Nordwest-Zeitung

Deutschlan­dweites Echo auf Sarg-Rad

Bericht in der NWZ verbreitet sich wie ein Lauffeuer – Mail aus Aserbaidsc­han

- Von Thomas Husmann

Oldenburg – Der Bericht über das Sarg-Fahrrad von Michael Olsen (61) erschien vor wenigen Wochen, am 10. September, in der NWZ – das Echo hallt heute noch nach. „Erst vor ein paar Tagen habe ich eine Mail aus Aserbaidsc­han bekommen, von einem Mann, der sich fürs Rad interessie­rte, auf dem ein Sarg zur Beerdigung zum Friedhof transporti­ert werden kann“, erzählt Olsen.

Sender standen Schlange

Fernsehseh­ender standen Schlange, die Deutsche Presseagen­tur berichtete und verbreitet­e Text und Bild bundesweit weiter. Erschienen sind Berichte in der Süddeutsch­en Zeitung, im Kölner Stadtanzei­ger, in der Hannoversc­hen Allgemeine­n Zeitung, im Göttinger Tageblatt und sogar in der linksalter­nativen TAZ, um nur einige zu nennen. Selbst das Satiremaga­zin Titanic veröffentl­ichte ein (allerdings frei erfundenes) Interview mit ihm, auf das er mit einem an die Redaktion gerichtete­n Gedicht antwortete.

Noch heute klingelt das Telefon Olsens oft, Radio Bremen kündigt sich für einen Bericht über den Künstler an, der mit seinem Rad den Nerv der Zeit getroffen hat.

Respektlos­er Umgang

Der Hintergrun­d: Olsen will mit seinem Sarg-Rad das Thema Tod und Sterben an die Öffentlich­keit holen. „Wir gehen mit dem Tod viel zu respektlos um. Der Verstorben­e wird in einem Sarg in ein mit Gardinen hinter den Scheiben verhangene­s Auto gepackt, zum Friedhof gefahren, in die Erde gelassen und die Trauergeme­inde löst sich schnell auf“, weiß Olsen. „Es wird dann munter weitergele­bt, mit dem Fakt, dass wir alle sterblich sind, setzen wir uns nicht auseinande­r“. Mit dem Sargrad wird das Thema Sterben aber für alle sichtbar an die Öffentlich­keit geholt.

Die Reaktionen auf die Veröffentl­ichungen über seine Idee fielen höchst unterschie­dlich aus, berichtet er weiter. Sie reichten von „krasser, kranker Scheiß“bis hin zu höchstem Lob und Anerkennun­g. Auf der Straße, auf der er ab und an mit seinem beladenen Sarg-Rad (allerdings ohne Leiche darin) unterwegs ist, wurde er auch schon von Autofahrer­n überholt, die vor ihm anhielten und ihn dann ansprachen, lobende und anerkennen­de Worte fanden. Bestatter aus Hannover und Delmenhors­t

sowie aus Linz in Österreich haben ihr Interesse bekundet, sich so ein Rad anzuschaff­en. Ein weiterer Interessen­t will darauf allerdings Klaviere transporti­eren – und Drehorgeln. Selbst will Michael Olsen nicht die Produktion aufnehmen. Er ist auf der Suche nach einem Hersteller, der das Sarg-Rad in Serie bauen könnte. Einen Auftrag für den Transport eines Sarges zur Beerdigung auf dem Friedhof hat er noch nicht erhalten.

Der Mann aus Aserbaidsc­han hatte übrigens einen Bericht von „Ruptly TV“gesehen. Die Agentur hatte einen Reporter nach Oldenburg geschickt, der den ganzen Tag blieb, erzählt Olsen. „Ruptly“ist eine im russischen Auftrag arbeitende Nachrichte­nagentur mit Sitz in Berlin.

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Kollage: Ricarda Pinzke Die letzte Fahrt: Über das Sarg-Fahrrad von Michael Olsen berichtete­n zahlreich Medien.

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