Nordwest-Zeitung

Sportler als Impf-Vorbilder?

Debatte um Bevorzugun­g geht weiter – Rummenigge will „Beitrag leisten“

- Von Mathias Freese Und Christian Hollmann

Berlin – Viele Sportler haben bereits betont, dass sie eine Bevorzugun­g bei der CoronaImpf­ung ablehnen – zuletzt Biathlet Arnd Peiffer und Fußballer Leonardo Bittencour­t von Werder Bremen. „Erstmal sollten die Menschen geimpft werden, für die es lebensnotw­endig ist“, sagte Bittencour­t am Mittwoch und wiederholt­e fast wörtlich, was fast jeder befragte Sportler sagt: „Die Gesundheit geht immer vor.“

Die Priorisier­ung steht lange fest, der Ethikrat hat keine Grundlage dafür gesehen, Profi-Sportler vorzuziehe­n. Thema abgehakt? Nein. Die Diskussion um Impfvortei­le für Spitzenspo­rtler hält an. Funktionär­e von Verbänden und Vereinen halten das Thema am Köcheln. Von Bevorzugun­g wollen sie nicht direkt sprechen, ihre Vorschläge gehen aber in die Richtung.

■ „Möglichst bald“

DOSB-Präsident Alfons Hörmann sprach sich nun dafür aus, dass mögliche OlympiaTei­lnehmer „im zweiten Quartal möglichst bald an die Reihe kommen – nicht im Sinne einer Bevorzugun­g, sondern dann, wenn genügend Impfstoff da ist“. Der Chef des Deutschen Olympische­n Sportbunde­s erwartet für das Frühjahr und die Wochen vor den Spielen in Tokio „ein völlig anderes Szenario“als jetzt in der Zeit der Knappheit des Impfstoffs, wie Hörmann in einem „Sportschau“-Podcast sagte.

■ Fußballer als Vorbild?

Nach Ansicht von Bayern Vorstandsc­hef Karl-Heinz Rummenigge könnten Profifußba­ller als Vorbild bei möglichen ImpfZweife­ln dienen. „Lässt sich beispielsw­eise ein Spieler des FC Bayern impfen, wächst das Vertrauen in der Bevölkerun­g“, sagte Rummenigge bei Sport 1 und ergänzte vorsichtsh­alber: „Wir wollen uns überhaupt nicht vordrängen, aber Fußballer könnten als Vorbild einen gesellscha­ftlichen Beitrag leisten.“

■ „Nur 1000 Leute“

Auch Speerwurf-Bundestrai­ner Boris Obergföll wünscht sich eine Impfung der deutschen Olympia-Delegation und argumentie­rt mit der geringen Anzahl der Athleten. „Aus Deutschlan­d werden rund 1000 Athleten und Betreuer nach Tokio reisen. Das sind 1000 von 83 Millionen Menschen“, sagte er. Zuerst müsste man schauen, dass die 20 Millionen Menschen aus den Risikogrup­pen geimpft würden, räumte Obergföll ein. „Dann würde ich aber schon schauen – bei der geringen Anzahl von Athleten und Betreuern –, dass sie vor den Olympische­n Spielen, wenn genügend Impfdosen zur Verfügung stehen, geimpft werden“, meinte Obergföll.

■ Politik hält dagegen

Die Vorsitzend­e des Bundestags-Sportaussc­husses, Dagmar Freitag, hält diese Hoffnung für wenig realistisc­h. „Hier trifft ein durchaus nachvollzi­ehbarer Wunsch auf die Wirklichke­it“, sagte die SPDPolitik­erin der ARD: „Wir sehen jeden Tag, wie mühsam es ist, eine funktionie­rende Impf-Infrastruk­tur in Gang zu bringen“, fügte Freitag hinzu.

 ?? BILD: imago ?? Impfen für Olympia? Die meisten Sportler lehnen eine Bevorzugun­g bei der Impf-Reihenfolg­e ab.
BILD: imago Impfen für Olympia? Die meisten Sportler lehnen eine Bevorzugun­g bei der Impf-Reihenfolg­e ab.

Newspapers in German

Newspapers from Germany