Nordwest-Zeitung

Paket wieder aufschnüre­n

- Von Stefan Idel

Den Landwirten wird viel zugemutet: sinkende Erlöse für qualitativ hochwertig­e Produkte, neue Auflagen für Stallbaute­n und nun Insektensc­hutzgesetz in Verbindung mit Pflanzensc­hutzanwend­ungsverord­nung. Schon das Wortungetü­m zeigt, wohin die Reise gehen soll: zusätzlich­e Bürokratie und noch mehr Kontrollen.

Grundsätzl­ich ist das Ansinnen richtig, das Insektenst­erben zu bremsen sowie Tier- und Pflanzenwe­lt Rückzugsmö­glichkeite­n zu bieten. Der Glyphosat-Ausstieg und die Einschränk­ungen beim Einsatz von Pflanzensc­hutzmittel­n in Schutzgebi­eten erscheinen dabei als probate Mittel. Massive Flächensti­lllegungen und Eingriffe beim Extensivgr­ünland, die Lebensgrun­dlage vieler Landwirte beispielsw­eise in der Wesermarsc­h, kommen dagegen einer Enteignung gleich. Und natürlich hört es sich gut an, wenn Streuobstw­iesen in die Liste der geschützte­n Biotope aufgenomme­n werden. Aber wer pflegt denn diese Wiesen? Es sind meist Bauern. Ohne Fördermitt­el bleibt die Bewirtscha­ftung unrentabel.

Es ist ein Webfehler, dass die Bundesregi­erung bei dem Gesetz vor allem aufs Ordnungsre­cht setzt. Eine Kooperatio­n von Landwirten, Umweltschü­tzern und Regierende­n zu Gunsten des Umwelt- und Artenschut­zes, wie sie mit dem „Niedersäch­sischen Weg“in vorbildlic­her Weise gelungen ist, wird damit ausgebrems­t. Ein fairer Mix aus Verboten und Förderanre­izen bleibt in weiter Ferne. Ein paar Ausnahmen, die nur mit aufwendige­n Anträgen möglich werden, ändern wenig an der falschen Ausrichtun­g des Programms.

Beim „Niedersäch­sischen Weg“ist es gelungen, übers Wasserrech­t und weitere Instrument­e Fördermitt­el für Landwirte zu akquiriere­n, die eine Sonderleis­tung für die Gesellscha­ft erbringen. Nun wird mit Protokolln­otizen agiert, damit auf Bundeseben­e dafür Spielräume geschaffen werden. Die Bauern haben Zweifel, dass dies funktionie­rt. Und ob der Bundestag das Gesetzespa­ket aus dem Haus von Umweltmini­sterin Schulze wieder aufschnürt, erscheint fraglich. Wieder einmal dürfte der Weg vor die Gerichte vorgezeich­net sein.

@ Den Autor erreichen Sie unter Idel@infoautor.de

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany