„Insektenschutz kann nur mit uns Bauern gelingen“
Die Bundesregierung hat sich nach monatelangem Streit zwischen Agrar- und Umweltministerium auf ein Paket zum Insektenschutz geeinigt und es nun im Kabinett verabschiedet. Warum demonstrieren viele Bauern und ihr Verband dagegen?
Rukwied: Um es deutlich zu sagen: Wir Bauern sind nicht gegen Insektenschutz – im Gegenteil. Wir brauchen die Bienen als Bestäuber. Aber dieses Gesetzespaket ist so weitreichend, dass es viele unserer Betriebe in ihrer Existenz gefährden würde. Deshalb haben wir die Politik aufgefordert, diesen Gesetzentwurf noch einmal deutlich nachzubessern. Hier sind weitere substanzielle Veränderungen nötig.
Was bedeutet es für Landwirte, wenn Glyphosat nur noch in Ausnahmen erlaubt und dann 2024 völlig verboten wird? Rukwied: Wir Bauern sind grundsätzlich auf Pflanzenschutzmittel angewiesen. Egal, ob bio oder konventionell – nur so können wir verlässlich sichere und gesunde Lebensmittel erzeugen. Jeder Wirkstoff ist ein Teil in einem Baukasten. Wenn man einen herausnimmt, muss man sich bewusst sein, dass er durch andere Teile ersetzt wird. Aus unserer Sicht ist dieses Vorgehen populistisch und nicht bis zum Ende durchdacht.
Welche Folgen hat das Paket zum Insektenschutz insgesamt für die Bauern? Rukwied: Wir Bauern beteiligen uns bereits aktiv am Insektenschutz. Wir legen Blühstreifen oder Altgrasstreifen an, setzen Hecken, erweitern die Fruchtfolge und überlassen Uferrandbereiche der Natur. Das alles wird ignoriert und soll durch gesetzliche Verbote ersetzt werden. Diese werden den Insekten nicht helfen. Stattdessen richten sie einen massiven wirtschaftlichen Schaden in der Landwirtschaft an. Insektenschutz kann nur mit uns Bauern gelingen – nicht gegen uns. Insektenschutz geht besser.
Sehen Sie noch Chancen, dass die Pläne in Ihrem Sinne verändert werden? Rukwied: In einigen Bundesländern gibt es schon sehr gute Beispiele, die zeigen, wie Insektenschutz funktionieren kann. Bereits eingeschlagene Wege, wie beispielsweise das gemeinsam von Politik, Naturschutz und Landwirtschaft entwickelte „Biodiversitätsstärkungsgesetz“in BadenWürttemberg oder der „Niedersächsische Weg“, würden durch das jetzige Gesetz völlig konterkariert werden. Diese Länder können kein Interesse haben, dass diese zwischen Naturschutz und Landwirtschaft – im gesellschaftlichen Konsens – erzielten Kompromisse wieder zerstört werden. Das hilft keiner Seite und zerstört vor allem Vertrauen.