Volle Notaufnahmen auch ohne Corona
Neujahrsnacht ist die arbeitsreichste des Jahres – Würde ein Böllerverbot helfen?
Eigentlich ist es eine Selbstverständlichkeit, doch einige Radfahrer halten sich nicht daran – das Licht einzuschalten, wenn sie in der dunklen Jahreszeit unterwegs sind. Für andere Verkehrsteilnehmer – auch Radfahrer im übrigen – sind die unterbelichteten Radler nur schwer zu erkennen. Das gilt insbesondere dann, wenn es in der Dunkelheit auch noch regnet.
Ein Leser Theobalds wäre am Sonntagabend vor einer Woche mit seinem Auto fast mit einem Radfahrer zusammengestoßen, der unbeleuchtet auf dem Uhlhornsweg fuhr. Er selbst kam aus der Straße Brökerei. Der Radfahrer wäre quasi aus dem Nichts aufgetaucht und der Leser hatte gerade noch rechtzeitig bremsen können. Auch am darauf folgenden Montagabend habe er mehrere dunkel gekleidete und unbeleuchtete Radfahrer auf dem Uhlhornsweg bemerkt. Also, liebe Radfahrer, macht die Beleuchtung an und wenn sie defekt sein sollte, lasst sie reparieren oder repariert sie selbst, bittet
theobald@NWZmedien.de
Ein Spaziergang im Herbst entlang der Mühlenhunte lohnt sich bei diesem schönen Wetter. Man kann zwischen Schloss und Huntestraße die schönen Aussichten genießen.
Oldenburg – Alle Jahre wieder: Die Diskussion um ein Böllerverbot zum Jahreswechsel kommt so sicher wie dieser selbst. Waren es zuletzt Tierschutzund Feinstaubdebatten, ist es dieses Jahr die Corona-Pandemie, genauer gesagt die befürchtete Überlastung der Notaufnahmen. Doch wie sieht es da in der Neujahrsnacht eigentlich wirklich aus? Wie viele Menschen müssen in den drei Oldenburger Krankenhäusern in der ersten Nacht des Jahres zusätzlich behandelt werden? Wie viele davon werden stationär aufgenommen oder müssen sogar intensivmedizinisch betreut werden?
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Am vergangenen Jahreswechsel wurden im EV zwischen dem 27. Dezember und 3. Januar insgesamt 16 Handund Gesichtsverletzungen im Zusammenhang mit Pyrotechnik behandelt, sagt Dr. Thomas Henke, ärztlicher Leiter des Zentrums für Notfallmedizin. In den vergangenen Jahren wurden zwischen 10 und 20 Fälle mit einem typischen Verletzungsmuster (Verbrennungen, Fremdkörpereinsprengungen, Weichteilverletzungen im Bereich der Hand und des Gesicht-/ Halsbereiches bis hin zu Explosionsverletzungen der Hand) in dem Zeitraum um den Jahreswechsel beobachtet. Rund 30 Prozent mussten stationär behandelt werden. Eine Intensivpflicht resultierte hingegen – wenn überhaupt – aus dem Missbrauch von Alkohol, Drogen und KO-Tropfen.
Vom Behandlungsaufkommen sei jeder Jahreswechsel in einer Notaufnahme gleich, schildert Henke. Bis 23 Uhr ist es auffällig ruhig in der Notaufnahme, ab 00.30 Uhr werden in den darauffolgenden sechs Stunden dann zwischen 50 und 70 Patienten gesehen.
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Evangelisches Krankenhaus
Pius-Hospital
„In der Silvesternacht herrscht in den Notaufnahmen der Krankenhäuser in der Tat meist Hochbetrieb“, sagt auch Dr. Kirsten Habbinga, Leitende Ärztin des Aufnahmezentrums und der Notaufnahme.
Ein Feuerwerk zum Jahreswechsel gehört auch in Oldenburg dazu – sorgt aber auch für viel Arbeit in den Notaufnahmen. Könnte ein Böllerverbot diese wirklich entlasten?
„Im Pius-Hospital liegt dies zu einem großen Teil daran, dass Patienten mit teils schweren Augenverletzungen durch Unfälle mit Feuerwerkskörpern in die Notaufnahme kommen. Denn für solche Fälle sind wir in Oldenburg und Umland die einzige Anlaufstelle.“Der vermehrte Alkoholkonsum tue hier sein übriges.
Ein Verzicht auf das Böllern sei alleine deshalb schon „gesundheitlich betrachtet generell sinnvoll und würde folglich auch für eine Entlastung der derzeit dringend benötigten Krankenhauskapazitäten sorgen“, so Habbinga. Zwar handele es sich bei den Patienten in Silvesternächten in der Regel eher um ambulante Patienten, sollten sie jedoch stationär aufgenommen werden, kommt es durchaus vor, dass sie, je nach Schwere der Erkrankung, auch intensivmedizinisch behandelt werden müssen.
In die Pius-Notaufnahme kamen zum letzten Jahreswechsel insgesamt 83 Patienten – die Mehrzahl allerdings mit internistischen Beschwerden. 31 kamen aufgrund von Beschwerden an den Augen, etwa die Hälfte von ihnen wegen Verletzungen durch Feuerwerkskörper. Vier der insgesamt 83 Patienten waren überwachungspflichtig mit Alkoholintoxikation (zwei auf der Aufnahmestation, zwei auf der Intermediate Care und Intensivstation). Insgesamt
kam es zu knapp 40 stationären Aufnahmen.
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Klinikum Oldenburg
„Typische Böllerverletzungen sind Verletzungen an den Händen und hier werden primär die Kliniken mit einer Handchirurgie aufgesucht“, lässt Sigrid Jürgensmann, Leiterin der Unternehmenskommunikation
am Klinikum wissen. „Hier können wir keine Zahl nennen. Allerdings kann ich sagen, dass unser Aufkommen im Notfallzentrum nicht signifikant erhöht war.“
Auch die intensivmedizinischen Kapazitäten seien nicht durch Patienten mit schweren Verletzungen im Zusammenhang mit Feuerwerk in Anspruch genommen worden.
Zu einem möglichen Böllerverbot äußert sich das Klinikum nicht im Detail. Nur so viel: „Natürlich wäre es gut, wenn eine Vermeidung von Ansammlungen alkoholisierter Menschen stattfindet, weil hier nachweislich die Bereitschaft zum Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung sinkt und das bei Nichteinhaltung der Abstandsregeln.“