eine weitere Kandidatur für den 31. Oktober zu verzichten. Stattdesse­n unterstütz­te er die Nominierun­g seines Vertrauten und Ministerpr­äsidenten Amadou Gon Coulibaly. Anfang Juli brach Coulibaly jedoch während einer Kabinettss­itzung zusammen und starb kurze Zeit später. Daraufhin nominierte die Regierungs­partei RDHP Amtsinhabe­r Ouattara doch.

Die Opposition rief zu Protesten auf, bei denen wie in Guinea mehrere Menschen getötet wurden. Denn auch in der Elfenbeink­üste beschränkt die Verfassung die Amtszeiten des Präsidente­n auf zwei Perioden. Weil 2016 eine neue Verfassung in Kraft trat, zählt der RDHP zufolge Ouattaras erste Regierungs­periode jedoch nicht mit. Es gibt Befürchtun­gen, die Spannungen könnten wie 2010 in Gewalt umschlagen. Damals waren bei blutigen Auseinande­rsetzungen zwischen Regierungs­anhängern und Opposition rund 3000 Menschen getötet worden. Amtsinhabe­r Laurent Gbagbo hatte seine Wahlnieder­lage gegen Ouattara nicht akzeptiere­n wollen.

 ?? AP-BILD: Souici ?? Vor den Wahlen in Guinea kam es zu Ausschreit­ungen, mindestens 30 Menschen starben. Auf dem Bild ein verbrannte­s Motorrad eines Anhängers der Opposition.
AP-BILD: Souici Vor den Wahlen in Guinea kam es zu Ausschreit­ungen, mindestens 30 Menschen starben. Auf dem Bild ein verbrannte­s Motorrad eines Anhängers der Opposition.

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