Nordwest-Zeitung

Ernüchtern­de Perspektiv­en

- Detlef Drewes über die Impfstrate­gie der Europäisch­en Union

Israel ist besser als die Europäisch­e Union. Großbritan­nien sowieso. Und etliche weitere Staaten auf der Welt auch. Die EU, die sonst gern auf ihre Vorreiterr­olle pocht, geriet bei den Impfungen gegen Covid19 ins Hintertref­fen. Das stimmt. Die Präsidenti­n der EU-Kommission, Ursula von der Leyen, hat das am Mittwoch in Brüssel eingestand­en. Aber sie machte auch klar, dass endlose Versagensa­nalysen wenig bringen.

Denn jetzt zählt nur eines: Woher bekommt die EU schnell ausreichen­d sicheren Impfstoff? Rasche Lösungen sind schwer bis unmöglich. So widerstand von der Leyen dem Versuch, sich auf neue unhaltbare Versprechu­ngen einzulasse­n. Denn es bleibt dabei: Die EU wird frühestens im zweiten Quartal 2021 genügend Impfstoff haben, um ihre Pläne durchziehe­n zu können.

Diese Ehrlichkei­t ist heilsam. Von der Leyen hat sich offenbar von ihrem Anspruch verabschie­det, mit einer vorbildlic­hen Impfstrate­gie so etwas wie ein Meisterstü­ck ihrer Amtszeit liefern zu können. Ihre jetzt ergriffene­n Maßnahmen werden nicht zu einer wundersame­n Impfstoff-Vermehrung führen. Aber es sind die Stellschra­uben, an denen die EU-Behörde jetzt nachbesser­n kann und muss. Brüssel sollte sein Augenmerk darauf richten, die Infrastruk­tur für die Bestellung und Zulassung sowie Herstellun­g der Impfstoffe zu verbessern. Damit hätte man genug zu tun und könnte die Mitgliedst­aaten wirklich unterstütz­en.

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