Sportler als Impf-Vorbilder?
Debatte um Bevorzugung geht weiter – Rummenigge will „Beitrag leisten“
Berlin – Viele Sportler haben bereits betont, dass sie eine Bevorzugung bei der CoronaImpfung ablehnen – zuletzt Biathlet Arnd Peiffer und Fußballer Leonardo Bittencourt von Werder Bremen. „Erstmal sollten die Menschen geimpft werden, für die es lebensnotwendig ist“, sagte Bittencourt am Mittwoch und wiederholte fast wörtlich, was fast jeder befragte Sportler sagt: „Die Gesundheit geht immer vor.“
Die Priorisierung steht lange fest, der Ethikrat hat keine Grundlage dafür gesehen, Profi-Sportler vorzuziehen. Thema abgehakt? Nein. Die Diskussion um Impfvorteile für Spitzensportler hält an. Funktionäre von Verbänden und Vereinen halten das Thema am Köcheln. Von Bevorzugung wollen sie nicht direkt sprechen, ihre Vorschläge gehen aber in die Richtung.
■ „Möglichst bald“
DOSB-Präsident Alfons Hörmann sprach sich nun dafür aus, dass mögliche OlympiaTeilnehmer „im zweiten Quartal möglichst bald an die Reihe kommen – nicht im Sinne einer Bevorzugung, sondern dann, wenn genügend Impfstoff da ist“. Der Chef des Deutschen Olympischen Sportbundes erwartet für das Frühjahr und die Wochen vor den Spielen in Tokio „ein völlig anderes Szenario“als jetzt in der Zeit der Knappheit des Impfstoffs, wie Hörmann in einem „Sportschau“-Podcast sagte.
■ Fußballer als Vorbild?
Nach Ansicht von Bayern Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge könnten Profifußballer als Vorbild bei möglichen ImpfZweifeln dienen. „Lässt sich beispielsweise ein Spieler des FC Bayern impfen, wächst das Vertrauen in der Bevölkerung“, sagte Rummenigge bei Sport 1 und ergänzte vorsichtshalber: „Wir wollen uns überhaupt nicht vordrängen, aber Fußballer könnten als Vorbild einen gesellschaftlichen Beitrag leisten.“
■ „Nur 1000 Leute“
Auch Speerwurf-Bundestrainer Boris Obergföll wünscht sich eine Impfung der deutschen Olympia-Delegation und argumentiert mit der geringen Anzahl der Athleten. „Aus Deutschland werden rund 1000 Athleten und Betreuer nach Tokio reisen. Das sind 1000 von 83 Millionen Menschen“, sagte er. Zuerst müsste man schauen, dass die 20 Millionen Menschen aus den Risikogruppen geimpft würden, räumte Obergföll ein. „Dann würde ich aber schon schauen – bei der geringen Anzahl von Athleten und Betreuern –, dass sie vor den Olympischen Spielen, wenn genügend Impfdosen zur Verfügung stehen, geimpft werden“, meinte Obergföll.
■ Politik hält dagegen
Die Vorsitzende des Bundestags-Sportausschusses, Dagmar Freitag, hält diese Hoffnung für wenig realistisch. „Hier trifft ein durchaus nachvollziehbarer Wunsch auf die Wirklichkeit“, sagte die SPDPolitikerin der ARD: „Wir sehen jeden Tag, wie mühsam es ist, eine funktionierende Impf-Infrastruktur in Gang zu bringen“, fügte Freitag hinzu.