Wenn Langeweile ein Erfolg ist
Wie Werder sich 1:1 in München erkämpfte und Remis-Rekord aufstellte
München/Bremen – Diese Bestmarke ist kurios – und sie ist eigentlich nicht erstrebenswert. Zum fünften Mal in Folge 1:1 zu spielen, bringt eine Fußballmannschaft tabellarisch nicht nach vorn. Im Gegenteil: Man tritt auf der Stelle. Wenn man sich diesen skurrilen Bundesliga-Rekord aber mit einem 1:1 bei Bayern München sichert, dann löst die Monotonie in den Zahlen dennoch Begeisterung aus.
„Jetzt haben wir ihn – den wahrscheinlich zweitlangweiligsten Rekord der BundesligaGeschichte nach am längsten 0:0 gespielt“, witzelte Trainer Florian Kohfeldt gut gelaunt, nachdem seine Mannschaft „extrem diszipliniert verteidigt“und so endlich das Thema Negativlauf gegen den FC Bayern hatte. 22 Pflichtspiele in Serie hatte Werder gegen den Rekordmeister verloren, war seit dem September 2010 immer als Verlierer vom Platz gegangen. Das Ende der Serie sowie die siebte unbesiegte Partie in Folge unterstreichen, dass die Bremer konstanter auftreten als in der Vorsaison.
Das sagt der Trainer
„Die Mannschaft arbeitet hart an sich und spielt leidenschaftlich
Fußball. Sie geht auch fußballerisch Schritte“, sagte Kohfeldt. Das gegen die „beste Mannschaft der Welt“umgesetzt zu haben, „kann uns helfen, den Glauben weiter zu stärken.“Mit elf Punkten aus acht Partien steht Werder weiter im gesicherten Mittelfeld und hat sich schon eine große Lücke zu der Region erarbeitet, in der das Team quasi die komplette vergangene Saison verbracht hat. „Wenn wir den Weg weiter gehen, werden wir – auch wenn wir mal einen Rückschlag haben – eine sehr stabile Saison spielen“, zeigte sich Kohfeldt zufrieden.
Werders stärken
Erneut zeigte Werder, dass es dem Team liegt, wenn der Gegner das Spiel macht – nur in München war das bisher nicht gelungen. Dieses Mal aber überzeugten die Bremer
gegen Robert Lewandowski und Co. mit einem bemerkenswert guten Defensivauftritt – und nicht nur das. Werder spielte mutig nach vorn, vor allem in der ersten Halbzeit. Wenn man nur die klaren Torchancen betrachtet, wäre für Torschütze Maximilian Eggestein (45. Minute) und Co. sogar mehr drin gewesen. Vor allem Joshua Sargent, aber auch Leonardo Bittencourt und Milot Rashica hatten bei aller Ballbesitz-Überlegenheit der Münchner gute Torgelegenheiten.
Das sagen die Spieler
„Ich bin sogar einen ganz kleinen Hauch enttäuscht, weil mehr möglich gewesen wäre“, gestand Eggestein, der von Kohfeldt als „überragender Spieler“seiner Elf geadelt wurde. „Natürlich hatte Bayern viel Ballbesitz und den Ball gut von links nach rechts gespielt, aber wenn man die vielen klaren Torchancen sieht, hätte man auch zwei Punkte mehr mitnehmen können“, meinte Ömer Toprak, der in der Dreierkette mit Marco Friedl und Christian Groß eine ganze starke Leistung ablieferte. „Wir wollten kompakt stehen, das ist uns von der ersten bis zur letzten Minute gut gelungen“, meinte Friedl.
Die schwere Aufgabe
Der Punkt in München tat vor allem auch deswegen gut, weil an diesem Freitag (20.30 Uhr) in Wolfsburg eine weitere schwierige Auswärtsaufgabe wartet. Der VfL ist in dieser Saison noch ungeschlagen, hat sich mit dem dritten Sieg in Serie (2:0 bei Schalke 04) inzwischen auf den fünften Platz vorgearbeitet. „Das sind zu viele Unentschieden, das müssen wir bald ändern – hoffentlich schon am Freitag. Auf Dauer gibt uns das nicht viel“, meinte Linksverteidiger Ludwig Augustinsson mit Blick auf die Bremer Remis-Bestmarke. „Wir versuchen im positiven Sinne in den nächsten Spielen die Serie zu brechen und nicht noch auszubauen“, würde sich Kohfeldt freuen, wenn die Langeweile bei den Ergebnissen dann doch bald ein Ende hat.