Deutschlandweites Echo auf Sarg-Rad
Bericht in der NWZ verbreitet sich wie ein Lauffeuer – Mail aus Aserbaidschan
Oldenburg – Der Bericht über das Sarg-Fahrrad von Michael Olsen (61) erschien vor wenigen Wochen, am 10. September, in der NWZ – das Echo hallt heute noch nach. „Erst vor ein paar Tagen habe ich eine Mail aus Aserbaidschan bekommen, von einem Mann, der sich fürs Rad interessierte, auf dem ein Sarg zur Beerdigung zum Friedhof transportiert werden kann“, erzählt Olsen.
Sender standen Schlange
Fernsehsehender standen Schlange, die Deutsche Presseagentur berichtete und verbreitete Text und Bild bundesweit weiter. Erschienen sind Berichte in der Süddeutschen Zeitung, im Kölner Stadtanzeiger, in der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung, im Göttinger Tageblatt und sogar in der linksalternativen TAZ, um nur einige zu nennen. Selbst das Satiremagazin Titanic veröffentlichte ein (allerdings frei erfundenes) Interview mit ihm, auf das er mit einem an die Redaktion gerichteten Gedicht antwortete.
Noch heute klingelt das Telefon Olsens oft, Radio Bremen kündigt sich für einen Bericht über den Künstler an, der mit seinem Rad den Nerv der Zeit getroffen hat.
Respektloser Umgang
Der Hintergrund: Olsen will mit seinem Sarg-Rad das Thema Tod und Sterben an die Öffentlichkeit holen. „Wir gehen mit dem Tod viel zu respektlos um. Der Verstorbene wird in einem Sarg in ein mit Gardinen hinter den Scheiben verhangenes Auto gepackt, zum Friedhof gefahren, in die Erde gelassen und die Trauergemeinde löst sich schnell auf“, weiß Olsen. „Es wird dann munter weitergelebt, mit dem Fakt, dass wir alle sterblich sind, setzen wir uns nicht auseinander“. Mit dem Sargrad wird das Thema Sterben aber für alle sichtbar an die Öffentlichkeit geholt.
Die Reaktionen auf die Veröffentlichungen über seine Idee fielen höchst unterschiedlich aus, berichtet er weiter. Sie reichten von „krasser, kranker Scheiß“bis hin zu höchstem Lob und Anerkennung. Auf der Straße, auf der er ab und an mit seinem beladenen Sarg-Rad (allerdings ohne Leiche darin) unterwegs ist, wurde er auch schon von Autofahrern überholt, die vor ihm anhielten und ihn dann ansprachen, lobende und anerkennende Worte fanden. Bestatter aus Hannover und Delmenhorst
sowie aus Linz in Österreich haben ihr Interesse bekundet, sich so ein Rad anzuschaffen. Ein weiterer Interessent will darauf allerdings Klaviere transportieren – und Drehorgeln. Selbst will Michael Olsen nicht die Produktion aufnehmen. Er ist auf der Suche nach einem Hersteller, der das Sarg-Rad in Serie bauen könnte. Einen Auftrag für den Transport eines Sarges zur Beerdigung auf dem Friedhof hat er noch nicht erhalten.
Der Mann aus Aserbaidschan hatte übrigens einen Bericht von „Ruptly TV“gesehen. Die Agentur hatte einen Reporter nach Oldenburg geschickt, der den ganzen Tag blieb, erzählt Olsen. „Ruptly“ist eine im russischen Auftrag arbeitende Nachrichtenagentur mit Sitz in Berlin.