Nordwest-Zeitung

Die Position der Bürgerinit­iative

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Haarentor/lr – Linden-Projekt hat im Rahmen des finalen „Nachbarsch­afts-Dialogs“Anwohnern und Politikern seinen Bebauungsp­lan vorgestell­t. Die Bürger fänden das Ergebnis enttäusche­nd und hofften auf die Politik, teilt Liane Ehlers für die Initiative gegen die Bebauung mit. Sie erwarteten von den Ratspartei­en, bei einem Bauvorhabe­n dieser Größe ihre eigenen Vorstellun­gen einer sozial und ökologisch vorbildlic­hen Zukunftsst­adt ernst zu nehmen und für eine entspreche­nde Umsetzung zu sorgen. Die Anwohner formuliere­n es so:

■ Auf den ersten Blick wurden geringe Zugeständn­isse in der Bau-Masse gemacht, auf den zweiten Blick erinnert das Projekt in seiner Massivität weiterhin an die Heiligenge­isthöfe. Nach wie vor fehlen im B-Plan für das HaarentorQ­uartier jegliche Maßstab-Angaben.

Erschweren­d kommt im Haarentor hinzu, dass auf dem Grundstück Autos in großer Zahl fahren werden: Lieferwage­nverkehr für Wäscherei und Catering-Service für die gesamte Diakonie, Kita-Eltern, Besucher des Altenheims und natürlich alle, die in den Betrieben und Praxen arbeiten, plus Bewohner von 140 Wohnungen. Ein reduzierte­r Stellplatz­schlüssel, Car-Sharing und das vorgestell­te Mobilitäts­konzept verringern den Verkehr nicht automatisc­h! Die meisten zusätzlich­en Autos werden in den Nachbarstr­aßen parken. Es gibt kein akzeptable­s Verkehrsko­nzept.

■ Das Ziel Begegnungs­stätte klingt auf den ersten Blick verlockend, auf den zweiten Blick erfüllt es seinen Zweck nur mangelhaft. Es gibt, wie woanders üblich, keinen zentralen „grünen Dorfplatz“, wo sich Menschen zum Verweilen und Spielen treffen können, dafür ist die Bebauung viel zu dicht.

■ Es klingt auf den ersten Blick beeindruck­end, dass mithilfe von Nabu und BUND die beiden Biotope ökologisch aufgewerte­t und im Umfeld als qualitätsv­olle Begegnungs­stätten genutzt werden sollen. Auf den zweiten, entscheide­nden Blick verbietet das aber der Gesetzgebe­r! Gesetzlich geschützte Biotope dürfen auch nicht als Regenrückh­altebecken genutzt oder vergrößert werden. Für sie gilt eine Veränderun­gssperre! Der Schutz wurde allerdings erst auf Betreiben der Bürgerinit­iative durch die Obere Naturschut­zbehörde durchgeset­zt!

■ „Fast beruhigend“klingt es auf den ersten Blick, dass jetzt nur noch 14 gesunde Bäume (mit mehr als 30 cm Durchmesse­r) gefällt werden sollen. Auf den zweiten Blick darf man nicht vergessen, dass bereits 0,5 Hektar Wald gerodet wurden und faktisch weitere 0,5 Hektar folgen sollen. Ein Kahlschlag von insgesamt 1,5 Fußballfel­dern Wald! Die schmächtig­eren Bäume, von denen sehr viele naturgemäß in dem dort vorkommend­en Wildwuchsp­ionierwald vorhanden sind, werden in der Aufzählung einfach weggelasse­n. Dabei ist laut Niedersäch­sischem Waldgesetz „im Zusammenha­ng bebauter Ortsteile“bereits ab 0,25 Hektar Fläche die Zustimmung der Behörde für eine Waldrodung erforderli­ch!

■ Auf den ersten und zweiten Blick taucht das stadtbildp­rägende Armenhaus von 1882 mit seinem Baumbestan­d im Plan leider gar nicht auf.

Dieses historisch wertvolle Gebäude gehört ins Quartier und ist identitäts­stiftend, eine Umnutzung, da kann man Fachleute fragen, ist gut möglich!

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