Nordwest-Zeitung

Corona-Sonderverm­ögen soll umgeschich­tet werden

Minister Reinhold Hilbers will Neustart der Wirtschaft aus dem Lockdown erleichter­n

- Von Stefan Idel, Büro Hannover

Laut Berechnung des Bundesfina­nzminister­iums schließt Niedersach­sen das Jahr 2020 mit einem Haushaltsd­efizit von 4,9 Milliarden Euro ab. Das ist zwar gewaltig, aber nicht so dramatisch wie zunächst befürchtet. Ist noch Luft im Etat? Hilbers: Diese Zahl ist nur eine Momentaufn­ahme, die den Jahresabsc­hluss nicht widerspieg­elt. Die Zahlen für das Jahr 2020 stehen erst nach Erstellung des Soll-Abschlusse­s belastbar fest.

Der Landtag hatte mit zwei Nachtragsh­aushaltspl­änen Kredite in der Höhe von 8,79 Milliarden Euro bewilligt. Sind denn noch Haushaltsr­este da? Hilbers: Ja, wir haben bewusst Mittel in ein Sonderverm­ögen zur Bewältigun­g der Coronadie

Pandemie gestellt. Dieses Sonderverm­ögen können wir über den Jahreswech­sel hinaus einsetzen. Das ist bewusst so angelegt worden. Damit stehen auch 2021 ausreichen­d Mittel bereit.

Sie haben darauf hingewiese­n, dass das Jahr 2021 „vermutlich steuerschw­ächer“verlaufe als im Haushaltsp­lan vermutet. Welche Indizien sehen Sie dafür?

Hilbers: Die aktuellen Daten fußen auf der Steuerschä­tzung von November; da gab es noch keinen Lockdown. Wenn Ende Februar/Anfang März die Umsatzsteu­ermeldunge­n bei den Finanzämte­rn eingehen, werden wir den Rückgang deutlich spüren. Dieser Steuerrück­gang wird nicht so stark sein wie beim ersten Lockdown, denn diesmal kann

Industrie weiter produziere­n. Wir haben mit einer Wachstumsq­uote von 4,4 Prozent für 2021 geplant, nun geht die Bundesregi­erung von 3,5 Prozent aus. Der Wachstumsp­fad wird steiniger und schwierige­r werden.

Als Finanzmini­ster müssten Sie demnach ein Interesse haben, dass die Wirtschaft schnell wieder hochfahren kann, damit die Steuereinn­ahmen sprudeln.

Hilbers: Das habe ich natürlich. Hier geht es aber um eine Abwägung zwischen dem Schutz des Lebens und den notwendige­n Einschränk­ungen im Wirtschaft­sleben. Der Weg aus dem Lockdown wird nicht leicht.

Wirtschaft­sminister Althusmann sagt, der Topf „Neustart Niedersach­sen“sei um mehr als das Doppelte überzeichn­et. Insgesamt geht es um eine Fördersumm­e von fast 1,2 Milliarden Euro. Muss nachgelegt werden?

Hilbers: Es ist nicht unüblich, dass Förderprog­ramme überzeichn­et sind. Diese Situation haben wir auch in der Kapitalmar­ktkrise erlebt. Wenn jetzt der Förderbeda­rf groß ist, sehe ich das als Signal dafür, dass in der Wirtschaft viel investiert wird. Wir stehen daher in Gesprächen, damit es zu Umschichtu­ngen im Corona-Sonderverm­ögen kommt.

Erneut soll eine Prämie von je 500 Euro an Pflegekräf­te und Krankenhau­s-Mitarbeite­rinnen ausgeschüt­tet werden. Muss Niedersach­sen dazu auch einen Beitrag leisten? Hilbers: Davon ist mir bisher nichts bekannt, ich kenne nur den Beschluss.

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